Linken-Politikerin Dagdelen fordert Freilassung von Julian Assange auf Kaution
Die Linken-Politikerin Sevim Dagdelen hat angesichts der Corona-Epidemie eine sofortige Freilassung von Julian Assange auf Kaution gefordert. Das Risiko, dass sich der Gründer der Enthüllungsplattform WikiLeaks in britischer Auslieferungshaft mit dem neuartigen Coronavirus infiziere, sei hoch, erklärte die Außenpolitikexpertin Dagdelen am Mittwoch in Berlin. Die Anwälte von Assange wollten im Laufe des Tages dessen Freilassung gegen Kaution beantragen.
"Angesichts seiner extrem angegriffenen Gesundheit nach jahrelanger Isolation" sei Assange besonders anfällig für eine Lungenerkrankung, erklärte Dagdelen. Assange stelle keinerlei Gefahr für die Öffentlichkeit dar. Vielmehr müsse er freikommen, damit er genesen und sich angemessen auf das weitere Auslieferungsverfahren vorbereiten könne, das am 18. Mai fortgesetzt werden soll.
In dem Verfahren geht es um die Frage, ob Assange wie von den USA gefordert an die Vereinigten Staaten ausgeliefert werden soll. Der Wikileaks-Gründer sitzt seit April 2019 in dem britischen Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh. Zuvor hatte er sich sieben Jahre lang in der ecuadorianischen Botschaft in London verschanzt, um einer Auslieferung an Schweden wegen Vergewaltigungsvorwürfen und womöglich an die USA zu entgehen.
Die Enthüllungsplattform Wikileaks hatte 2010 und 2011 hunderttausende geheime Papiere vor allem zum Irak-Krieg ins Internet gestellt, die ihr von der früheren US-Soldatin Chelsea Manning zugespielt worden waren. Sie enthielten hochbrisante Informationen über die US-Einsätze in dem Land, unter anderem über die Tötung von Zivilisten und die Misshandlung von Gefangenen.
Die USA beschuldigten Assange zunächst nur der Verschwörung zum Angriff auf Regierungscomputer. Im Mai 2019 wurde die Anklage erheblich verschärft. Wegen Verstoßes gegen Anti-Spionage-Gesetze erhob die US-Justiz Anklage in 17 weiteren Punkten. Bei einer Verurteilung in den USA drohen ihm bis zu 175 Jahre Haft.
(P.Tomczyk--DTZ)