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Hongkonger Polizei kesselt hunderte Aktivisten in Universität ein
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In Hongkong ist die Lage an der von Demonstranten besetzten Polytechnischen Universität eskaliert: Die Polizei kesselte am Montag hunderte Demokratie-Aktivisten in der Hochschule ein. Mit Tränengas und Schlagstöcken gingen Polizisten gegen Demonstranten vor, die versuchten, vom Campus zu fliehen. Dutzende Aktivisten wurden festgenommen.
Die Protestierenden hatten sich am Wochenende in der Universität auf der Halbinsel Kowloon verschanzt. In der Nacht zu Montag legten sie Feuer am Haupteingang, um ein Eindringen der Polizei zu verhindern.
Die seit fünf Monaten andauernden Proteste haben seit vergangener Woche ein neues Ausmaß erreicht, das die 7,5-Millionen-Metropole ins Chaos stürzte: Schulen blieben geschlossen, der öffentliche Nahverkehr kam fast völlig zum Erliegen und Hauptstraßen wurden blockiert.
Mit Pfeil und Bogen, Molotowcocktails und Steinschleudern versuchten die Demonstranten auf dem Uni-Campus am Wochenende die Polizisten abzuwehren. In der Folge drohte die Polizei am Sonntag erstmals mit dem Einsatz scharfer Munition. Am Montag gaben die Beamten tatsächlich drei Warnschüsse ab, verletzt wurde niemand. Bisher wurde nur in Einzelfällen scharfe Munition eingesetzt, drei Menschen wurden dabei verletzt. Die Beamten setzten vor allem auf Tränengas, Wasserwerfer und Gummigeschosse.
Am Montag versuchten Aktivisten schließlich, die Polizeiabsperrungen rund um die Universität zu durchbrechen und zu fliehen, wurden jedoch mit Tränengas zurückgedrängt. Die Beamten nahmen dutzende Menschen fest, teilweise schlugen sie mit Schlagstöcken auf die am Boden liegenden Demonstranten ein.
Die Stimmung unter den auf dem Campus verbliebenen Aktivisten sei verzweifelt, berichtete eine 19-Jährige, die sich "K" nannte. "Einige haben heftig geweint, andere waren wütend. Sie empfanden Hoffnungslosigkeit, weil uns der Weg aus dem Campus versperrt wurde."
Einen wichtigen juristischen Sieg konnten die Aktivisten am Montag aber erringen: Das Oberste Gericht in Hongkong hob das von der Regierung verhängte Vermummungsverbot auf. Das Verbot sei verfassungswidrig, urteilte das Gericht am Montag.
Auch in anderen Teilen der Stadt kam es am Montag zu Protesten: In den Vierteln Tsim Sha Tsui und Jordan ging die Polizei mit Tränengas gegen Menschenansammlungen vor. Mehrere Protestierende wurden verhaftet.
Die Proteste waren vergangene Woche in eine neue Phase eingetreten. Die Aktivisten weiteten ihre Aktionen mit Blockaden an verschiedenen Stellen aus, um die Kapazitäten der Polizei auf die Probe zu stellen. In der Folge stieg auf beiden Seiten die Gewaltbereitschaft. Am Sonntag wurde bei den gewaltsamen Zusammenstößen an der Universität ein Polizist durch einen Pfeil an der Wade verletzt.
Der Hongkonger Demokratie-Aktivist Joshua Wong rechtfertigte den Einsatz von Gewalt durch Demonstranten in der chinesischen Sonderverwaltungszone. "Mit rein friedlichem Protest werden wir unser Ziel nicht erreichen", sagte Wong der "Süddeutschen Zeitung" und fügte hinzu: "Allein mit Gewalt allerdings auch nicht. Wir brauchen beides."
In der "Bild"-Zeitung (Dienstagsausgabe) appellierte Wong an Europa, den politischen Druck auf die Behörden zu erhöhen. "Die europäischen Länder sollten Sanktionen verhängen, um die Behörden für das von ihnen geplante Blutvergießen verantwortlich zu machen." Deutschland sollte seine wirtschaftlichen Vereinbarungen mit "einem rücksichtslosen Regime überdenken, das sich nie an die Regeln hält", forderte Wong.
Peking warnte die Protestbewegung in Hongkong zuletzt in immer drastischeren Worten vor einer Eskalation. Wu Qian, Sprecher des chinesischen Verteidigungsministeriums, bekräftigte am Montag, die "Beendigung der Gewalt und die Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung" seien derzeit die "dringlichste Aufgabe" in Hongkong.
In der ehemaligen britischen Kronkolonie Hongkong gibt es seit Monaten Massenproteste gegen die pro-chinesische Regierung, die immer häufiger in Gewalt umschlagen.
(V.Sørensen--DTZ)