Deutsche Tageszeitung - Türkei behandelt Kinderbuch über erfolgreiche Frauen wie Pornografie

Türkei behandelt Kinderbuch über erfolgreiche Frauen wie Pornografie


Türkei behandelt Kinderbuch über erfolgreiche Frauen wie Pornografie
Türkei behandelt Kinderbuch über erfolgreiche Frauen wie Pornografie / Foto: ©

Die türkischen Behörden haben ein weltweit millionenfach verkauftes Kinderbuch über erfolgreiche Frauen als jugendgefährdend eingestuft. Der Bestseller "Good Night Stories for Rebel Girls" - in Deutschland mit dem Untertitel "100 außergewöhnliche Frauen" verkauft - wird nach einer Entscheidung der Regierungsbehörde zum Schutz von Minderjährigen vor obszönen Schriften künftig genauso behandelt wie Pornografie: Das Buch darf nur an Erwachsene verkauft und in Buchläden nicht gezeigt werden.

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Einige Inhalte des Werkes mit Kurzporträts von Frauen wie Florence Nightingale, Coco Chanel oder Beyoncé hätten "einen schädlichen Einfluss auf den Geist von unter 18-Jährigen", entschied die Behörde. Eine der Autorinnen des Buches, Francesca Cavallo aus den USA, äußerte sich am Freitag gegenüber der Nachrichtenagentur AFP enttäuscht über die Entscheidung: "Mädchen verdienen es, mit weiblichen Vorbildern aufzuwachsen. Sie verdienen es, mit der Überzeugung aufzuwachsen, dass sie alles werden können, was sie wollen." Wenn eine Regierung "Angst vor einem Kinderbuch hat, das für Gleichstellung wirbt", zeige dies, wie wichtig das Buch sei.

"Good Night Stories for Rebel Girls" war 2016 per Crowdfunding-Kampagne auf den Markt gebracht worden und feierte seither große Erfolge. Das Werk wurde in 47 Sprachen übersetzt. Laut Cavallo stieß das Buch bislang nur in Russland auf Schwierigkeiten, wo eine Geschichte über ein Transgender-Mädchen der Zensur zum Opfer fiel.

Es zeige die Geisteshaltung der türkischen Regierung, dass sie Frauen für gefährlich halte, die Grenzen überwinden, sagte Murat Celikkan vom Menschenrechtsverband in Istanbul. Dies mache ihm "Sorgen um die Zukunft meiner fünfjährigen Tochter in diesem Land". Der türkische Verlegerverband erklärte, die Behördenentscheidung gefährde die Meinungs- und Pressefreiheit sowie die "Prinzipien einer demokratischen Gesellschaft".

(M.Dylatov--DTZ)

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