Deutsche Tageszeitung - Trauerfeier mit militärischen Ehren für Ägyptens Ex-Staatschef Mubarak

Trauerfeier mit militärischen Ehren für Ägyptens Ex-Staatschef Mubarak


Trauerfeier mit militärischen Ehren für Ägyptens Ex-Staatschef Mubarak
Trauerfeier mit militärischen Ehren für Ägyptens Ex-Staatschef Mubarak / Foto: ©

Ägypten hat mit einer von Staatschef Abdel Fattah al-Sisi angeführten Prozession Abschied von seinem langjährigen Machthaber Husni Mubarak genommen. Eine Ehrengarde eskortierte den mit einer ägyptischen Fahne bedeckten Sarg am Mittwoch zur Al-Muschir-Tantawi-Moschee im Osten von Kairo. Im Anschluss an die Trauerfeier sollte Mubarak in einem Familiengrab im Stadtteil Heliopolis beigesetzt werden. Er war am Dienstag mit 91 Jahren in Kairo gestorben.

Textgröße ändern:

Mit der Militärprozession erwiesen neben al-Sisi, Ministerpräsident Mustafa Madbuly und Mubaraks Söhnen Alaa und Gamal weitere ägyptische Würdenträger wie das Oberhaupt der orthodoxen Kopten, Tawadros II., dem Verstorbenen die letzte Ehre. Die von Kanonenschlägen begleitete Zeremonie dauerte nur wenige Minuten. Sie wurde von mehreren Fernsehsendern live übertragen.

In der Nähe der Moschee versammelten sich dutzende Anhänger Mubaraks. Sie hielten Porträts des früheren Staatschefs in die Höhe und schwenkten die Landesfahne. "Ich bin heute hier, weil die Armen in diesem Land noch ärmer geworden sind, seit Mubarak weg ist", sagte der 59-jährige Samir Gafar.

Die Trauerfeier fand unter starken Sicherheitsvorkehrungen statt. Im Umfeld der Moschee und des Friedhofs waren nach Angaben von AFP-Reportern gepanzerte Fahrzeuge postiert.

Al-Sisi, wie Mubarak ein Angehöriger der Armee, hatte eine dreitägige Staatstrauer angeordnet, die am Mittwoch begann. Am Dienstagabend würdigte al-Sisi Mubarak als einen Helden des Jom-Kippur-Krieges gegen Israel im Oktober 1973, in dem Mubarak die ägyptische Luftwaffe befehligte. Die Führung der Streitkräfte betrauerte auf ihrer Facebook-Seite den Tod "eines ihrer Söhne".

Damit wurde Mubarak trotz seines Sturzes 2011 eine offizielle Würdigung zuteil. Mubaraks direktem Nachfolger war nicht die gleiche Ehre erwiesen worden. Der frühere islamistische Präsident Mohammed Mursi wurde nach seinem Tod 2019 praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit beigesetzt.

Mursi hatte im Frühjahr 2012 die erste Präsidentschaftswahl nach Mubaraks Sturz gewonnen. Der islamistische Politiker war damit der erste demokratisch gewählte Präsident des Landes. Er war aber nur ein Jahr an der Macht und wurde nach Massenprotesten im Juli 2013 vom Militär gestürzt.

Mubarak hatte Ägypten ab 1981 drei Jahrzehnte lang mit harter Hand regiert. Regelmäßig gab es Berichte über Verstöße gegen Menschen- und Bürgerrechte sowie über Polizeigewalt. Unter Mubarak wucherten Bürokratie und Korruption im Staatsapparat, die Schere zwischen Arm und Reich ging immer weiter auseinander.

Die Wut über die fehlenden Perspektiven, wirtschaftlichen Stillstand und die politische Unterdrückung entlud sich schließlich Anfang 2011, angeheizt durch die Revolte in Tunesien. Unter dem Druck von Massenprotesten trat Mubarak im Februar 2011 zurück.

Nach seiner Entmachtung sah er sich verschiedenen Strafverfahren ausgesetzt, unter anderem wegen der Tötung von Demonstranten während der Massenproteste. Mubarak verbrachte rund sechs Jahre in Haft, wurde im März 2017 aber in letzter Instanz freigesprochen.

Obwohl Mubarak während seiner Amtszeit lange ein gern gesehener Gast auf der internationalen Bühne war, äußerten sich am Dienstag nur wenige Staats- und Regierungschefs zu seinem Tod. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas würdigten ihn für seinen Einsatz als Vermittler im Nahost-Konflikt. US-Außenminister Mike Pompeo kondolierte am Dienstag kurz bei einer Pressekonferenz.

(A.Nikiforov--DTZ)

Empfohlen

Israel: Mützenich fordert von Bundesregierung gemeinsames Vorgehen mit der EU

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Rolf Mützenich hat sich für eine stärkere Verurteilung des israelischen Vorgehens im Gazastreifen und im Westjordanland ausgesprochen. "Ich hätte es befürwortet, wenn die Bundesregierung sich hier dem Votum einer so großen Zahl von europäischen Regierungen angeschlossen hätte", sagte Mützenich am Sonntag dem Portal Table.Briefings zur Weigerung von Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU), einer Überprüfung des Assoziierungsabkommens mit Israel durch die EU-Kommission in Brüssel zuzustimmen.

Kretschmer fordert Gespräche mit Russland über Nord Stream

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hat sich dafür ausgesprochen, über die Nord-Stream-Pipelines in Gespräche mit der russischen Regierung einzutreten. "Nord Stream ist eine mögliche Eröffnung für ein Gespräch mit Russland", sagte Kretschmer "Zeit Online" vom Sonntag. Es gebe "zwei unterschiedliche Arten", ins Gespräch zu kommen. "Entweder man versucht Russland zu zwingen, wie es bislang der Fall war, oder man versucht einen positiven Ansatz."

Israel setzte Gaza-Offensive fort - Zivilschutz meldet 37 Tote am Wochenende

Israel setzt seine Offensive im Gazastreifen mit unverminderter Härte fort. Bei israelischen Luftangriffen am Sonntag seien 22 Menschen getötet worden, sagte der Sprecher des von der radikalislamischen Hamas kontrollierten Zivilschutzes, Mahmud Bassal. Am Samstag waren nach seinen Angaben 15 Menschen bei Angriffen im Gazastreifen getötet worden. Nach einem Angriff am Freitag waren in der Stadt Chan Junis demnach die Leichen von neun Kindern eines Ärzteehepaares geborgen worden.

Vor Präsidenten-Stichwahl in Polen: Großdemonstrationen beider Lager in Warschau

Eine Woche vor der Stichwahl um das Präsidentenamt in Polen haben die beiden Kandidaten am Sonntag in Warschau zehntausende Unterstützter zu Demonstrationen mobilisiert. Der pro-europäische Kandidat Rafal Trzaskowski rief seine Anhänger zu einem "Großen Marsch der Patrioten" auf. Ziel war der Platz der Verfassung im Zentrum der polnischen Hauptstadt. Der "Marsch für Polen" seines rechtsnationalistischen Konkurrenten Karol Nawrockis führte zum Schlossplatz in der Altstadt.

Textgröße ändern: