Deutsche Tageszeitung - Benedikt XVI. distanziert sich von Mitautorenschaft bei umstrittenem Zölibat-Buch

Benedikt XVI. distanziert sich von Mitautorenschaft bei umstrittenem Zölibat-Buch


Benedikt XVI. distanziert sich von Mitautorenschaft bei umstrittenem Zölibat-Buch
Benedikt XVI. distanziert sich von Mitautorenschaft bei umstrittenem Zölibat-Buch / Foto: ©

Der frühere Papst Benedikt XVI. hat sich von einem umstrittenen Buch distanziert, das seinen Nachfolger Franziskus vor einer Lockerung des Zölibats warnt und ihn als Mitverfasser nennt. Der erzkonservative Kardinal und Herausgeber des Buchs, Robert Sarah, solle den Verlag um die Streichung des Namens von Benedikt XVI. bitten, sagte dessen Privatsekretär Georg Gänswein am Dienstag. Benedikt habe niemals einer Mitautorenschaft zugestimmt. Kardinal Sarah verteidigte sein Buch derweil in mehreren Twitter-Botschaften.

Textgröße ändern:

Von der französischen Zeitung "Le Figaro" vorab veröffentlichte Auszüge aus dem Buch "Des profondeurs de nos coeurs" (Aus den Tiefen unserer Herzen) hatten am Sonntag für Aufsehen gesorgt. Die Auszüge warnen Benedikts Nachfolger Franziskus vor einer Aufweichung des Zölibats für katholische Priester.

Vatikan-Experten zeigten sich verblüfft, dass Benedikt öffentlich Stellung zu Angelegenheiten seines Nachfolgers beziehe. Nach seinem Rücktritt als Papst im Jahr 2013 hatte sich Benedikt vollständig aus der Öffentlichkeit zurückgezogen.

Nun reagierte Benedikt XVI., indem er nicht nur die Entfernung seines Namens vom Einband des Buchs forderte. Das Gleiche gelte für Benedikts Unterschrift unter Einleitung und Schlusswort des Buchs, sagte Gänswein der italienischen Nachrichtenagentur Ansa.

Der 92-jährige Deutsche habe von dem Buchprojekt des Kurienkardinals aus Guinea gewusst und Sarah einen seiner Texte zum Zölibat zur freien Verfügung überlassen, erklärte Gänswein weiter. Auf keinen Fall aber habe er einer Mitautorenschaft zugestimmt, noch sei er über die Aufmachung des geplanten Buches informiert gewesen.

Gänswein sprach von einem "Missverständnis", das aber die "guten Absichten von Kardinal Sarah" nicht in Frage stelle. Das Buch soll am Mittwoch in die französischen Buchläden kommen.

Noch bevor Gänswein an die Öffentlichkeit ging, hatte sich Kardinal Sarah gegen den Vorwurf verteidigt, er habe den emeritierten deutschen Papst für seine Zwecke manipulieren wollen. Im Kurzbotschaftendienst Twitter erklärte er, der 92-Jährige habe gewusst, "dass unser Projekt die Form eines Buchs annehmen würde". Sie hätten mehrere Korrekturfahnen ausgetauscht. Seinen Kritikern warf Sarah vor, ihn "beschmutzen" zu wollen.

Nach dem Dementi des ehemaligen Papstes twitterte Sarah lediglich, dass bei künftigen Ausgaben des Buchs nur sein Name auf dem Einband stehen werde. Der Inhalt werde jedoch nicht geändert.

Gemeinsam mit Kardinal Sarah hatte Benedikt XVI. in der ursprünglichen Fassung des Buchs gemahnt, dass sich die katholische Kirche nicht von "schlechten Einlassungen, Theatralik, diabolischen Lügen und im Trend liegenden Irrtümern" beeinflussen lassen dürfe, "welche den priesterlichen Zölibat entwerten wollen". Die beiden warnten auch, dass Priester durch die "ständige Infragestellung" des Zölibats "verwirrt" würden.

Franziskus prüft derzeit, ob in entlegenen Weltregionen wie etwa bestimmten Gebieten des Amazonas, in denen es einen großen Priestermangel gibt, den Geistlichen die Ehe erlaubt werden soll. Es wird erwartet, dass er seine Entscheidung in den nächsten Wochen verkündet. Bei einer Amazonas-Synode im Oktober in Rom hatten Bischöfe den Papst aufgerufen, in der Amazonasregion das Priesteramt für verheiratete Männer zu öffnen.

Papst Franziskus hatte am Montag mit einem generellen Bekenntnis zum Zölibat auf die Veröffentlichung der Buchauszüge reagiert. Allerdings könne es künftig Ausnahmen für katholische Pfarrer in besonders entlegenen Weltgegenden geben, ließ er über einen Sprecher erklären.

(V.Korablyov--DTZ)

Empfohlen

Trump trifft Netanjahu und warnt vor "drittem Weltkrieg" bei Wahlniederlage

Ex-US-Präsident Donald Trump hat bei einem Treffen mit Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu vor einem "dritten Weltkrieg" gewarnt, sollten seine Republikaner nicht die Präsidentschaftswahl gewinnen. "Wenn wir gewinnen, wird alles ganz einfach. Dann klappt alles und ganz schnell", sagte Trump, der am Freitag Netanjahu und dessen Frau an seinem Anwesen in Florida empfing. "Wenn wir nicht gewinnen, gibt es große Kriege im Nahen Osten und vielleicht den dritten Weltkrieg."

Israels Armee: Bereiten "entscheidende Offensive" gegen Hisbollah im Libanon vor

Die israelische Armee bereitet laut eigenen Angaben eine "entscheidende Offensive" gegen die Hisbollah-Miliz im Libanon vor. Die Truppen bereiteten sich auf den "Übergang zur Offensive" vor, sagte der israelische Generalmajor Ori Gordin laut Militärangaben vom Freitag. "Wenn der Moment kommt und wir in die Offensive gehen, wird es eine entscheidende Offensive", fügte er hinzu.

Russisches Kriegsschiff legt für Zwischenstopp in Algerien an

Das modernste Kriegsschiff der russischen Flotte, die "Admiral Gorschkow", macht laut Angaben aus Moskau für einen Zwischenstopp in Algerien Station. Das mit Hyperschallraketen ausgestattete Schiff habe am Freitag für mehrere Tage im Hafen von Oran am Mittelmeer angelegt, teilte das russische Verteidigungsministerium. Laut der Nachrichtenagentur Tass wird das Schiff vom Tanker "Akademik Paschin" begleitet.

EU gibt Erlöse aus russischem Vermögen für die Ukraine frei

Die Europäische Union hat am Freitag erstmals 1,5 Milliarden Euro aus Zinserlösen für eingefrorene russische Vermögenswerte für die Ukraine freigegeben. Das Geld werde für die "Verteidigung und den Wiederaufbau" an die Ukraine überwiesen, erklärte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. "Es gibt kein besseres Symbol oder keine bessere Verwendung für das Geld des Kremls, als die Ukraine und ganz Europa zu einem sichereren Ort zum Leben zu machen", hieß es weiter.

Textgröße ändern: