Aktivisten: Mehr als tausend Festnahmen nach Protesten gegen al-Sisi in Ägypten
Nach den Protesten gegen Präsident Abdel Fattah al-Sisi haben die ägyptische Behörden nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen mehr als tausend Menschen festgenommen. Das Ägyptische Zentrum für Freiheiten und Rechte teilte am Mittwoch mit, seit Freitag habe es insgesamt 1003 Festnahmen gegeben. Das Ägyptische Zentrum für wirtschaftliche und soziale Rechte sprach sogar von 1298 Festnahmen.
Bei für Ägypten seltenen Protestaktionen hatten am Freitag und Samstag hunderte Menschen den Rücktritt von Staatschef al-Sisi gefordert. Es kam zu Zusammenstößen mit der Polizei, die teils Tränengas gegen die Demonstranten einsetzte.
Wie am Mittwoch bekannt wurde, sind unter den Inhaftierten auch zwei Professoren, die als Kritiker der ägyptischen Regierung bekannt sind. Nach Angaben von Angehörigen und Anwälten wurden am Dienstagabend die Professoren Hasem Hosni und Hassan Nafaa festgenommen, die an der Universität Kairo lehren.
Die Bundesregierung äußerte sich besorgt über die Festnahmen. Ein Sprecher des Auswärtigen Amts forderte die ägyptischen Behörden am Mittwoch auf, bei den Festnahmen rechtsstaatliche Maßstäbe zu beachten und alle Inhaftierten, denen kein Vorwurf gemacht werden könne, umgehend wieder freizulassen. Die "zunehmende Unterdrückung der Zivilgesellschaft und der freien Presse" in Ägypten werde nicht zu einer Stabilisierung des Landes beitragen, sondern im Gegenteil zu Radikalisierung und gewalttätigem Extremismus" führen, fügte der Sprecher hinzu.
In Kairo und anderen ägyptischen Städten waren ab Freitagabend hunderte Demonstranten auf die Straße gegangen. Dutzende versammelten sich in der Hauptstadt auch auf dem symbolträchtigen Tahrir-Platz - 2011 Schauplatz wochenlanger Massenproteste, die den Langzeitherrscher Husni Mubarak aus dem Amt vertrieben hatten. Videoaufnahmen von den Freitagskundgebungen zeigten, wie Demonstranten "Sisi hau ab" riefen.
Der im spanischen Exil lebende ägyptische Unternehmer Mohamed Ali hatte mit Korruptionsvorwürfen gegen den Präsidenten die Proteste ausgelöst. Am Mittwoch rief Ali dazu auf, am Freitag erneut auf die Straße zu gehen.
(V.Korablyov--DTZ)