Deutsche Tageszeitung - Mit US-Unterstützung: Syrien legt nach Gewalt gegen Drusen Aussöhnungsplan vor

Mit US-Unterstützung: Syrien legt nach Gewalt gegen Drusen Aussöhnungsplan vor


Mit US-Unterstützung: Syrien legt nach Gewalt gegen Drusen Aussöhnungsplan vor
Mit US-Unterstützung: Syrien legt nach Gewalt gegen Drusen Aussöhnungsplan vor / Foto: © AFP

In Syrien hat die Regierung einen von Jordanien und den USA unterstützten Plan zur Befriedung des im Sommer entflammten Konflikts mit der Minderheit der Drusen vorgelegt. Es handele sich um "einen klaren Fahrplan" mit Maßnahmen, die Gerechtigkeit förderten und "Vertrauen aufbauen", sagte der syrische Außenminister Assaad al-Schaibani am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Damaskus. Demnach sollen die Verantwortlichen für die Gewalttaten im Sommer zur Rechenschaft gezogen werden.

Textgröße ändern:

Al-Schaibani kündigte mit Blick auf den Konflikt zwischen Drusen und sunnitischen Beduinen einen "Prozess der inneren Versöhnung" an. Dies beinhalte eine mit den Vereinten Nationen abgestimmte Strafverfolgung derjenigen, die damals Zivilisten angegriffen hätten, sowie eine Entschädigung der Betroffenen. Als weitere Punkte nannte der Minister die "Klärung des Schicksals der Verschwundenen" und "Freilassung der Geiseln".

Der jordanische Außenminister Ayman Safadi, der mit dem US-Gesandten Tom Barrack ebenfalls an der Pressekonferenz teilnahm, sprach von einem "syrisch-jordanischen-amerikanischen Mechanismus", welcher die Umsetzung des Aussöhnungsplans sicherstellen werde.

Barrack sprach von "historischen Maßnahmen" der Regierung in Damaskus, welche "die unterschiedlichen Kulturen und Religionen in einer einzigen Nation vereinen" wolle. Der US-Gesandte hob hervor, dass Jordanien eine "wesentliche Rolle bei der Annäherung" der gegnerischen Lager in Syrien gespielt habe und die USA "ihr Bestes" gegeben hätten, um diesen Prozess zu unterstützen.

Mitte Juli hatte es in der Provinz Suwaida im Süden Syriens heftige Kämpfe zwischen der religiösen Minderheit der Drusen und sunnitischen Beduinen gegeben. Syrische Regierungstruppen griffen auf Seiten der Beduinen ein. Die Drusen wurden derweil militärisch von Israel unterstützt, das sich als Schutzmacht der Minderheit versteht.

Infolge der Gewalt starben nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mehr als 2000 Menschen. 789 drusische Zivilisten wurden demnach willkürlich von Kräften des syrischen Verteidigungs- und Innenministeriums "hingerichtet". Zudem zählte die Beobachtungsstelle seit Mitte Juli 516 in der Provinz Suwaida verschleppte Drusen, darunter 103 Frauen.

Inzwischen gilt eine Waffenruhe. Am Dienstagmorgen kündigte die syrische Regierung an, den Posten eines Chefs für innere Sicherheit in der Stadt Suwaida zu schaffen, mit dem ein örtlicher Drusenführer betraut werde. Später teilte ein Militärvertreter der Nachrichtenagentur AFP mit, dass die syrische Armee "aus dem gesamten Süden ihre schweren Waffen abgezogen" habe. Der Abzug hatte demnach bereits vor rund zwei Monaten begonnen. Israel hatte zuvor eine entmilitarisierte Zone im Drusengebiet im Süden von Syrien gefordert.

Seit dem Sturz des langjährigen syrischen Machthabers Baschar al-Assad im Dezember durch Islamisten unter der Führung des heutigen Übergangspräsidenten Ahmed al-Scharaa hat die Sorge um die Rechte und die Sicherheit von Minderheiten in Syrien zugenommen. Der islamistischen Regierung in Damaskus wurde vorgeworfen, Minderheiten wie Alawiten, Drusen oder Kurden nicht ausreichend zu schützen. Im März waren bei Massakern in den vorwiegend von Angehörigen der Alawiten bewohnten Regionen im Westen Syriens mehr als 1700 Menschen getötet worden.

(M.Dylatov--DTZ)

Empfohlen

Kolonialherrschaft: Parlament Algeriens fordert Reparationen von Frankreich

Das algerische Parlament hat ein Gesetz verabschiedet, das die französische Kolonialherrschaft als Verbrechen einstuft und von Frankreich "offizielle Entschuldigungen" und Reparationen fordert. Im Plenarsaal standen die Abgeordneten am Mittwoch mit Schärpen in den Farben der algerischen Flagge um den Hals und applaudierten nach der einstimmigen Verabschiedung des Textes, der dem französischen Staat "die rechtliche Verantwortung für seine koloniale Vergangenheit in Algerien und die daraus resultierenden Tragödien" zuschreibt.

Grenzkonflikt: Thailand und Kambodscha beginnen viertägige Gespräche

Verhandlungsdelegationen aus Thailand und Kambodscha sind an einem Grenzkontrollpunkt zwischen den beiden Nachbarländern zusammengekommen, um über ein Ende des im Dezember wieder aufgeflammten tödlichen Konflikts zu beraten. Am Mittwoch seien Vertreter beider Länder zum Auftakt der viertägigen Verhandlungen erschienen, "um ein Ende der Feindseligkeiten sicherzustellen" und "eine rasche Rückkehr zur Normalität zu ermöglichen", erklärte die kambodschanische Regierung. Dazu veröffentlichte sie ein Foto beider Delegationen.

Zwei Polizisten bei Explosion in Moskau getötet

In Moskau sind nach russischen Angaben zwei Verkehrspolizisten sowie der mutmaßliche Täter bei einer Explosion ums Leben gekommen. Wie der russische Ermittlungsausschuss für schwere Straftaten am Mittwoch mitteilte, wurde "ein Sprengkörper gezündet", als sich die Beamten in den frühen Morgenstunden einer verdächtigen Person näherten. Dabei seien sowohl die Polizisten als auch die verdächtige Person "ihrer Verletzungen erlegen". Der "Vorfall" habe sich nahe des Ortes in der russischen Hauptstadt ereignet, an dem am Montag ein hochrangiges Mitglied des russischen Generalstabs durch eine Autobombe getötet wurde.

Selenskyj stellt 20-Punkte-Plan für Ende des Ukraine-Kriegs vor

Die Ukraine hat laut dem jüngsten Entwurf eines zwischen Washington und Kiew vereinbarten Plans zur Beendigung des Krieges in der Ukraine einige Zugeständnisse erreicht. Wie der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Mittwoch bekannt gab, werde der Entwurf derzeit von Russland geprüft. Der von Selenskyj erstmals vorgestellte 20-Punkte-Plan sieht ein Einfrieren der aktuellen Frontlinie vor, ebnet zugleich aber auch den Weg für den Abzug ukrainischer Truppen und entmilitarisierte Zonen.

Textgröße ändern: