Deutsche Tageszeitung - Streiks in Frankreich an Weihnachten unvermindert fortgesetzt

Streiks in Frankreich an Weihnachten unvermindert fortgesetzt


Streiks in Frankreich an Weihnachten unvermindert fortgesetzt
Streiks in Frankreich an Weihnachten unvermindert fortgesetzt / Foto: ©

Keine Atempause zu Weihnachten: Die Streiks gegen die Rentenreform in Frankreich sind am Mittwoch unvermindert fortgesetzt worden. Der öffentliche Verkehr in Paris kam sogar nahezu vollständig zum Erliegen. Die großen Bahnhöfe in der Hauptstadt blieben am 21. Streiktag in Folge komplett geschlossen; im Untergrundverkehr waren nur die beiden automatisch betriebenen Metro-Linien in Betrieb. Taxis, Fahrgemeinschaftsdienste und Mietwagenfirmen waren von der großen Nachfrage überfordert.

Textgröße ändern:

TGV-Schnellzüge sollten frühestens ab Mittwochnachmittag wieder fahren, kündigte die Verkehrsgesellschaft SNCF an. Bereits an Heiligabend waren zehntausende Reisende, die zu Weihnachten ihre Familien besuchen wollten, in Paris gestrandet.

Der öffentliche Verkehr soll nach Angaben der Betreiber auch am zweiten Weihnachtstag stark beeinträchtigt bleiben. Es wurde erwartet, dass nur einer von zwei TGV-Schnellzügen wie geplant fährt. In Paris sollten fünf Metro-Linien geschlossen bleiben. Auch bei den Verbindungen in die Pariser Vororte sowie bei Regionalzügen wurden Beeinträchtigungen vorhergesagt.

Die Streiks richten sich gegen das zentrale Reformversprechen von Präsident Emmanuel Macron, der das komplizierte System mit 42 verschiedenen Rentenregelungen vereinheitlichen und das Milliarden-Defizit der Rentenkassen abbauen will. Besonders umstritten ist die faktische Anhebung des Renteneintrittsalters von derzeit 62 auf künftig 64 Jahre.

Der Streik wird vor allem von den Eisenbahner-Gewerkschaften getragen, allerdings beteiligen sich auch weitere Branchen und Einrichtungen an den Protesten, darunter die Pariser Oper. Vor deren Haupteingang führten etwa 40 Tänzer am Dienstag aus Protest gegen die Reformpläne vor Passanten Ballett-Szenen aus "Schwanensee" auf. Dazu hielten die Tänzer Banner mit der Aufschrift "Kultur in Gefahr" in die Höhe.

Die Verhandlungen zwischen Gewerkschaften und der Regierungen waren vergangene Woche gescheitert und sollen am 7. Januar fortgesetzt werden. Die Gewerkschaften haben angekündigt, die Streiks fortzusetzen, bis eine Einigung erzielt ist.

Allerdings geht die SNCF von einer leichten Besserung nach den Feiertagen aus. Am kommenden Wochenende sollen demnach sechs von zehn TGV-Schnellzügen fahren. Vergangenes Wochenende waren es nur fünf von zehn.

Die Streiks machen sich nach SNCF-Angaben auch deutlich bei den Einnahmen der Verkehrsgesellschaft bemerkbar. Der Einnahmeausfall belaufe sich mittlerweile auf 400 Millionen Euro, sagte SNCF-Chef Jean-Pierre Farandou der Zeitung "Le Monde". Die Industrieverbände bezifferten ihre Umsatzeinbußen auf 30 bis 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Doch auch die Streikenden haben nach drei Wochen im Ausstand mit Gehaltseinbußen zu kämpfen. "Es fängt an, finanziell weh zu tun", sagte der Lokführer Raffi Kaya der Nachrichtenagentur AFP am Rande eines von den Gewerkschaften organisierten Weihnachtsessens. "Aber wir sind zu weit gekommen, um jetzt aufzuhören", fügte er hinzu.

(A.Nikiforov--DTZ)

Empfohlen

Nachwahlbefragung: Oppositioneller Lee siegt bei Präsidentenwahl in Südkorea

Bei der Präsidentenwahl in Südkorea hat laut einer Nachwahlbefragung der Oppositionschef Lee Jae Myung klar gesiegt. Der Mitte-Links-Kandidat Lee kommt auf 51,7 Prozent der Stimmen, sein konservativer Rivale Kim Moon Soo auf 39,3 Prozent, wie aus der kurz nach Schließung der Wahllokale am Dienstagabend (Ortszeit) von drei großen Sendern veröffentlichten Erhebung hervorgeht.

Merz und Dobrindt halten trotz Gerichtsurteils an Zurückweisungen fest

Die Bundesregierung will trotz des Urteils des Berliner Verwaltungsgerichts an der Zurückweisung von Schutzsuchenden an den deutschen Grenzen festhalten. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) sprach am Mittwoch von einer "vorläufigen Entscheidung" des Gerichts, welche das Vorgehen an den Grenzen nicht grundsätzlich in Frage stelle: "Wir wissen, dass wir nach wie vor Zurückweisungen vornehmen können", sagte Merz. Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) sagte, an der Praxis, Schutzsuchende an den Grenzen abzuweisen, werde sich "aktuell" nichts ändern.

Bundestagspräsidentin Klöckner will deutsch-französisches Abgeordnetentreffen stärken

Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) will die Zusammenarbeit des Bundestags mit der französischen Nationalversammlung vertiefen. Die Deutsch-Französische Parlamentarische Versammlung, zu der je 50 Abgeordnete beider Länder zählen, solle wieder aufgewertet werden, sagte Klöckner am Dienstag in Paris. Das nächste Treffen der Parlamentarier sei bereits für den 16. Juni in Paris geplant.

Hamas-Zivilschutz: 27 Tote bei erneutem Beschuss nahe Verteilzentrum im Gazastreifen

Während der Verteilung von Hilfsgütern im Gazastreifen sind am Dienstag erneut Schüsse von der israelischen Armee abgefeuert worden. Dabei wurden nach Angaben des von der radikalislamischen Hamas kontrollierten Zivilschutzes im Süden des Palästinensergebiets mindestens 27 Menschen getötet und mehr als 90 weitere verletzt. Zivilschutz-Sprecher Mahmud Bassal warf der israelischen Armee ein "Massaker an Zivilisten" vor. Das israelische Militär erklärte, Schüsse "in die Nähe einzelner Verdächtiger" abgefeuert zu haben.

Textgröße ändern: