Deutsche Tageszeitung - Frankreich blockiert vor EU-Gipfel Beitrittsgespräche mit Balkanstaaten

Frankreich blockiert vor EU-Gipfel Beitrittsgespräche mit Balkanstaaten


Frankreich blockiert vor EU-Gipfel Beitrittsgespräche mit Balkanstaaten
Frankreich blockiert vor EU-Gipfel Beitrittsgespräche mit Balkanstaaten / Foto: ©

Neben dem Brexit, der Türkei und dem nächsten Mehrjahreshaushalt muss sich der EU-Gipfel mit einem weiteren Problemthema befassen: Frankreich legte beim Vorbereitungstreffen der Europaminister am Dienstag sein Veto gegen den geplanten Start von Beitrittsverhandlungen mit Nordmazedonien und Albanien ein. Nun sollen die Staats- und Regierungschefs Ende der Woche versuchen, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron noch umzustimmen.

Textgröße ändern:

Die EU-Europaminister hätten nicht den nötigen einstimmigen Beschluss fassen können, sagte die finnische Europaministerin Tytti Tuppurainen in Luxemburg, deren Land derzeit den EU-Vorsitz hat. EU-Ratspräsident Donald Tusk habe sich einverstanden erklärt, dass das Thema nun beim EU-Gipfel ab Donnerstag beraten werde.

EU-Erweiterungskommissar Johannes Hahn bedauerte, dass die Minister keine Entscheidung treffen konnten. "Es liegt nun am Europäischen Rat (der Staats- und Regierungschefs) das zu korrigieren", sagte er. "Das war kein glorreicher Moment für Europa." Jede weitere Verzögerung werde "unsere Glaubwürdigkeit auf dem westlichen Balkan beschädigen".

Die EU-Kommission hat Albanien und Nordmazedonien bereits 2018 bescheinigt, alle notwendigen Reformen für Beitrittsgespräche umgesetzt zu haben. Die Mitgliedstaaten haben seitdem ihre Entscheidung über den Start wegen des Widerstands einzelner EU-Länder bereits zweimal verschoben. Denn Beschlüsse in diesem Bereich müssen einstimmig gefasst werden. Gegen Albanien sprachen sich am Dienstag neben Frankreich dem Vernehmen nach auch die Niederlande und Dänemark aus.

Bei den Europaministern wurde laut Diplomaten deshalb auch kurzzeitig der Vorschlag erwogen, die Frage der Beitrittgespräche beider Staaten zu entkoppeln. Bei Nordmazedonien hätten die EU-Staaten demnach jetzt grünes Licht geben sollen, der Beschluss zu Albanien wäre aber auf März 2020 verschoben worden. Auch dies habe Frankreich aber als einziges Land abgelehnt, sagte ein EU-Diplomat. Mit Blick auf den Gipfel sei "jetzt wieder alles offen".

Ein deutscher Regierungsvertreter ging davon aus, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) das Thema am Mittwoch auch beim deutsch-französischen Ministerrat gegenüber Macron ansprechen wird. "Das ist kein Thema, das wir jetzt unter ferner liefen behandeln", hieß es. Deutschland stehe zu der Entscheidung, mit beiden Ländern Beitrittsverhandlungen aufzunehmen. Dies sei "für die strategische Situation der EU eine entscheidende Frage".

(P.Tomczyk--DTZ)

Empfohlen

Trump will US-Truppen vorerst in Deutschland stationiert lassen

US-Präsident Donald Trump will die in Deutschland stationierten Truppen vorerst im Land belassen. Wenn Deutschland sie haben wolle, sei das "kein Problem", sagte Trump am Donnerstag beim Antrittsbesuch von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) im Weißen Haus. Zwar sei der Unterhalt der Streitkräfte teuer, weil sie hoch bezahlt seien, aber die Beziehungen zu Deutschland seien wichtig, betonte Trump.

Trump "sehr enttäuscht" über Kritik von Musk

US-Präsident Donald Trump hat sich "sehr enttäuscht" über Kritik von Tech-Milliardär Elon Musk an den Haushaltsplänen des Republikaners geäußert und offen gelassen, ob sein freundschaftliches Verhältnis zu seinem früheren Berater anhalten wird. "Elon und ich hatten eine großartige Beziehung. Ich weiß nicht, ob das noch so sein wird. Ich war überrascht", sagte Trump am Donnerstag während des Besuchs von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) im Weißen Haus.

Nato-Verteidigungsminister beschließen "historische" Aufrüstungsziele

Vor dem Hintergrund der Bedrohung durch Russland haben die Nato-Verteidigungsminister neue Aufrüstungsziele mit weitreichenden Auswirkungen für die Mitgliedsländer beschlossen. Für die Bundeswehr ergebe sich aus den neuen Vorgaben ein zusätzlicher Personalbedarf von bis zu 60.000 Soldatinnen und Soldaten, sagte Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) am Donnerstag im Nato-Hauptquartier in Brüssel. Nato-Generalsekretär Mark Rutte und US-Verteidigungsminister Pete Hegseth zeigten sich optimistisch, dass die Verbündeten sich bis zum Gipfel in Den Haag auf die von den USA geforderten fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für Verteidigungsausgaben einigen werden.

Trump empfängt Merz zu Antrittsbesuch vor dem Weißen Haus

US-Präsident Donald Trump hat Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zu seinem Antrittsbesuch in Washington empfangen. Trump begrüßte Merz am Donnerstag per Handschlag vor dem Weißen Haus. Danach war nach US-Angaben zunächst ein Gespräch zwischen Trump und Merz im Oval Office vor laufenden Kameras geplant. Im Anschluss wollte Trump den Kanzler zum vertraulichen Mittagessen bitten.

Textgröße ändern: