Deutsche Tageszeitung - Klage gegen Frankreichs Justizminister nach Gefängnisbesuch bei Ex-Präsident Sarkozy

Klage gegen Frankreichs Justizminister nach Gefängnisbesuch bei Ex-Präsident Sarkozy


Klage gegen Frankreichs Justizminister nach Gefängnisbesuch bei Ex-Präsident Sarkozy
Klage gegen Frankreichs Justizminister nach Gefängnisbesuch bei Ex-Präsident Sarkozy / Foto: © AFP/Archiv

Nach seinem Gefängnisbesuch bei dem inhaftierten französischen Ex-Präsidenten Nicolas Sarkozy haben dutzende Anwälte Klage gegen Justizminister Gérald Darmanin eingereicht. In der am Freitag veröffentlichen Klageschrift wirft eine Gruppe von rund 30 Rechtsanwälten dem Minister Parteilichkeit vor. Darmanin hatte öffentlich seine "Trauer" über Sarkozys Verurteilung zu einer Gefängnisstrafe wegen geplanter Korruption bekundet.

Textgröße ändern:

In einem Interview hatte der Minister gesagt, als früherer Mitarbeiter Sarkozys könne ihn "die Not dieses Mannes nicht gleichgültig lassen". Am Mittwoch vergangener Woche, einen Tag nach dessen Haftantritt, besuchte Darmanin seinen früheren politischen Mentor im Pariser Gefängnis Santé.

Die "öffentlichen Mitleidsbekundungen" des Justizministers und Hinweise auf persönliche Verbindungen seien "empörend", erklärten die Anwälte. Darmanin habe damit in einem Fall Position bezogen, in dem er als oberster Dienstherr des Gerichts ein Aufsichtsrecht habe. Der Minister vertrete in dem laufenden Fall persönliche Interessen, was seine Unparteilichkeit und Objektivität in Frage stelle und das Vertrauen in die Justiz schwächen könne.

Der Minister hatte seinen Gefängnisbesuch mit der Begründung verteidigt, es gehöre zu seiner "Wachsamkeitspflicht als Verwaltungschef", sich zu vergewissern, dass der frühere Präsident im Gefängnis sicher untergebracht sei. Die Unabhängigkeit der Richter werde dadurch nicht gefährdet, argumentierte er.

Kurz vor Haftantritt war Sarkozy noch von Staatschef Emmanuel Macron empfangen worden. Macron verteidigte dies nach öffentlicher Kritik als "normal". Bei Justizmitarbeitern löste auch die Tatsache Empörung aus, dass der ehemalige Präsident in der Haft weiterhin von Leibwächtern bewacht wird.

Sarkozy war im September im Zusammenhang mit einer Affäre um Wahlkampfgelder aus Libyen zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass enge Mitarbeiter für ihn mit der libyschen Staatsführung verhandelten, um Geld für seinen Präsidentschaftswahlkampf 2007 zu erhalten. Wegen der besonderen Schwere der Tat ordnete das Gericht die sofortige Vollstreckung der Haftstrafe an.

Der Ex-Präsident hat Berufung gegen das Urteil eingelegt. Zudem beantragten seine Anwälte eine vorzeitige Haftentlassung.

(U.Kabuchyn--DTZ)

Empfohlen

Grenzkonflikt zwischen Thailand und Kambodscha: Hunderttausende Menschen vertrieben

Hunderttausende Menschen sind offiziellen Angaben zufolge im wiederaufgeflammten Grenzkonflikt zwischen Kambodscha und Thailand in beiden Ländern vertrieben worden. In Kambodscha seien mehr als 518.000 Menschen vor thailändischen Angriffen geflohen, erklärte das Innenministerium in Phnom Penh am Sonntag. Nach Angaben aus Bangkok wurden auf thailändischer Seite rund 400.000 Menschen vertrieben. Beide Staaten erklärten, dass ein Treffen der südostasiatischen Außenminister am Montag in Malaysia voraussichtlich zur Entspannung der Lage beitragen werde.

Ukraine-Diplomatie weiter auf Hochtouren - Kreml dementiert aber Direkt-Gespräche mit Ukraine

Kurz vor Weihnachten laufen die Verhandlungen über eine Beendigung des Ukraine-Kriegs weiter auf Hochtouren: Wenige Tage nach den Ukraine-Treffen in Berlin gingen die Gespräche am Wochenende im US-Bundesstaat Florida weiter. Der Kreml dementierte allerdings Informationen aus Kiew, wonach es dabei erstmals seit einem halben Jahr wieder direkte Gespräche zwischen Unterhändlern der Ukraine und Russlands geben sollte.

Israels Regierung genehmigt 19 neue Siedlungen im Westjordanland

Im von Israel besetzten Westjordanland soll die Zahl der umstrittenen israelischen Siedlungen weiter zunehmen: Das israelische Sicherheitskabinett hat der Gründung von 19 neuen Siedlungen zugestimmt. Ein entsprechender Vorschlag des rechtsextremen Finanzministers Bezalel Smotrich und von Verteidigungsminister Israel Katz sei vom Sicherheitskabinett angenommen worden, teilte Smotrichs Büro am Sonntag mit. Die Zahl der seit drei Jahren genehmigten Siedlungen in dem Palästinensergebiet stieg damit auf 69.

Regierung will Internet-Anbieter zu Speicherung von IP-Adressen verpflichten

Internetanbieter sollen IP-Adressen künftig für mindestens drei Monate speichern müssen. Einen entsprechenden Gesetzentwurf legte das Bundesjustizministerium vor; er lag AFP am Sonntag vor. Damit sollen mit dem Internet als Hilfsmittel begangene Straftaten wie die Verbreitung von Kinderpornografie, Drogenhandel, betrügerische Fakeshops oder Hasskriminalität besser bekämpft werden können.

Textgröße ändern: