Deutsche Tageszeitung - Fragwüriger Kohleausstieg und Milliarden für Regionen

Fragwüriger Kohleausstieg und Milliarden für Regionen


Fragwüriger Kohleausstieg und Milliarden für Regionen
Fragwüriger Kohleausstieg und Milliarden für Regionen

Das Bundeskabinett hat am Mittwochvormittag milliardenschwere Hilfen für die deutschen Kohle-Regionen auf den Weg gebracht. Die Ministerrunde verabschiedete den Gesetzentwurf des Bundeswirtschaftsministeriums, der bis zum Jahr 2038 Finanzhilfen von bis zu 14 Milliarden Euro sowie zahlreiche weitere Unterstützungsmaßnahmen vorsieht. SPD-Fraktionsvize Sören Bartol bezeichnete das Vorhaben, insgesamt rund 40 Milliarden Euro zu investieren, als "nationalen Kraftakt".
 
Das sogenannte Strukturstärkungsgesetz beschreibt, wie der Bund den Strukturwandel in den Braunkohleregionen in Brandenburg, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Sachsen-Anhalt bis ins Jahr 2038 begleiten soll. Neben den Finanzhilfen will der Bund den betroffenen Regionen etwa dadurch helfen, dass er dort Bundeseinrichtungen ansiedelt, die Verkehrsinfrastruktur schneller ausbaut und Forschungs- und Förderprogramme erweitert. Insgesamt sind für die Bewältigung des Kohleausstiegs 40 Milliarden Euro vorgesehen.
 
SPD-Fraktionsvize Bartol erklärte, mit dem Kabinettsbeschluss werde ein "zentrales Versprechen" an die Menschen in den Kohlerevieren eingelöst. "Wenn die Braunkohleförderung endet, überlassen wir sie nicht einfach ihrem Schicksal." Es gehe um neue Jobs, neue Schienen- und Straßenanbindungen und Investitionen in Bildung und Forschung. "Das gesamte Land wird die Kohleregionen in einem nationalen Kraftakt unterstützen", erklärte Bartol.
 
Die nordrhein-westfälische SPD forderte, das weitere Gesetzgebungsverfahren zügig voranzutreiben. "Wir müssen die Ergebnisse der Strukturwandelkommission schnellstmöglich umsetzen und in Gesetze gießen", sagte Landesparteichef Sebastian Hartmann dem "Kölner Stadt-Anzeiger". "Es wäre fatal, wenn der Kohlekompromiss der Diskontinuität zum Opfer fallen würde."
 
Käme es vorzeitig zu Neuwahlen, sei zu befürchten, "dass eine andere Bundesregierung bei einer Neuauflage der Kohlekommission, falls es überhaupt eine gäbe, zu Ergebnissen käme, bei der NRW deutlich schlechter bedient wäre", warnte Hartmann.
 
AfD-Fraktionschefin Alice Weidel kritisierte den Kohleausstieg am Mittwoch grundsätzlich. "Wir halten überhaupt nichts davon", sagte sie im ZDF-"Morgenmagazin". Es sei nicht möglich, gleichzeitig aus zwei Hauptenergieträgern - Atom und Kohle - auszusteigen. Die 40 Milliarden Euro könnten zudem die Folgen des Kohleausstiegs in den betroffenen Regionen nicht kompensieren.  (V.Korablyov--DTZ)

Empfohlen

Israel: 300 Hisbollah-Ziele im Libanon angegriffen

Nach der Ausweitung der israelischen Angriffe auf die Finanzstruktur der Hisbollah im Libanon hat Israel nach eigenen Angaben rund 300 Ziele der Miliz angegriffen. "Allein in den letzten 24 Stunden wurden circa 300 Ziele getroffen, erklärte das Militär am Montag. Demnach war bei Angriffen auf die Finanzfirma Al-Kard Al-Hassan auch ein Bunker, in dem Bargeld und Gold im Wert von dutzenden Millionen Dollar gelagert wurden.

Putin empfängt zum Brics-Gipfel im russischen Kasan

Rund 20 Staats- und Regierungschefs treffen sich ab Dienstag in Russland zum Gipfel der sogenannten Brics-Gruppe. An dem dreitägigen Treffen in Kasan im Südwesten des Landes werden neben Kreml-Chef Wladimir Putin voraussichtlich unter anderem UN-Generalsekretär António Guterres, Chinas Präsident Xi Jinping und der iranische Präsident Massud Peseschkian teilnehmen. Erwartet werden zudem den indischen Regierungschef Narendra Modi und der türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan.

Scholz empfängt finnischen Präsidenten Alexander Stubb in Berlin

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) empfängt am Dienstag (16.00 Uhr) den finnischen Präsidenten Alexander Stubb zu einem Arbeitsbesuch im Kanzleramt. In dem Gespräch der beiden Politiker soll es nach Angaben der Bundesregierung um die bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und Finnland sowie um europapolitische Fragen gehen. Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine ist zudem die euro-atlantische Sicherheit und besonders die Zusammenarbeit in der Nato Gesprächsthema. Anschließend ist eine Pressekonferenz geplant.

CDU in Sachsen startet Sondierungsgespräche mit BSW und SPD

Mehr als sieben Wochen nach der Landtagswahl in Sachsen nimmt die CDU mit dem BSW und der SPD am Dienstag (9.45 Uhr) in Dresden Sondierungsgespräche über eine mögliche Regierungsbildung auf. Die Spitzengremien der drei Parteien hatten in der vergangenen Woche mit entsprechenden Beschlüssen den Weg dafür frei gemacht.