Deutsche Tageszeitung - USA wollen Ölfelder in Ostsyrien mit zusätzlichen Truppen sichern

USA wollen Ölfelder in Ostsyrien mit zusätzlichen Truppen sichern


USA wollen Ölfelder in Ostsyrien mit zusätzlichen Truppen sichern
USA wollen Ölfelder in Ostsyrien mit zusätzlichen Truppen sichern / Foto: ©

Nach dem Abzug ihrer Truppen aus Nordsyrien haben die USA überraschend angekündigt, zusätzliche Militärkräfte in den Osten des Landes zu schicken. Dadurch solle verhindert werden, dass die Ölfelder in der Region wieder in die Hände der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) fallen, erklärte ein Pentagon-Vertreter am Donnerstag. Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) forderte vor seinem Ankara-Besuch am Samstag den Rückzug der türkischen Soldaten aus den Kurdengebieten in Nordostsyrien.

Textgröße ändern:

"Die USA sind entschlossen, ihre Position in Nordostsyrien zu stärken, in Abstimmung mit unseren Partnern der SDF", sagte der Pentagon-Vertreter mit Blick auf die kurdisch dominierten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF). Die Einnahme der Ölfelder sei ein großer Erfolg im Kampf gegen die IS-Miliz gewesen. Es müsse sichergestellt werden, dass die IS-Miliz nicht wieder Zugang zu dem Öl als Finanzierungsquelle gewinne.

US-Präsident Donald Trump hatten erst kürzlich die US-Truppen aus Nordsyrien abgezogen und damit eine türkische Militäroffensive gegen die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) in der Region ermöglicht. Er hatte sich auch selbst dafür gefeiert, dass er die US-Soldaten aus unsinnigen Auslandseinsätzen heimhole. Trump sagte dann am Mittwoch, eine "kleine Zahl von Soldaten" werde in der Region bleiben, um die Ölfelder zu schützen.

Das US-Magazin "Newsweek" berichtete nun, das Pentagon plane die Entsendung von 30 Abrams-Kampfpanzern zum Schutz der Ölfelder vor der IS-Miliz sowie der syrischen Armee und pro-iranischer Milizen. Die Stationierung von Kampfpanzern würde eine deutliche Ausweitung der US-Kampfkraft in der Region bedeuten.

Bisher waren vorwiegend US-Spezialkräfte mit gepanzerten Fahrzeugen zur Unterstützung der YPG im Einsatz. Trump wird seit der Entscheidung zum Abzug der US-Truppen aus Nordsyrien vorgeworfen, damit die kurdischen Verbündeten im Kampf gegen die IS-Miliz verraten zu haben.

Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu will am Samstag seinen deutschen Kollegen Maas in Ankara treffen. Maas ermahnte zuvor die Türkei, sich bei Flüchtlingen an internationales Recht zu halten und den politischen Prozess in Syrien nicht zu torpedieren. "Ich freue mich auf deinen Besuch in der Türkei", schrieb Cavusoglu auf Twitter. "Aber nicht mit erhobenem Zeigefinger. Wer die Türkei belehrt, muss mit einer entsprechenden Antwort rechnen."

Maas bekräftigte im Vorfeld der Reise die Haltung der Bundesregierung, wonach der türkische Einmarsch in Nordsyrien "nicht völkerrechtlich legitimiert ist". Daraus ergebe sich "die ganz klare Konsequenz, dass man sich da auch wieder zurückziehen muss", sagte er in der ZDF-Sendung "maybrit illner". Auch müssten die 300.000 Flüchtlinge, die durch die türkische Offensive vertrieben wurden, zurückkehren können.

Wie Trump auf Twitter am Donnerstag mitteilte, telefonierte er nun mit dem kurdischen SDF-Kommandeur Maslum Abdi. "Er schätzt, was wir getan haben, und ich schätze, was die Kurden getan haben", schrieb Trump auf Twitter. Er freue sich darauf, ihn "bald zu sehen".

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan forderte daraufhin die USA zur Auslieferung Abdis auf. Dieser sei ein "Terrorist", sagte Erdogan. "Amerika muss diesen Mann übergeben." Ähnlich äußerte sich Außenminister Cavusoglu.

Derweil begannen russische Militärpolizisten mit Patrouillen in einem 30 Kilometer breiten Streifen entlang der türkischen Grenze, wie Erdogan dies am Dienstag mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in Sotschi vereinbart hatte. Das Verteidigungsministerium in Moskau teilte zudem mit, zusätzlich knapp 300 Militärpolizisten aus Tschetschenien mit 20 gepanzerten Fahrzeugen nach Syrien verlegt zu haben.

Mehrere hundert Soldaten der syrischen Regierungstruppen rückten am frühen Morgen zudem in einem langen Konvoi in die Grenzstadt Kobane ein, wie ein AFP-Reporter berichtete. "Eins, eins, eins, das syrische Volk ist eins", riefen die Soldaten, während sie syrische Flaggen schwenkten.

(W.Novokshonov--DTZ)