Südkoreaner wählen inmitten von Corona-Krise neues Parlament
Unter massiven Sicherheitsvorkehrungen wegen der Corona-Krise haben die Menschen in Südkorea ein neues Parlament gewählt. Die Wahllokale öffneten am Mittwochmorgen um 06.00 Uhr (Ortszeit). Für die Wähler galt eine Mundschutzpflicht, vor allen Wahllokalen gab es Fiebermessungen. Für die unter Quarantäne stehenden Wähler wurden eigene Wahllokale eingerichtet. Trotz der Pandemie wurde eine hohe Wahlbeteiligung erwartet.
Knapp 44 Millionen Wähler waren zu der Parlamentswahl aufgerufen. Die Behörden riefen die Menschen dazu auf, neben Atemschutzmasken auch Plastikhandschuhe zu tragen sowie mindestens einen Meter Abstand zu den anderen Wählern zu halten.
"Wir halten diese Wahl in einer sehr schwierigen Zeit der sozialen Distanzierung und des Rückgangs der wirtschaftlichen Aktivität ab", sagte der Vorsitzende der Wahlkommission, Kwon Soon Il, am Dienstag. Er rief alle Bürger auf, wählen zu gehen.
Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Gallup von vergangener Woche hatten 72 Prozent der Wahlberechtigten trotz der Corona-Krise keine Befürchtungen, zur Wahl zu gehen. 27 Prozent der Befragten gaben an, noch zu zögern. Insgesamt wurde eine hohe Wahlbeteiligung erwartet. Bereits am Wochenende hatten 1,7 Millionen Menschen ihre Stimme per Briefwahl abgegeben, darunter auch Präsident Moon Jae In.
Die Parlamentswahl wird als Stimmungstest für den linksgerichteten Staatschef gewertet. Moon, der sich noch vor wenigen Wochen heftiger Kritik wegen der schleppenden Wirtschaft ausgesetzt sah, konnte in der Corona-Krise massiv an Beliebtheit gewinnen. Laut der Gallup-Umfrage kam er vergangene Woche auf Zustimmungswerte von 57 Prozent - 16 Prozentpunkte mehr als im Januar.
Moons Demokratische Partei ist zwar die größte Kraft im Parlament in Seoul, hat aber keine absolute Mehrheit. In der Woche vor der Wahl sind in Südkorea keine Meinungsbefragungen mehr erlaubt. In den letzten veröffentlichten Umfragen hatten 44 Prozent der Wähler angegeben, für die Demokratische Partei stimmen zu wollen. Die konservative Opposition kam auf 23 Prozent Zustimmung.
Südkorea war als eines der ersten Länder von der Corona-Pandemie betroffen, zeitweise gab es in dem Land die meisten Infektionen nach China. Inzwischen ist das Virus dank umfangreicher Tests und des konsequenten Aufspürens und Isolierens von Kontaktpersonen deutlich eingedämmt. Das ostasiatische Land gilt anderen Staaten als Vorbild im Umgang mit der Pandemie.
Seit knapp einer Woche wurden in Südkorea täglich nie mehr als 40 Neu-Infektionen mit dem Erreger Sars-Cov-2 gemeldet. Insgesamt wurden in Südkorea knapp 11.000 Menschen positiv auf das Coronavirus getestet, 222 Menschen starben.
(W.Novokshonov--DTZ)