Deutsche Tageszeitung - Irans Präsident schließt "bilaterale Gespräche" mit den USA aus

Irans Präsident schließt "bilaterale Gespräche" mit den USA aus


Irans Präsident schließt "bilaterale Gespräche" mit den USA aus
Irans Präsident schließt "bilaterale Gespräche" mit den USA aus / Foto: ©

Irans Präsident Hassan Ruhani hat "bilaterale Gespräche" mit den USA ausgeschlossen und den Europäern mit einem weiteren Schritt zum Rückzug aus dem internationalen Atomabkommen gedroht. Sein Land lehne bilaterale Verhandlungen mit Washington grundsätzlich ab, sagte Ruhani am Dienstag vor dem Parlament in Teheran. Denkbar seien allenfalls Verhandlungen im Rahmen der 5+1-Gruppe, wenn die USA vorher ihre Sanktionen aufheben.

Textgröße ändern:

Ruhani sagte, es habe "womöglich ein Missverständnis" gegeben hinsichtlich der Bereitschaft des Irans zu direkten Gesprächen mit den USA. "Aus Prinzip wollen wir keine bilateralen Verhandlungen mit den USA", sagte Ruhani. US-Präsident Donald Trump und sein französischer Kollege Emmanuel Macron hatten nach dem G7-Gipfel in Biarritz Ende August ein bilaterales Treffen von Trump mit Ruhani ins Gespräch gebracht.

Irans geistliches Oberhaupt Ayatollah Ali Chamenei lehnt jedoch neue Verhandlungen mit den USA ab, da der Ausstieg Trumps aus dem Atomabkommen von 2015 zeige, dass ihnen nicht zu trauen sei. Ruhani hatte sich in den vergangenen Monaten offener für Gespräche gezeigt, doch machte er nach dem G7-Gipfel Verhandlungen abhängig von der Aufhebung der gegen den Iran verhängten Sanktionen.

Nun sagte Ruhani, Verhandlungen mit den USA seien nur im Rahmen der Gruppe der fünf UN-Vetomächte und Deutschland denkbar. Das Atomabkommen war mit dieser Gruppe ausgehandelt worden. Voraussetzung sei aber in jedem Fall, dass die USA ihre Sanktionen aufheben, sagte Ruhani. Die US-Finanz- und Handelsbeschränkungen haben Irans ohnehin angeschlagene Wirtschaft in die Krise gestürzt.

Ruhani drohte zudem erneut, der Iran werde einen dritten Schritt zum Rückzug aus dem Atomabkommen tun, wenn die europäischen Vertragspartner ihm "bis Donnerstag" nicht entgegenkommen. Anfang Juli überschritt der Iran bereits die erlaubte Menge von 300 Kilogramm niedrig angereicherten Urans. Kurz darauf erhöhte der Iran überdies den Anreicherungsgrad über die zulässige Schwelle von 3,67 Prozent.

Ruhani betonte aber, dass der dritte Schritt wie die vorherigen umkehrbar sein werde. "Unsere Schritte wurden so getroffen, dass es nicht viel Zeit braucht, um zum Ausgangspunkt zurückzukehren", sagte er. Er zeigte sich enttäuscht, dass "nach dem Verrat der USA" die Europäer ihren Verpflichtungen nicht nachgekommen seien. "Was wir von den anderen Ländern wollen, ist, dass sie weiter unser Öl kaufen", sagte er.

Großbritannien hatte zur Empörung des Iran Anfang Juli einen iranischen Öltanker vor Gibraltar festgesetzt, weil er verdächtigt wurde, im Verstoß gegen EU-Sanktionen Öl nach Syrien liefern zu wollen. Erst nach wochenlangem Streit durfte die "Adrian Darya 1" Mitte August ihre Fahrt fortsetzen. Sie befand sich am Montagnachmittag nahe der syrischen und libanesischen Küste, als sie ihr Ortungsgerät ausschaltete.

Die US-Regierung fordert die erneute Festsetzung des Supertankers und warnt, dieser werde vermutlich den syrischen Hafen Tartus anlaufen. Viele Experten vermuten dagegen, dass er seine Ladung auf ein anderes Schiff transferiert, bevor er durch den Suez-Kanal in den Iran zurückkehrt. Syrien ist seit 2012 von iranischen Öllieferungen abhängig, doch erreichen seit vergangenem Jahr kaum noch iranische Tanker das Land.

(S.A.Dudajev--DTZ)

Empfohlen

Hunderttausende zu Berliner Christopher Street Day erwartet

In Berlin werden am Samstag (12.00 Uhr) zur Demonstration zum Christopher Street Day (CSD) hunderttausende Menschen erwartet. Neben 75 Trucks sollen dem veranstaltenden Verein zufolge auch mehr als hundert Fußgruppen bei dem Demonstrationszug unterwegs sein. Die Kundgebung steht in diesem Jahr unter dem Motto "Nur gemeinsam stark - für Demokratie und Vielfalt".

Baerbock fordert von Deutschland und EU mehr Investitionen in Sicherheit

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat Deutschland und die EU aufgefordert, mehr in die Sicherheit zu investieren. Der europäische Pfeiler in der Nato müsse gestärkt werden, unabhängig davon, wer demnächst in den USA regiert, sagte Baerbock am Freitag bei einer Veranstaltung der "Zeit". "Die Vorstellung, dass wir uns nicht verteidigen müssen, hat (Russlands Präsident Wladimir) Putin zerbombt."

Trump trifft Netanjahu und warnt vor "drittem Weltkrieg" bei Wahlniederlage

Ex-US-Präsident Donald Trump hat bei einem Treffen mit Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu vor einem "dritten Weltkrieg" gewarnt, sollten seine Republikaner nicht die Präsidentschaftswahl gewinnen. "Wenn wir gewinnen, wird alles ganz einfach. Dann klappt alles und ganz schnell", sagte Trump, der am Freitag Netanjahu und dessen Frau an seinem Anwesen in Florida empfing. "Wenn wir nicht gewinnen, gibt es große Kriege im Nahen Osten und vielleicht den dritten Weltkrieg."

Israels Armee: Bereiten "entscheidende Offensive" gegen Hisbollah im Libanon vor

Die israelische Armee bereitet laut eigenen Angaben eine "entscheidende Offensive" gegen die Hisbollah-Miliz im Libanon vor. Die Truppen bereiteten sich auf den "Übergang zur Offensive" vor, sagte der israelische Generalmajor Ori Gordin laut Militärangaben vom Freitag. "Wenn der Moment kommt und wir in die Offensive gehen, wird es eine entscheidende Offensive", fügte er hinzu.

Textgröße ändern: