Deutsche Tageszeitung - Journalisten nach Protesten gegen Präsidenten in Ägypten festgenommen

Journalisten nach Protesten gegen Präsidenten in Ägypten festgenommen


Journalisten nach Protesten gegen Präsidenten in Ägypten festgenommen
Journalisten nach Protesten gegen Präsidenten in Ägypten festgenommen / Foto: ©

Nach Protesten gegen den ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi haben die Behörden des Landes offenbar drei Journalisten festgenommen. Wie das "Komitee zum Schutz von Journalisten" (CPJ) mit Sitz in New York am Dienstag mitteilte, wurden die betroffenen Journalisten am Freitag festgenommen, während sie über Proteste nach einem Fußballspiel berichteten. Die Organisation warf der Regierung außerdem vor, Nachrichtenwebseiten zu blockieren.

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Unter den nicht erreichbaren Webseiten sei auch die des arabischen Ablegers des britischen Senders BBC und des von der US-Regierung unterstützten Fernsehsenders Al-Hurra. Der Vorsitzende der obersten ägyptischen Medienaufsichtsbehörde habe die BBC darüber informiert, dass einige Webseiten wegen "inkorrekter Berichterstattung" über die Proteste gesperrt worden seien.

Nach Angaben des CJP hätten Nutzer außerdem Schwierigkeiten, den Nachrichtendienst von Facebook zu erreichen. Die Organisation forderte die Freilassung der inhaftierten Journalisten sowie die Freischaltung der gesperrten Nachrichtenseiten und Kommunikationsdienste.

Bei für Ägypten seltenen Protestaktionen hatten am Freitag und am Wochenende hunderte Menschen in mehreren Städten den Rücktritt von Staatschef al-Sisi gefordert. Es kam zu Zusammenstößen mit der Polizei, die teils Tränengas gegen die Demonstranten einsetzte. Der im spanischen Exil lebende ägyptische Unternehmer Mohamed Ali hatte mit Korruptionsvorwürfen gegen den Präsidenten die Proteste ausgelöst.

Hunderte Demonstranten waren ab Freitagabend in Kairo und anderen Städten auf die Straße gegangen. Dutzende versammelten sich in der Hauptstadt auch auf dem symbolträchtigen Tahrir-Platz - 2011 Schauplatz wochenlanger Massenproteste, die den Langzeitherrscher Husni Mubarak aus dem Amt vertrieben hatten. Videoaufnahmen von den Freitagskundgebungen zeigten, wie Demonstranten "Sisi hau ab" riefen.

Menschenrechtsgruppen gehen von etwa 600 Festgenommenen aus, darunter mehrere Oppositionsführer, Aktivisten und deren Familienmitglieder. Amnesty International warf den Sicherheitskräften vor, Kritiker zum Schweigen bringen und weitere Proteste verhindern zu wollen.

(V.Korablyov--DTZ)