Deutsche Tageszeitung - Belgien setzt spanisches Auslieferungsgesuch für Puigdemont aus

Belgien setzt spanisches Auslieferungsgesuch für Puigdemont aus


Belgien setzt spanisches Auslieferungsgesuch für Puigdemont aus
Belgien setzt spanisches Auslieferungsgesuch für Puigdemont aus / Foto: ©

Die belgische Justiz hat das spanische Auslieferungsgesuch für den ehemaligen katalanischen Regionalpräsidenten Carles Puigdemont ausgesetzt. Ein Brüsseler Richter habe entschieden, dass Puigdemont und der einstige katalanische Gesundheitsminister Toni Comín parlamentarische Immunität genießen, sagte Simon Bekaert, der Anwalt der beiden, am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP. Spanien fordert die Auslieferung der zwei katalanischen Politiker, die 2017 nach dem gescheiterten Unabhängigkeitsreferendum in Katalonien nach Belgien geflohen waren.

Textgröße ändern:

Bei der Europawahl im vergangenen Mai wurden Puigdemont und Comín ins EU-Parlament gewählt. "Heute hat die belgische Justiz erneut den Versuch der Auslieferung von Präsident Puigdemont und Ratsmitglied Comín gestoppt, weil sie ihre Immunität anerkennen", hieß es in einer Erklärung der beiden Unabhängigkeitsbefürworter.

Nach Angaben von Bekaert ist die Entscheidung des Richters eine Folge eines Urteils des Europäischen Gerichtshofs in Luxemburg (EuGH), der vor Weihnachten entschieden hatte, dass die spanische Justiz im Fall von mehreren katalanischen Unabhängigkeitsbefürwortern EU-Recht verletzt hat. Die spanische Justiz hatte Puigdemont, Comín und den zu 13 Jahren Haft verurteilten Oriol Junqueras den Antritt ihrer Mandate im EU-Parlament verweigert.

Bekaert forderte auch die Aufhebung des von der spanischen Justiz erlassenen Europäischen Haftbefehls gegen die drei Katalanen. In Spanien werden Puigdemont und weitere katalanische Unabhängigkeitsbefürworter wegen ihrer Rolle in der Krise von 2017 verfolgt. Sowohl Gerichte in Belgien als auch in Deutschland und Schottland haben sich bisher geweigert, Puigdemont und andere hochrangige katalanische Politiker auszuliefern.

In Madrid wurde am Donnerstag unterdessen eine Entscheidung von Junqueras’ Partei Esquerra Republicana de Catalunya (ERC) im Zuge der spanischen Regierungsbildung erwartet. Der amtierende Regierungschef Pedro Sánchez, dessen Sozialisten bei den Wahlen im November ihre Stellung nicht ausbauen konnten, ist auf die Unterstützung der ERC angewiesen, um sich kommende Woche vom Parlament zum Ministerpräsidenten wiederwählen zu lassen.

Sánchez hat eine Koalition mit der linksgerichteten Partei Podemos vereinbart. Für eine Mehrheit im Parlament braucht er aber auch die Katalanen von der ERC, mit denen er seit Wochen verhandelt. Die Partei hatte in der Vergangenheit eine "demokratische Lösung für den Konflikt" um Katalonien und Junqueras’ sofortige Freilassung gefordert.

Wie eine Reihe weiterer katalanischer Aktivisten war Junqueras nach dem vom spanischen Verfassungsgericht ausgesetzten Unabhängigkeitsreferendum in Katalonien im Oktober 2017 festgenommen worden. Im Oktober wurde er zu einer langjährigen Haftstrafe wegen "Aufruhrs" verurteilt. Die Lage in der nordostspanischen Region Katalonien hatte sich nach den harten Urteilen in Madrid erneut verschärft. Es kam zu Massenprotesten mit zum Teil gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei.

(U.Beriyev--DTZ)

Empfohlen

Änderung des Geschlechts nur nach Operation: Tschechien verurteilt

Weil Tschechien eine Änderung des Geschlechts bislang nur nach einer geschlechtsangleichenden Operation erlaubt, hat das Europäische Menschenrechtsgericht das Land am Donnerstag verurteilt. Geklagt hatte ein nonbinärer tschechischer Mensch, der bei seiner Geburt als männlich registriert worden war. Die tschechischen Behörden verweigerten ihm den Wechsel des Geschlechts zu neutral oder weiblich, da er keine geschlechtsangleichende Operation hatte vornehmen lassen. Dies ist bislang die gesetzliche Voraussetzung.

Gericht: Coronainfektion auch bei infizierten Kollegen nicht automatisch Arbeitsunfall

Eine Infektion mit dem Coronavirus ist einem Gerichtsbeschluss zufolge auch dann nicht automatisch ein Arbeitsunfall, wenn nachweislich mehrere Kollegen infiziert waren. Das entschied das Landessozialgericht Berlin-Brandenburg und bestätigte damit einen Beschluss des Sozialgerichts Potsdam, wie ein Sprecher des Landessozialgerichts am Donnerstag in Potsdam mitteilte.

Umfrage: Ein Viertel der Studierenden nutzt täglich Künstliche Intelligenz

Ein Viertel der Studierenden nutzt einer Umfrage zufolge täglich Künstliche Intelligenz (KI). 40 Prozent nutzen sie mindestens einmal pro Woche, wie das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) am Donnerstag in Gütersloh mitteilte. Lediglich jeder 16. gab an, noch nie KI für das Studium verwendet zu haben.

Zahl der Pflegebedürftigen seit 2014 auf 5,6 Millionen Menschen verdoppelt

Die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland hat sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt - und dürfte weiter steigen. Wie der Medizinische Dienst des Bundes am Donnerstag anlässlich der Vorstellung des ersten "Reports Pflegebedürftigkeit" mitteilte, erhielten Ende 2024 rund 5,6 Millionen Menschen Leistungen aus der sozialen Pflegeversicherung. Das waren fast doppelt so viele wie 2014.

Textgröße ändern: