Taliban drohen mit Fortsetzung des Kampfes gegen US-Truppen in Afghanistan
Nach dem Abbruch der Friedensgespräche durch die USA haben die radikalislamischen Taliban angekündigt, ihren Kampf gegen die US-Streitkräfte in Afghanistan fortzusetzen. Die USA würden ihre Entscheidung "bald bereuen", sagte Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP. US-Präsident Donald Trump hatte die monatelangen Gespräche mit den Taliban, deren baldiger Abschluss bereits erwartet wurde, am Montag für "tot" erklärt.
Taliban-Sprecher Mudschahid sagte dazu: "Wir hatten zwei Möglichkeiten, die Besatzung in Afghanistan zu beenden. Die eine waren Dschihad und Kämpfe, die andere waren Gespräche und Verhandlungen. Wenn Trump die Gespräche beenden will, werden wir die erste Möglichkeit wählen, und sie werden es bald bereuen", fügte Mudschahid hinzu.
Trump hatte am Montag in Washington zu den Gesprächen mit den Taliban gesagt, sie seien "was mich betrifft - tot". Er teilte zudem mit, dass die US-Streitkräfte ihre Angriffe gegen die Taliban in den vergangenen Tagen deutlich ausgeweitet hätten.
"Im Verlauf der vergangenen vier Tage haben wir unseren Feind härter getroffen als jemals zuvor in den vergangenen zehn Jahren!", schrieb Trump im Kurzbotschaftendienst Twitter über die US-Operationen in Afghanistan. US-Außenminister Mike Pompeo hatte am Sonntag gesagt, allein in den vorherigen zehn Tagen seien "mehr als tausend Taliban" getötet worden.
Trump hatte am Wochenende die Gespräche mit den Taliban kurz vor einer möglichen Einigung auf ein Friedensabkommen abgebrochen. Ein nach seinen Angaben für Sonntag geplantes Geheimtreffen mit Taliban-Anführern in Camp David in den USA sagte der US-Präsident ab. Als Begründung nannte er einen Taliban-Anschlag von Anfang vergangener Woche in Kabul, bei dem mindestens 16 Menschen getötet worden waren, darunter ein US-Soldat.
Bis zu diesem Zeitpunkt waren die Erwartungen an ein Abkommen zwischen den Taliban und den USA stetig gestiegen. Der Plan sah vor, dass Washington Teile seiner Streitkräfte aus Afghanistan abziehen würde. Die Taliban sollten sich im Gegenzug vom Terrornetzwerk Al-Kaida lossagen, die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) bekämpfen und direkte Verhandlungen mit der Regierung in Kabul aufnehmen.
Die Bundesregierung in Berlin hatte ihre Hoffnung auf eine baldige Wiederaufnahme des Friedensprozesses zum Ausdruck gebracht. "Ein Ende der Gewalt in Afghanistan kann nur durch einen politischen Prozess erreicht werden", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts am Montag.
Im Wahlkampf 2016 hatte Trump als eines seiner zentralen Ziele ausgegeben, dass er die US-Streitkräfte aus den Kriegen in Syrien und anderen, meist muslimischen Ländern, abziehen werde. Er plane "immer noch einen frühestmöglichen Abzug aus Afghanistan", schrieb er am Montag über den Onlinedienst Twitter.
Die USA hatten ihren Militäreinsatz in dem Land nach den Terroranschlägen 2001 gestartet und hatten die damalige Taliban-Regierung gestürzt, die dem Terrornetzwerk Al-Kaida Unterschlupf gewährte. Derzeit sind 13.000 US-Soldaten in Afghanistan stationiert.
(V.Sørensen--DTZ)