
Pflegebevollmächtigter legt Reformkonzept für Pflege-Leistungen vor

Der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, dringt auf bessere Hilfen für Pflegebedürftige, die zu Hause betreut werden. Das bisherige "Leistungswirrwarr" solle durch zwei flexible Budgets ersetzt werden, heißt es in einem am Mittwoch in Berlin vorgestellten Reformkonzept von Westerfellhaus. Das Bundesgesundheitsministerium reagierte zurückhaltend auf den Vorstoß des Pflegebevollmächtigten.
In Zukunft sollen den Pflegebedürftigen Westerfellhaus zufolge für die häusliche Pflege zwei Budgets zur Verfügung stehen: das Pflege- und das Entlastungsbudget. Das von Westerfellhaus vorgeschlagene monatliche Pflegebudget soll vom Pflegegrad abhängig sein und kann für Leistungen von ambulanten Pflege- und Betreuungsdiensten sowie für Pflegehilfsmittel aufgewendet werden. Wird das Budget für den Pflegebedürftigen nicht ausgeschöpft, wird es zu 50 Prozent ausbezahlt und steht frei zur Verfügung.
Das Entlastungsbudget soll sich speziell an die pflegenden Angehörigen richten. Es soll die Pflege dann sichern, wenn Angehörige einmal nicht da sind. Das soll auch zu einer besseren Vereinbarkeit von Pflege und Beruf beitragen. Die Höhe hängt ebenfalls vom Pflegegrad ab und steht vierteljährlich zur Verfügung.
Immer mehr Pflegebedürftige, die zu Hause leben, fühlen sich im bestehenden Leistungssystem der Pflegeversicherung nicht gut versorgt, heißt es in dem Konzept von Westerfellhaus. Zwar decke die Pflegeversicherung grundsätzlich viele Bedürfnisse ab. "Aber den Menschen fehlt oft das Wissen, welche Leistungen es überhaupt gibt." Insbesondere Leistungen, die pflegende Angehörige entlasten sollen, würden deshalb oftmals nicht abgerufen. Dies sei eine "fatale Entwicklung".
Gerade die Angehörigen leisteten viel und seien immer häufiger überfordert. Im schlimmsten Fall werden sie selbst krank und können die häusliche Pflege nicht mehr übernehmen. Das dürfe nicht so bleiben, betonte Westerfellhaus.
Eine Sprecherin des Bundesgesundheitsministeriums bezeichnete das Konzept von Westerfellhaus als "interessanten Debattenbeitrag". Es sei genau die Aufgabe des Pflegebevollmächtigten, "Input zu liefern". Minister Jens Spahn (CDU) wolle im ersten Halbjahr die Diskussion über die Finanzierung der Pflegeversicherung führen und bis Mitte des Jahres einen Vorschlag vorlegen.
"Menschen, die zu Hause gepflegt werden, fühlen sich oft wie im Dschungel", erklärte die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Verena Bentele. "Keiner blickt mehr durch." Viele beantragten bestimmte Leistungen erst gar nicht. Nach VdK-Angaben werden in Deutschland 1,77 Millionen Menschen zuhause gepflegt.
Die Grünen-Pflegeexpertin Kordula Schulz-Asche würdigte das Konzept von Westerfellhaus als "Schritt in die richtige Richtung". Die Grünen wollten ein unabhängiges Fallmanagement einführen, das die pflegebedürftigen Menschen und deren Angehörige entsprechend des individuellen Bedarfs informiert, berät und -falls notwendig - bei der Auswahl der Leistungen begleitet.
Die Linken-Pflegeexpertin Pia Zimmermann erklärte, es fehlten professionelle häusliche Pflegeangebote. Die von Westerfellhaus angeprangerten "unübersichtliche Regelungen" verschärften diese Lage, verursachten sie aber nicht.
(S.A.Dudajev--DTZ)