Irakischer Schiitenführer Moktada al-Sadr trifft Irans geistliches Oberhaupt
Der einflussreiche irakische Geistliche und Politiker Moktada al-Sadr ist zu einem seltenen Treffen mit Irans geistlichem Oberhaupt Ayatollah Ali Chamenei zusammengekommen. Der umstrittene Schiitenführer traf Chamenei und andere iranische Würdenträger am Dienstag zum schiitischen Aschura-Fest, wie iranische Staatsmedien berichteten. Der Besuch in Teheran löste im Irak Spekulationen aus, ob er einen Kurswechsel al-Sadrs signalisiere.
Der Kleriker, der im Irak lange eine mächtige Miliz anführte, unterhält seit Jahren ein ambivalentes Verhältnis zum Iran. Vor zwei Jahren reiste er zu Irans Erzrivalen Saudi-Arabien, und nach den irakischen Parlamentswahlen vom Mai lehnte er es ab, sich mit den proiranischen Parteien im Irak zu verbünden, um eine Regierung zu bilden. In irakischen Medien wurde nun gemutmaßt, dass al-Sadr von der Führung in Teheran "einbestellt" worden sei.
Andere Kommentatoren werteten das Treffen dagegen als Zeichen, dass sich Chamenei entschieden habe, die Allianz al-Sadrs gegen die Fatah-Allianz zu unterstützen. Al-Sadr hatte vergangene Woche der aus früheren Kämpfern schiitischer Milizen gebildeten Fatah-Allianz vorgeworfen, den "Rechtsstaat" in einen "Schurkenstaat" verwandeln zu wollen. Der populistische Prediger drohte zudem, der Regierung in Bagdad seine Unterstützung zu entziehen.
(A.Nikiforov--DTZ)