Deutsche Tageszeitung - Johnson macht Wahlkampf mit Weihnachts-Kultfilm "Tatsächlich Liebe"

Johnson macht Wahlkampf mit Weihnachts-Kultfilm "Tatsächlich Liebe"


Johnson macht Wahlkampf mit Weihnachts-Kultfilm "Tatsächlich Liebe"
Johnson macht Wahlkampf mit Weihnachts-Kultfilm "Tatsächlich Liebe" / Foto: ©

Kurz vor der Parlamentswahl in Großbritannien setzt Premierminister Boris Johnson auf große Weihnachtsgefühle: Johnson spielt in einem am Montagabend veröffentlichten Wahlwerbespot eine Kult-Szene aus der romantischen Komödie "Tatsächlich Liebe" nach. Im Original aus dem Jahr 2003 tauchte Schauspieler Andrew Lincoln in der Rolle des Mark vor der Haustür von Keira Knightley (Juliet) auf, um ihr auf Plakaten seine unsterbliche Liebe zu gestehen. In der neuen Version klingelt nun Johnson mit einem Berg Karten unterm Arm an der Tür einer Frau.

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In dem Clip "Tatsächlich Konservative wählen" zeigt ein schweigender Johnson der Frau eine Reihe von Plakaten, auf denen er für Donnerstag zur Stimmabgabe für seine Tories aufruft. "Mit ein bisschen Glück werden wir im neuen Jahr den Brexit erledigt haben (falls das Parlament ihn nicht wieder blockiert)", steht da etwa.

Oder: "Ihre Stimme war nie wichtiger. Der andere Typ könnte gewinnen. Sie müssen sich also entscheiden zwischen einer arbeitenden Mehrheit oder einem anderen festgefahrenen Stau-Parlament."

Johnsons Wahlspot wurde in den Onlinediensten rasch zum Erfolg und bis Dienstagmittag mehr als eine Million Mal angeklickt. Zugleich handelte sich der Premierminister Plagiatsvorwürfe ein, da die bekannte Labour-Politikerin Rosena Allin-Khan bereits am 22. November eine eigene Imitation der Szene aus "Tatsächlich Liebe" veröffentlicht hatte.

Pikant ist Johnsons Parodie auch deshalb, weil mit Hugh Grant einer der Hauptdarsteller des Originalstreifens ein Anhänger der gegen den Brexit kämpfenden britischen Liberaldemokraten ist. Grant, der in "Tatsächlich Liebe" den Premierminister spielt und im derzeitigen Wahlkampf offen für die Liberaldemokraten Stellung bezog, äußerte sich im BBC-Radio pikiert über Johnsons Spot.

Dieser sei zwar "ziemlich gut gemacht", zeige aber gerade deshalb, dass die Konservativen für ihren Wahlkampf "schrecklich viel Geld" zur Verfügung hätten. Zudem merkte er an, dass Andrew Lincoln im Original eine Karte mit der Aufschrift "Wegen Weihnachten sagst du die Wahrheit" in die Höhe hält. Johnsons Wahlkampf-Leute hätten wohl gedacht, dass das bei Johnson "nicht so großartig aussehen würde".

(U.Beriyev--DTZ)