Deutsche Tageszeitung - Sachverständige: Wehrdienstgesetz unzureichend - Jüngere fühlen sich ignoriert

Sachverständige: Wehrdienstgesetz unzureichend - Jüngere fühlen sich ignoriert


Sachverständige: Wehrdienstgesetz unzureichend - Jüngere fühlen sich ignoriert
Sachverständige: Wehrdienstgesetz unzureichend - Jüngere fühlen sich ignoriert / Foto: © AFP/Archiv

Mehrere Sachverständige haben den Gesetzentwurf zum neuen Wehrdienst als unzureichend kritisiert und mehr Anstrengungen zum Erreichen der Verteidigungsfähigkeit des Landes gefordert. "Seit Kabinettsbildung der heutigen Bundesregierung hat sich die Bedrohungslage leider nicht verbessert, das Gegenteil ist der Fall - der Handlungsdruck hat also nochmal zugenommen", sagte der Vorsitzende des Deutschen Bundeswehrverbands, André Wüstner, am Montag bei der öffentlichen Anhörung im Verteidigungsausschuss des Bundestags.

Textgröße ändern:

"Wir dürfen an das Gute glauben, müssen uns aber auf das Böse vorbereiten", sagte er mit Blick auf die Bedrohung seitens Russland. Es sei fraglich, ob alles dafür getan werde, die Bundeswehr "schnellstmöglich verteidigungsfähig zu machen", fuhr er an die Abgeordneten gerichtet fort, die sich derzeit mit dem Gesetz befassen. Zwar unterstütze der Bundeswehrverband den Ansatz der Freiwilligkeit, jedoch müsse bereits jetzt "ein Umschaltmechanismus" im Wehrdienstgesetz verankert werden, sollte es nicht ausreichend Freiwillige geben.

Der Militärexperte Sönke Neitzel von der Uni Potsdam stufte den Gesetzentwurf in der öffentlichen Sitzung des Ausschusses als "Dokument des Zögerns und Zauderns" ein und forderte eine Wehrpflicht. Der Kräftebedarf der Truppe sei angesichts der Bedrohungslage wesentlich größer als angenommen, und der Gesetzgeber müsse daher die Voraussetzung schaffen, um rasch eine Wehrpflicht einführen zu können.

Quentin Gärtner von der Bundesschülerkonferenz kritisierte scharf, dass junge Menschen nicht in den Gesetzgebungsprozess einbezogen worden seien. "Motivation entsteht dadurch, dass man uns aktiv beteiligt und Verantwortung überträgt", sagte er. Ganz viele junge Menschen "möchten anpacken" - dabei gehe es aber beim Thema Verteidigungsfähigkeit nicht nur um die militärische, sondern auch die zivile Säule.

"Unsere Schulen sind eine absolute Katastrophe", sagte Gärtner vor diesem Hintergrund und forderte mehr Investitionen in Bildung und die mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. "Sie brauchen Leute, die resilient und belastbar sind", fuhr er fort.

Der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Thomas Röwekamp (CDU), rechnet unterdessen mit einer baldigen Einigung der Koalition auf die Ausgestaltung des künftigen Wehrdiensts. Er gehe davon aus, dass sich der Verteidigungsausschuss in seiner Sitzung am 3. Dezember "abschließend" mit dem Gesetz und einer möglichen Empfehlung befassen wird, sagte er zum Auftakt der Sitzung vom Montag. Der Bundestag könnte es dann am 5. Dezember beschließen.

Derzeit dienen etwa 182.000 Soldatinnen und Soldaten in der Bundeswehr. Um die Verpflichtungen gegenüber der Nato zu erfüllen, wird eine Aufstockung auf rund 260.000 aktive Kräfte angestrebt. Hinzukommen sollen 200.000 Reservistinnen und Reservisten. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) will einen neuen freiwilligen Wehrdienst einführen. Debattiert wird in der Koalition, welche Mechanismen greifen sollen, wenn sich nicht genügend Freiwillige finden.

(V.Korablyov--DTZ)

Empfohlen

USA fangen erneut Öltanker vor Küste Venezuelas ab - Caracas spricht von "Diebstahl"

Die USA haben zum zweiten Mal binnen zwei Wochen einen Öltanker vor der Küste Venezuelas abgefangen. Die US-Küstenwache habe das Schiff mit Unterstützung des Verteidigungsministeriums am frühen Samstagmorgen festgesetzt, erklärte US-Heimatschutzministerin Kristi Noem im Onlinedienst X. Sie begründete den Einsatz mit dem Verdacht, das Schiff habe mit Sanktionen belegtes Erdöl transportiert. Die venezolanische Regierung bezeichnete den Vorgang als "Diebstahl und Entführung" und teilte mit, der verbündete Iran habe dem Land seine Solidarität erklärt.

US-Medien: USA fangen erneut Öltanker vor Küste Venezuelas ab

Die USA haben US-Medienberichten zufolge erneut einen Öltanker vor der Küste Venezuelas abgefangen. Mehrere US-Medien berichteten unter Berufung auf Quellen, die anonym bleiben wollten, die Küstenwache und US-Soldaten hätten einen Tanker gestoppt und seien an Bord gegangen. Der "New York Times" zufolge hatte das Schiff venezolanisches Öl geladen, war in internationalen Gewässern unterwegs und fuhr unter panamaischer Flagge.

Ukraine und Russland sollen erstmals seit halbem Jahr wieder direkt miteinander verhandeln

Erstmals seit einem halben Jahr soll es wieder direkte Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland über eine mögliche Waffenruhe im russischen Angriffskrieg geben. Vier Tage nach den Ukraine-Gesprächen in Berlin starteten am Freitag im US-Bundesstaat Florida zwar zunächst erneute Beratungen ohne russische Beteiligung zwischen Vertretern der USA, der Ukraine und Europas. Ein Kreml-Entsandter sollte jedoch später hinzukommen.

Reaktion auf tödlichen Angriff: USA greifen mehr als 70 IS-Ziele in Syrien an

Eine Woche nach einem tödlichen Angriff auf US-Soldaten in Syrien hat die US-Armee mehr als 70 Ziele der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in dem Land angegriffen. US-Präsident Donald Trump bezeichnete das militärische Vorgehen in der Nacht zu Samstag als "sehr schwere Vergeltungsmaßnahme" für den Anschlag. Aktivisten zufolge wurden bei den US-Luftangriffen, an denen sich auch Syriens Nachbarland Jordanien beteiligte, mindestens fünf IS-Mitglieder getötet.

Textgröße ändern: