Deutsche Tageszeitung - Chamenei wirft europäischen Atom-Vertragspartnern "Feigheit" vor

Chamenei wirft europäischen Atom-Vertragspartnern "Feigheit" vor


Chamenei wirft europäischen Atom-Vertragspartnern "Feigheit" vor
Chamenei wirft europäischen Atom-Vertragspartnern "Feigheit" vor / Foto: ©

In der Diskussion um die Rettung des internationalen Atomabkommens mit dem Iran hat dessen geistlicher Führer Ayatollah Ali Chamenei Deutschland, Frankreich und Großbritannien "Feigheit" vorgeworfen. Die drei europäischen Vertragspartner des Abkommens hätten damit gedroht, das Thema der iranischen Atompolitik vor den UN-Sicherheitsrat zu bringen, sagte Chamenei in seinem Freitagsgebet in Teheran.

Textgröße ändern:

Die drei Staaten hatten am Dienstag angesichts fortgesetzter Verstöße des Iran gegen das Atomabkommen den sogenannten Streitschlichtungsmechanismus aktiviert, der im Falle eines Scheiterns mit der Wiedereinführung von UN-Sanktionen gegen Teheran enden könnte. Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) hatte am Donnerstag bestätigt, dass bei dem Thema eine Drohung der USA mit Strafzöllen auf Autos gegen Deutschland, Frankreich und Großbritannien "im Raum" gestanden habe.

Chamenei warf den europäischen Vertragspartnern nun vor, den Streitschlichtungsmechanismus mit dem Ziel aktiviert zu haben, den Tod des ranghohen iranischen Generals Kassem Soleimani durch einen US-Drohnenangriff Anfang Januar in Bagdad zu "überschatten". "Diese drei Länder sind die, die (dem irakischen Machthaber) Saddam Hussein während des Iran-Irak-Krieges geholfen haben, so viel sie konnten", rief der Ayatollah. Es sei "bewiesen", dass die drei Staaten "Lakaien der USA sind, und diese feigen Regierungen erwarten, dass der Iran sich unterwirft", sagte er weiter.

Selbst wenn die genannten Staaten am Verhandlungstisch säßen, seien ihre Worte "von Betrug gezeichnet", sagte Chamenei weiter. Diese "Gentlemen sind die gleichen wie die Terroristen am Flughafen von Bagdad", die Soleimani getötet hätten. "Man kann ihnen nicht trauen."

Die "Washington Post" hatte am Mittwoch zuerst berichtet, die USA hätten die Europäer mit den angedrohten Autozöllen zur Aktivierung des Streitschlichtungsmechanismus des Atomabkommens drängen wollen. Angedroht wurden von Washington demnach Strafzölle von 25 Prozent auf Autoimporte. Der Mechanismus sieht ein mehrstufiges Verfahren mit zahlreichen Fristen vor. Ohne Einigung mit dem Iran könnten am Ende UN-Sanktionen gegen den Iran wiedereingeführt werden.

Die USA hatten das Atomabkommen mit dem Iran im Mai 2018 einseitig aufgekündigt und wieder Sanktionen gegen Teheran verhängt. Deutschland, Frankreich und Großbritannien versuchen, das Abkommen noch zu retten. Allerdings verstößt der Iran als Reaktion auf das US-Vorgehen inzwischen offen gegen das Abkommen, das Teheran am Bau einer Atombombe hindern soll.

(V.Sørensen--DTZ)

Empfohlen

Baerbock fordert von Deutschland und EU mehr Investitionen in Sicherheit

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat Deutschland und die EU aufgefordert, mehr in die Sicherheit zu investieren. Der europäische Pfeiler in der Nato müsse gestärkt werden, unabhängig davon, wer demnächst in den USA regiert, sagte Baerbock am Freitag bei einer Veranstaltung der "Zeit". "Die Vorstellung, dass wir uns nicht verteidigen müssen, hat (Russlands Präsident Wladimir) Putin zerbombt."

Trump trifft Netanjahu und warnt vor "drittem Weltkrieg" bei Wahlniederlage

Ex-US-Präsident Donald Trump hat bei einem Treffen mit Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu vor einem "dritten Weltkrieg" gewarnt, sollten seine Republikaner nicht die Präsidentschaftswahl gewinnen. "Wenn wir gewinnen, wird alles ganz einfach. Dann klappt alles und ganz schnell", sagte Trump, der am Freitag Netanjahu und dessen Frau an seinem Anwesen in Florida empfing. "Wenn wir nicht gewinnen, gibt es große Kriege im Nahen Osten und vielleicht den dritten Weltkrieg."

Israels Armee: Bereiten "entscheidende Offensive" gegen Hisbollah im Libanon vor

Die israelische Armee bereitet laut eigenen Angaben eine "entscheidende Offensive" gegen die Hisbollah-Miliz im Libanon vor. Die Truppen bereiteten sich auf den "Übergang zur Offensive" vor, sagte der israelische Generalmajor Ori Gordin laut Militärangaben vom Freitag. "Wenn der Moment kommt und wir in die Offensive gehen, wird es eine entscheidende Offensive", fügte er hinzu.

Russisches Kriegsschiff legt für Zwischenstopp in Algerien an

Das modernste Kriegsschiff der russischen Flotte, die "Admiral Gorschkow", macht laut Angaben aus Moskau für einen Zwischenstopp in Algerien Station. Das mit Hyperschallraketen ausgestattete Schiff habe am Freitag für mehrere Tage im Hafen von Oran am Mittelmeer angelegt, teilte das russische Verteidigungsministerium. Laut der Nachrichtenagentur Tass wird das Schiff vom Tanker "Akademik Paschin" begleitet.

Textgröße ändern: