Regierungskritiker in Hongkong demonstrieren vor US-Konsulat
Mit einer Kundgebung vor dem US-Konsulat in Hongkong haben die regierungskritischen Demonstranten in der chinesischen Sonderverwaltungszone die Vereinigten Staaten um Unterstützung gebeten. In einem Park in einem Hongkonger Geschäftsviertel versammelten sich am Sonntag tausende Menschen, einige von ihnen schwenkten die US-Flagge. Die Menge zog zu der Auslandsvertretung, um die USA zu bitten, Druck auf Peking auszuüben, die Forderungen der Protestbewegung in Hongkong zu erfüllen.
Die Demonstranten forderten überdies, dass der US-Kongress einem jüngst vorgelegten Vorschlag folgt, die Protestbewegung in Hongkong ausdrücklich zu unterstützen. "Ich denke, abgesehen von ausländischen Ländern kann uns niemand wirklich helfen", sagte die 30-jährige Demonstrantin Jenny Chan der Nachrichtenagentur AFP.
Die chinesische Regierung verbittet sich allerdings eine Einmischung des Auslands in ihre Hongkong-Politik. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte am Samstag bei ihrem China-Besuch mit Blick auf Hongkong dafür geworben, "dass Konflikte gewaltfrei gelöst werden". Alles andere wäre aus ihrer Sicht "eine Katastrophe", sagte sie.
Bei der Übergabe der britischen Kronkolonie Hongkong an China im Jahr 1997 hatte die Volksrepublik zugesagt, dass Grundrechte wie Meinungs- und Pressefreiheit in Hongkong für mindestens 50 Jahre gewahrt blieben. Hongkongs wiedererstarkte Oppositionsbewegung wirft der pekingtreuen Regierung vor, diese als "Ein Land, zwei Systeme" bekannte Regelung zunehmend zu unterlaufen und die Bürgerrechte einzuschränken.
Die Massenproteste in Hongkong, an denen sich in den vergangenen 14 Wochen Millionen Menschen beteiligten, hatten sich an einem Gesetz entzündet, das Auslieferungen an die Volksrepublik ermöglicht hätte. Nachdem Hongkongs pekingtreue Regierungschefin Carrie Lam das Gesetz zunächst auf Eis gelegt hatte, kündigte sie am Mittwoch an, es vollständig aufzugeben. Zugleich forderte sie ein Ende der Proteste. Die Demokratiebewegung erklärte aber, der Schritt komme zu spät und reiche nicht mehr aus.
(I.Beryonev--DTZ)