Deutsche Tageszeitung - Türkischer Oppositionschef Özel als CHP-Parteivorsitzender wiedergewählt

Türkischer Oppositionschef Özel als CHP-Parteivorsitzender wiedergewählt


Türkischer Oppositionschef Özel als CHP-Parteivorsitzender wiedergewählt
Türkischer Oppositionschef Özel als CHP-Parteivorsitzender wiedergewählt / Foto: © AFP

Bei einem außerordentlichen Parteitag der größten türkischen Oppositionspartei CHP ist Parteichef Özgür Özel im Amt bestätigt worden. Özel wurde am Sonntag in Ankara mit der überwältigenden Mehrheit aller 835 gültigen Stimmen erneut zum Oppositionsführer gewählt. 82 Stimmen wurden für ungültig erklärt. Die Wahl fand sich vor dem Hintergrund eines massiven Vorgehens der türkischen Justiz gegen die linksnationalistische CHP statt.

Textgröße ändern:

Ein Gericht in Ankara hatte vergangene Woche ein Verfahren um angebliche Unregelmäßigkeiten bei der Wahl der CHP-Parteispitze vertagt. In dem Verfahren drohte dem beliebten Parteichef Özel die Absetzung.

Der CHP-Parteivorsitzende hatte die Abstimmung am Sonntag im Vorfeld als "rein technischen und rechtlichen Schachzug" zum Schutz der Parteiführung bezeichnet. Die Wiederwahl Özels soll eine Fortführung der Klage verhindern.

"Die Partei wird angegriffen, sie versuchen es mit allen möglichen Mitteln", erklärte Özel türkischen Medien zufolge nach seiner Wiederwahl am Sonntag. "Mit der Abhaltung dieses Parteitags wurden alle ihre (rechtlichen) Argumente beseitigt", betonte Özel.

Die CHP war als größte Oppositionspartei bei den Kommunalwahlen im vergangenen Jahr deutlich vor der islamisch-konservativen AKP von Präsident Recep Tayyip Erdogan gelandet. Die Opposition wirft Erdogan vor, die Justiz zu instrumentalisieren, um bei der nächsten Wahl nicht erneut gegen die CHP zu verlieren.

Seit den Kommunalwahlen sieht sich die CHP mit einer Welle von Gerichtsverfahren und Festnahmen konfrontiert. Prominentester Fall ist der des im März unter anderem wegen Korruptionsvorwürfen festgenommenen Istanbuler Bürgermeisters Ekrem Imamoglu. Der 55-Jährige gilt als größter Rivale Erdogans. Bis zu seiner Festnahme galt Imamoglu auch als voraussichtlicher Herausforderer Erdogans bei der nächsten Präsidentschaftswahl.

Imamoglus Festnahme hatte die größte Protestwelle in der Türkei seit den sogenannten Gezi-Protesten im Jahr 2013 ausgelöst. Das Gesicht der Proteste ist der 2023 mit Unterstützung Imamoglus an die Parteispitze gewählte CHP-Chef Özel. Jede Woche tritt er bei Protestkundgebungen auf, die selbst in AKP-Hochburgen riesige Menschenmengen anziehen.

(W.Uljanov--DTZ)

Empfohlen

Brief: Zwei nordkoreanische Kriegsgefangene in Ukraine wollen in Südkorea leben

Zwei in der Ukraine inhaftierte nordkoreanische Kriegsgefangene wollen sich in Südkorea ein neues Leben aufbauen. Dank der Unterstützung des südkoreanischen Volkes hätten sich "neue Träume und Hoffnungen" ausgebreitet, heißt es in einem Brief der beiden Soldaten, der am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP vorlag. Frühere Berichte hatten darauf hingedeutet, dass die beiden Männer nach Südkorea überlaufen wollten. Doch der Brief ist das erste Dokument, in dem sie diesen Wunsch in eigenen Worten ausdrücken.

Libyens Armeechef bei Flugzeugunglück in der Türkei ums Leben gekommen

Der libysche Armeechef Mohammed al-Haddad ist nach Angaben von Libyens Ministerpräsident Abdulhamid Dbeibah bei einem Flugzeugunglück in der Türkei ums Leben gekommen. Der Generalstabschef sei auf dem Rückflug von einem Besuch in Ankara gewesen, als die Maschine verunglückte, erklärte Dbeibah am Dienstagabend im Onlinenetzwerk Facebook. Die türkische Präsidentschaft teilte mit, das Flugzeug habe "der Flugsicherung einen Notfall aufgrund einer elektrischen Störung" gemeldet und eine Notlandung erbeten.

Niederlage für Trump: Supreme Court blockiert vorerst Nationalgarde in Chicago

US-Präsident Donald Trump hat vor dem Obersten Gerichtshof eine Niederlage kassiert. Der Supreme Court blockierte am Dienstag vorläufig die Entsendung der Nationalgarde nach Chicago. Die mehrheitlich konservativen Richter erklärten, die Regierung habe die Rechtsgrundlage für die Entsendung der Soldaten nicht klar benannt.

Französisches Parlament verabschiedet Sondergesetz zur Haushalt-Übertragung

Das französische Parlament hat am Dienstag endgültig ein Sondergesetz verabschiedet, um den aktuellen Haushalt auf den Beginn des kommenden Jahres zu übertragen. Nach der Nationalversammlung, die am Nachmittag einstimmig dafür gestimmt hatte, votierte am Abend auch die zweite Parlamentskammer, der Senat, ohne Gegenstimme für das Sondergesetz.

Textgröße ändern: