Deutsche Tageszeitung - Iranische Führung erklärt Sieg über "Verschwörung der Feinde"

Iranische Führung erklärt Sieg über "Verschwörung der Feinde"


Iranische Führung erklärt Sieg über "Verschwörung der Feinde"
Iranische Führung erklärt Sieg über "Verschwörung der Feinde" / Foto: ©

Nach den Protesten gegen die Anhebung der Benzinpreise im Iran hat die Führung den Sieg über die "Feinde" des Landes verkündet. "Unser Volk war siegreich gegen die Verschwörung der Feinde", sagte Präsident Hassan Ruhani am Mittwoch. Das geistliche Oberhaupt Ayatollah Ali Chamenei sagte, der "Feind ist zurückgedrängt". Amnesty International hatte zuvor gewarnt, es könnten mehr als hundert Menschen bei den Protesten getötet worden sein.

Textgröße ändern:

"Die Anarchisten auf den Straßen waren gering an Zahl", sagte Ruhani bei einer Kabinettssitzung. Diese "organisierten, bewaffneten Anarchisten" hätten gemäß einer Verschwörung Saudi-Arabiens, Israels und der USA gehandelt. Die "spontanen Versammlungen" von Regierungsanhängern in Sandschan, Schahr-e Kord und anderen Städten seien "die größte Demonstration der Macht der iranischen Nation" gewesen, fügte Ruhani hinzu.

Zuvor hatte Chamenei in einer Fernsehansprache gesagt, die jüngsten Proteste seien eine "Sicherheitsfrage" gewesen und nicht vom Volk ausgegangen. Er hatte bereits in den vergangenen Tagen die Gewalt durch "Hooligans" verurteilt und gewarnt, sie nutze nur der Exilopposition. Demonstranten hatten während der Proteste Tankstellen, Bankfilialen und Polizeiwachen in Brand gesetzt und Geschäfte geplündert.

Nach offiziellen Angaben wurden ein Demonstrant und vier Angehörige der Sicherheitskräfte bei den Ausschreitungen getötet. Unter ihnen war auch ein Kommandeur der Revolutionsgarden, der zusammen mit zwei Angehörigen der Bassidsch-Miliz laut offiziellen Angaben in einem "Hinterhalt" von "Randalierern" erstochen worden war. Am Mittwoch wurde er unter Rufen von "Tod Amerika" in der Stadt Schariar westlich von Teheran beigesetzt.

Das genaue Ausmaß der Gewalt bei den Protesten ist unklar, da die Regierung das Internet im Land weitgehend abgeschaltet hat. Das UN-Menschenrechtskommissariat äußerte sich am Dienstag alarmiert über Berichte, wonach beim Einsatz scharfer Munition dutzende Menschen getötet worden seien. Amnesty International sprach unter Berufung auf Medienberichte, Zeugenaussagen und Aktivisten von mindestens 106 Todesopfern.

Die Proteste hatten sich am Freitag an der umstrittenen Entscheidung der Regierung entzündet, die Benzinpreise drastisch zu erhöhen. Die Regierung will damit den Konsum reduzieren, den Schmuggel bekämpfen und zusätzliche Hilfen für Bedürftige finanzieren. Ruhani sagte, gut sieben Millionen Iraner hätten inzwischen zusätzliche Sozialhilfen erhalten. Bis Samstag würden Zahlungen an 18 Millionen Bürger gehen.

Ökonomen fordern schon lange eine Reform der üppigen Benzinsubventionen und Sozialhilfen, doch trifft der Zeitpunkt auf Kritik, da viele Iraner wegen der Wirtschaftskrise ohnehin kaum über die Runden kommen. Der Iran ist infolge der US-Sanktionen, die seit dem Ausstieg der USA aus dem internationalen Atomabkommen verhängt wurden, in eine tiefe Rezession gerutscht.

Der Streit um das Atomabkommen hat die Spannungen in der Region massiv verschärft. Am Dienstag passierte die US-Flugzeugträgergruppe Abraham Lincoln die strategisch wichtige Seestraße von Hormus auf dem Weg in den Persischen Golf. Im Sommer hatte es in der Region eine Reihe von Angriffen auf Handelsschiffe gegeben, für die die USA den Iran verantwortlich machten. Zudem schoss Teheran eine US-Drohne ab.

(A.Nikiforov--DTZ)

Empfohlen

Trump trifft Netanjahu und warnt vor "drittem Weltkrieg" bei Wahlniederlage

Ex-US-Präsident Donald Trump hat bei einem Treffen mit Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu vor einem "dritten Weltkrieg" gewarnt, sollten seine Republikaner nicht die Präsidentschaftswahl gewinnen. "Wenn wir gewinnen, wird alles ganz einfach. Dann klappt alles und ganz schnell", sagte Trump, der am Freitag Netanjahu und dessen Frau an seinem Anwesen in Florida empfing. "Wenn wir nicht gewinnen, gibt es große Kriege im Nahen Osten und vielleicht den dritten Weltkrieg."

Israels Armee: Bereiten "entscheidende Offensive" gegen Hisbollah im Libanon vor

Die israelische Armee bereitet laut eigenen Angaben eine "entscheidende Offensive" gegen die Hisbollah-Miliz im Libanon vor. Die Truppen bereiteten sich auf den "Übergang zur Offensive" vor, sagte der israelische Generalmajor Ori Gordin laut Militärangaben vom Freitag. "Wenn der Moment kommt und wir in die Offensive gehen, wird es eine entscheidende Offensive", fügte er hinzu.

Russisches Kriegsschiff legt für Zwischenstopp in Algerien an

Das modernste Kriegsschiff der russischen Flotte, die "Admiral Gorschkow", macht laut Angaben aus Moskau für einen Zwischenstopp in Algerien Station. Das mit Hyperschallraketen ausgestattete Schiff habe am Freitag für mehrere Tage im Hafen von Oran am Mittelmeer angelegt, teilte das russische Verteidigungsministerium. Laut der Nachrichtenagentur Tass wird das Schiff vom Tanker "Akademik Paschin" begleitet.

EU gibt Erlöse aus russischem Vermögen für die Ukraine frei

Die Europäische Union hat am Freitag erstmals 1,5 Milliarden Euro aus Zinserlösen für eingefrorene russische Vermögenswerte für die Ukraine freigegeben. Das Geld werde für die "Verteidigung und den Wiederaufbau" an die Ukraine überwiesen, erklärte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. "Es gibt kein besseres Symbol oder keine bessere Verwendung für das Geld des Kremls, als die Ukraine und ganz Europa zu einem sichereren Ort zum Leben zu machen", hieß es weiter.

Textgröße ändern: