Deutsche Tageszeitung - Klimaneutralität ist für Grüne eine Überlebensfrage

Klimaneutralität ist für Grüne eine Überlebensfrage


Klimaneutralität ist für Grüne eine Überlebensfrage
Klimaneutralität ist für Grüne eine Überlebensfrage / Foto: ©

Für die Grünen ist die Klimaneutralität eine Überlebensfrage für die Wirtschaft in Deutschland und Europa. Im neuen Jahrzehnt entscheide sich, "ob der Industriestandort Deutschland in die Klimaneutralität geht", sagte Parteichefin Annalena Baerbock zum Auftakt der Grünen-Vorstandsklausur am Montag in Hamburg. Nur mit Klimaneutralität könnten Deutschland und Europa zentraler Standort bleiben. Auf der bis Dienstag dauernden Klausurtagung des Bundesvorstandes geht es neben der Umweltpolitik auch um soziale Fragen und den Arbeitsmarkt.
 
Für einen effektiven Klimaschutz ist nach Baerbocks Worten auch eine "starke regulatorische Gesetzgebung" erforderlich. "Wir wollen in die Breite der Gesellschaft gehen", betonte die Parteichefin, und nannte neben dem Klimaschutz auch die Sozialpolitik als zentrales Thema für die Partei. Eine Beschlussvorlage zur Arbeitsmarktpolitik sieht vor, für Minijobs eine Sozialversicherungspflicht einzuführen und die Zuverdienstmöglichkeiten für Bezieher von Hartz IV erhöhen.
 
In einem ersten Schritt sollten alle Empfänger "mindestens 30 statt bislang maximal 20 Prozent des selbst verdienten Einkommens behalten können", heißt es in dem Entwurf für die Beratungen des Bundesvorstands in Hamburg, der Deutsche Tageszeitung am Montag vorlag. Ein Grund für die in Deutschland tendenziell ansteigende Armutsquote sei der im internationalen Vergleich große Niedriglohnsektor, heißt es in dem Papier weiter.
 
Fast ein Viertel der Arbeitnehmer in Deutschland arbeite im Niedriglohnsektor und verdiene damit weniger als 10,80 Euro pro Stunde. Im Kampf gegen eine steigende Ungleichheit der Einkommen sowie die Armut durch niedrige Löhne schlagen die Grünen eine Reihe von Maßnahmen vor. So fordern sie die Einführung von Honorarordnungen und Mindesthonorare für Selbstständige "in Bereichen, in denen dies möglich ist". Die Verhinderung der Gründung eines Betriebsrat soll nach dem Willen der Grünen als Straftat geahndet werden. Bekräftigt wird die Forderung nach einer Erhöhung des Mindestlohns auf zwölf Euro.
 
Ko-Parteichef Robert Habeck kritisierte das Vorhaben der CSU, die Liste der sicheren Herkunftsstaaten am Bundesrat vorbei auszuweiten. "Wir haben im Moment andere Fragen zu diskutieren", sagte Habeck mit Blick auf die Flüchtlingspolitik zum Auftakt der Klausur. Die Forderung, mehr Herkunftsländer als sicher einzustufen, sei reine "Symbolpolitik". Die realen Probleme, wie etwa die Verteilung von Flüchtlingen, würden damit nicht gelöst.
 
Das Thema der sicheren Herkunftsstaaten "scheint sie umzutreiben wie die Autobahnmaut", hielt Habeck der CSU vor. Die Ausweitung der Liste sicherer Herkunftsstaaten ist bislang am Widerstand der Grünen im Bundesrat gescheitert.
 
Die CSU-Landesgruppe setzt sich in einer Vorlage für ihre parallel stattfindende Klausurtagung in Seeon nun dafür ein, die Liste der sicheren Staaten durch eine Neuregelung auszuweiten, die anders als bisher nicht mehr die Zustimmung der Länderkammer benötigt. Mit der Einstufung von Herkunftsländern als sicher soll die Bearbeitung von Asylanträgen von Flüchtlingen aus diesen Ländern beschleunigt werden.
 
Das Grünen-Treffen in der Hansestadt steht zudem im Zeichen der dortigen Bürgerschaftswahl am 23. Februar. Die Grünen treten bei der Wahl mit dem Anspruch an, erstmals das Amt der Bürgermeisterin in der Hansestadt zu besetzen. Darum bewirbt sich die bisherige Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank.  (U.Beriyev--DTZ)

Empfohlen

Trump: Israel sollte iranische Atomanlagen nicht angreifen

US-Präsident Donald Trump hat Israel dazu aufgefordert, Angriffe auf iranische Atomanlagen angesichts der laufenden Verhandlungen über ein Atomabkommen mit Teheran zu unterlassen. "Wir stehen kurz vor einer ziemlich guten Einigung", sagte Trump am Donnerstag vor Journalisten. Er warnte vor einem "massiven Konflikt" in der Region, falls Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu bereits geäußerte Erwägungen über einen Angriff auf iranische Atomanlagen in die Tat umsetzen würde.

Wadephul betont vor Nahost-Reise Bedeutung arabischer Staaten für Friedenslösung

Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) hat vor seiner mehrtägigen Nahost-Reise die Bedeutung der arabischen Länder in der Region für eine Friedenslösung hervorgehoben. Eine Stabilisierung der Region werde nur in Zusammenarbeit mit Israels Nachbarstaaten gelingen, erklärte Wadephul am Donnerstagabend in Rom vor seinem Abflug Richtung Nahost. Ägypten, der Libanon und Jordanien seien "Schlüsselstaaten für die Chance auf ein friedliches und sicheres Zusammenleben aller Menschen in der Region". Ihnen komme auch für eine Friedenslösung und einen Wiederaufbau des Gazastreifens eine zentrale Rolle zu.

Trump: "Enttäuscht" von Russland und Ukraine wegen stagnierender Verhandlungen

US-Präsident Donald Trump hat angesichts stagnierender Verhandlungen zwischen Moskau und Kiew Frustration geäußert. "Ich bin sehr enttäuscht von Russland, aber ich bin auch von der Ukraine enttäuscht", sagte Trump am Donnerstag vor Journalisten im Weißen Haus. Seiner Ansicht nach wäre eine Einigung zwischen beiden Ländern bereits möglich gewesen.

Frankreichs Senat lehnt zweiprozentige Mindeststeuer für Milliardäre ab

Frankreichs Milliardäre bleiben vorerst von einer zweiprozentigen Mindeststeuer verschont. Der Senat lehnte am Donnerstag einen Gesetzesentwurf ab, der dem Staat nach Einschätzung von Experten etwa 20 Milliarden Euro hätte einbringen könnte. Die Senatoren des Mitte-Rechts-Lagers warnten jedoch vor negativen Folgen auf die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Frankreich.