
Taliban kündigen Freilassung von 20 afghanischen Gefangenen an

Im Rahmen eines Gefangenenaustauschs mit der afghanischen Regierung haben die radikalislamischen Taliban die Freilassung von 20 verschleppten afghanischen Soldaten angekündigt. Die Gefangenen würden im Laufe des Sonntags aus der Haft entlassen und in Kandahar dem Roten Kreuz übergeben, teilte Taliban-Sprecher Suhail Schaheen im Kurzbotschaftendienst Twitter mit. Der Schritt markiert nach Einschätzung von Beobachtern einen Durchbruch in den festgefahrenen Gesprächen zwischen Kabul und den Taliban.
Die Ankündigung der Taliban erfolgte wenige Tage, nachdem die Regierung in Kabul ihrerseits hundert Taliban-Kämpfer aus der Gefangenschaft entlassen hatte. Nach Angaben des Nationalen Sicherheitsrats leisteten sie einen Eid, sich nie wieder an Kämpfen zu beteiligen.
Noch zu Wochenbeginn hatte den Verhandlungen zwischen Kabul und den Taliban ein Scheitern gedroht. Inmitten der Verhandlungen kündigten die Taliban am Dienstag an, sich aus den "fruchtlosen" Gesprächen mit der Regierung zurückzuziehen. Daraufhin ließ Kabul die hundert Kämpfer frei. "Der Friedensprozess sollte voranschreiten", hieß es dazu aus dem Nationalen Sicherheitsrat. Die Zusage der Taliban, nun ebenfalls Gefangene freizulassen, wird als wichtiger Fortschritt bewertet.
Die afghanische Regierung und die Taliban verhandeln seit Anfang April über einen Austausch ihrer Gefangenen, der ursprünglich bereits für den 10. März geplant war. Er ist zentraler Bestandteil des Abkommens zwischen den USA und der radikalislamischen Miliz zur Beendigung des jahrelangen bewaffneten Konflikts in Afghanistan.
Das Abkommen sieht vor, dass bis zu 5000 gefangene Taliban-Kämpfer und bis zu tausend verschleppte afghanische Soldaten freikommen. Danach sollen auch die innerafghanischen Friedensverhandlungen beginnen.
Kabul war allerdings an den Verhandlungen und der Unterzeichnung des Abkommens nicht beteiligt. Die Taliban betonten immer wieder, die Gespräche über den Gefangenenaustausch seien rein "technischer" Natur, keineswegs handle es sich dabei um "politische" Verhandlungen.
(U.Stolizkaya--DTZ)