
Ein weiterer Toter bei neuen Protesten in Chile

Bei neuen gewaltsamen Protesten in Chile hat es einen weiteren Toten gegeben. In der Nacht zum Freitag starb ein Mann in einem brennenden Supermarkt in San Ramón südlich der Hauptstadt Santiago de Chile, wie die Polizei mitteilte. Der Supermarkt war demnach von Plünderern in Brand gesetzt worden. Der Mann im Alter von 30 bis 40 Jahren starb in dem Feuer, zwei weitere Menschen konnten aus den Flammen gerettet werden.
Es war bereits der dritte Tote innerhalb von drei Tagen. Am Dienstag war in Santiago ein Fußballfan gestorben. Er wurde von einem Polizeibus angefahren, als Hooligans sich nach einem Fußballspiel im Colo-Colo-Stadion im Süden der Hauptstadt Auseinandersetzungen mit Sicherheitskräften lieferten.
Am Donnerstag starb ein 22 Jahre alter Mann, der bei Protesten in San Ramón von einem Linienbus angefahren worden war. Der Bus war nach Polizeiangaben von einem vermummten Demonstranten gestohlen worden.
In der Nacht zum Freitag wurde nach Polizeiangaben noch ein zweiter Supermarkt geplündert. Die Polizei nahm 16 Menschen fest. An mehreren Orten in der chilenischen Hauptstadt brannten Barrikaden.
Die Massenproteste in Chile hatten im Oktober begonnen. Etwa 30 Menschen wurden seitdem getötet, tausende weitere verletzt. Zuletzt hatten die Proteste nachgelassen. Eine Zeit lang gab es nur freitags Demonstrationen im Zentrum der Hauptstadt. In dieser Woche waren die gewaltsamen Proteste dann wieder aufgeflammt.
Die Proteste in Chile richteten sich zunächst gegen eine Erhöhung der Ticketpreise im öffentlichen Nahverkehr. Die Demonstranten kritisieren aber auch niedrige Löhne, hohe Kosten für Bildung und Gesundheit sowie die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich in dem südamerikanischen Land.
Präsident Sebastián Piñera kündigte für April ein Verfassungsreferendum an. Die Forderung nach einer Änderung der Verfassung aus der Zeit des Diktators Augusto Pinochet (1973-90) gehörte zu den zentralen Anliegen der Demonstranten.
(I.Beryonev--DTZ)