Deutsche Tageszeitung - Opfervertreter kritisiert mangelnde Aufklärung in kirchlichem Missbrauchsskandal

Opfervertreter kritisiert mangelnde Aufklärung in kirchlichem Missbrauchsskandal


Opfervertreter kritisiert mangelnde Aufklärung in kirchlichem Missbrauchsskandal
Opfervertreter kritisiert mangelnde Aufklärung in kirchlichem Missbrauchsskandal / Foto: ©

Zehn Jahre nach dem Bekanntwerden erster Missbrauchsfälle am Berliner Canisius-Kolleg hat der Opfervertreter Matthias Katsch mangelnden Aufklärungswillen kritisiert. Die katholische Kirche habe bis heute keine "unabhängige Aufarbeitung" vorgenommen, sagte der Sprecher der Betroffeneninitiative Eckiger Tisch am Dienstag im ZDF-"Morgenmagazin". Er kritisierte zugleich den Staat, der dies bisher dulde.

Textgröße ändern:

"Wir haben bis heute keine unabhängige Aufarbeitung", sagte Katsch. "Die Institution Kirche hält ihre Akten bei sich, und der Staat hat da lange genug zugesehen." Das müsse sich endlich ändern. Das Problem sei aber letztlich ein gesellschaftliches. Die Gesellschaft müsse begreifen, dass Kindesmissbrauch "ein massives Problem" sei.

Dazu gehöre es, Aufmerksamkeit und Geldmittel bereitzustellen. Bis heute sei die Finanzierung der Fachberatungsstellen für Betroffene "prekär", kritisierte Katsch. Missbrauch sei "verbreitet wie eine Volkskrankheit". Zugleich werde das Problem bislang aber nur "mit Heftpflastern" behandelt.

Das Bekanntwerden der Missbrauchsfälle am Canisius-Kolleg war der Beginn einer ganzen Reihe von Enthüllungen, die sich vor zehn Jahren zum Missbrauchsskandal rund um die katholische Kirche verdichteten. Diese stürzte dadurch in einen Vertrauenskrise. In Berlin zieht am Dienstag der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, vor Journalisten eine Bilanz der Aufarbeitung.

In Bayerischen Rundfunk bezeichnete Rörig die Aufklärung der Vorgänge in der katholischen Kirche am Dienstagmorgen als nicht abgeschlossen. "Im Missbrauchsskandal, bezogen auf die katholische Kirche, sind wir in der Situation, dass die unabhängige Aufarbeitung sich immer noch in der Anfangsphase befindet", sagte er. Dies gelte auch für die evangelische Kirche. Gleichwohl legten die Institutionen inzwischen sicherlich "ein gesteigertes Tempo" an den Tag.

In den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland vom Dienstag sah Rörig außerdem großen Handlungsbedarf bei dem Thema sexueller Missbrauch. "Mädchen und Jungen sind in Deutschland auch im Jahr 2020 zu wenig vor sexuellen Gewalttaten geschützt." Es sei "bitter festzustellen", dass alle bisherigen Anstrengungen von Staat, Kirchen und Verbänden nicht ausgereicht hätten. Durch Internet und soziale Medien seien vielmehr "neue Abgründe" dazugekommen.

(S.A.Dudajev--DTZ)

Empfohlen

Trump weiht riesige neue Fahnenmasten vor dem Weißen Haus ein

Voller Stolz - und inmitten des eskalierenden Israel-Iran-Konflikts - hat US-Präsident Donald Trump der Öffentlichkeit zwei neue riesige Fahnenmasten vor dem Weißen Haus vorgestellt. Bei einer Zeremonie wurde am Mittwoch auf dem Rasen auf der Südseite des Präsidentensitzes an einem der rund 27 Meter hohen Masten eine gigantische US-Flagge gehisst. Trump salutierte.

Zehntausende demonstrieren für verurteilte argentinische Ex-Präsidentin Kirchner

In der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires sind zehntausende Menschen zur Unterstützung der verurteilten Ex-Präsidentin Cristina Kirchner auf die Straße gegangen. Ab dem frühen Mittwochnachmittag (Ortszeit) versammelten sich Menschen auf der zentralen Plaza de Mayo vor dem Präsidentenpalast.

Iran greift Israel erneut an - Staatsfernsehen meldet Einsatz von Hyperschallraketen

Der Iran hat Israel am Mittwoch erneut angegriffen und dabei nach eigenen Angaben Hyperschallraketen eingesetzt. Die Raketen vom Typ Fattah hätten "die Verteidigung des israelischen Regimes" erfolgreich durchbrochen, berichtete das iranische Staatsfernsehen am Abend. Die israelische Armee meldete iranische Angriffe. Bewohner im Zentrum des Landes wurden aufgerufen, Schutzräume aufzusuchen.

Bund will Länder und Kommunen für Steuerausfälle entlasten - Art und Umfang offen

Länder und Kommunen sollen einen finanziellen Ausgleich für Steuerausfälle durch vom Bund beschlossene Entlastungen für die Wirtschaft erhalten. Darauf verständigten sich Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten der Länder im Grundsatz bei einem Spitzentreffen in Berlin am Mittwoch. Art und Umfang sind aber noch offen. Ein Lösung soll bis kommende Woche stehen.

Textgröße ändern: