Deutsche Tageszeitung - Ermittler heben IS-Zelle in Nordrhein-Westfalen aus - Festnahmen bei Großrazzia

Ermittler heben IS-Zelle in Nordrhein-Westfalen aus - Festnahmen bei Großrazzia


Ermittler heben IS-Zelle in Nordrhein-Westfalen aus - Festnahmen bei Großrazzia
Ermittler heben IS-Zelle in Nordrhein-Westfalen aus - Festnahmen bei Großrazzia / Foto: ©

Antiterrorermittler haben offenbar Anschlagspläne einer IS-Zelle in Deutschland im Keim erstickt und am Mittwochmorgen in Nordrhein-Westfalen vier mutmaßliche Islamisten aus Tadschikistan festgenommen. Die Verdächtigen sollen mit einem bereits seit März 2019 inhaftierten weiteren Tadschiken Anschläge auf Einrichtungen von US-Streitkräften und Einzelpersonen geplant haben, wie die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe mitteilte. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) sprach von einem Vorgang mit "riesigen Dimensionen".

Textgröße ändern:

Laut Bundesanwaltschaft planten die Verdächtigen insbesondere einen Mordanschlag auf einen Menschen, der sich "aus Sicht der Beschuldigten islamkritisch in der Öffentlichkeit geäußert hatte". Dieses potenzielle Mordopfer soll einer der Festgenommen bereits ausgespäht haben. Auch wurden demnach US-Luftwaffenstützpunkte in Deutschland ausgekundschaftet. Reul zufolge handelte es sich um zwei US-Militärbasen.

Laut "Kölner Stadt-Anzeiger" vom Donnerstag richteten sich die Mordpläne gegen den Islamkritiker Amir Masoud Arabpour M. aus Neuss. Am 14. März 2019 kundschaftete demnach ein Mitglied der Zelle das Umfeld des potenziellen Anschlagsopfers aus. Für die Anschläge auf US-Lufwaffenbasen wollten die Tatverdächtigen dem Bericht zufolge offenbar Drohnen nutzen. Zudem sollen die fünf mutmaßlichen Islamisten einen Angriff per Gleitschirm durchgespielt haben.

Reul sagte in Düsseldorf, den Beschuldigten sei es mit ihren Anschlagsplänen "sehr ernst" gewesen. Nach derzeitigen Erkenntnissen habe aber ein Anschlag nicht unmittelbar bevorgestanden. Drei der Verdächtigen seien als Gefährder eingestuft, die anderen beiden als sogenannte relevante Personen.

Alle fünf seien als Flüchtlinge nach Deutschland eingereist. An der Razzia waren laut Reul insgesamt rund 350 Polizisten beteiligt. Nach ersten Erkenntnissen sei bei Durchsuchungen von insgesamt 13 Objekten in Nordrhein-Westfalen Geld und Datenträger gefunden worden.

Dem Generalbundesanwalt zufolge wurden die vier Verdächtigen durch Spezialkräfte des Landes Nordrhein-Westfalen und Beamte des Polizeipräsidiums Düsseldorf in Siegen, in Werdohl im Märkischen Kreis sowie im Kreis Heinsberg festgenommen. Zudem wurden die Wohnungen der Beschuldigten sowie weitere Objekte in Nordrhein-Westfalen durchsucht.

Die vier Festgenommenen Azizjon B., Muhammadali G., Farhodshoh K. und Sunatullokh K. sowie der bereits in Untersuchungshaft sitzende Ravsan B. seien dringend verdächtig, in Deutschland als Mitglieder der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) eine Terrorzelle gegründet zu haben. Sie sollen sich demnach im Januar 2019 dem IS angeschlossen haben.

Den Ermittlern zufolge gründeten die Beschuldigten im Auftrag der Miliz gemeinsam eine Zelle in Deutschland. Zunächst sollen sie geplant haben, in Tadschikistan an Kämpfen gegen die Regierung teilzunehmen.

Von diesem Vorhaben sollen sie jedoch Abstand genommen haben und stattdessen tödliche Anschläge in Deutschland geplant haben. Dabei standen sie laut Bundesanwaltschaft in Kontakt mit zwei ranghohen IS-Führungsmitgliedern in Syrien und Afghanistan, von denen sie entsprechende Anweisungen erhielten.

Die Zelle soll bereits über scharfe Schusswaffen und Munition verfügt haben. Zudem beschaffte Ravsan B. laut den Ermittlern Anleitungen für die Herstellung sogenannter unkonventioneller Spreng- und Brandvorrichtungen. Einige der hierfür notwendigen Komponenten seien bereits im Internetversandhandel erworben worden.

Auch sollen die Verdächtigen zur Finanzierung ihrer Pläne sowie zur Unterstützung des IS in Syrien Geld in Deutschland gesammelt und über in der Türkei ansässige Finanzagenten an die Dschihadistenmiliz transferiert haben. Um dem IS noch weitere Mittel zukommen lassen zu können, soll Ravsan B. zudem einen mit 40.000 Dollar dotierten Auftrag für einen Mordanschlag in Albanien angenommen haben.

Dazu sollen Ravsan B. und einer der weiteren vier Festgenommenen nach Albanien gereist sein. Laut Bundesanwaltschaft scheiterte die Ausführung des Auftrags jedoch kurzfristig, woraufhin beide Männer nach Deutschland zurückgekehrt sein sollen.

Die vier nun festgenommenen Beschuldigten wurden noch am Mittwoch dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs vorgeführt. Dieser setzte ihre Haftbefehle in Vollzug und ordnete gegen alle Beschuldigten den Vollzug von Untersuchungshaft an.

(P.Tomczyk--DTZ)

Empfohlen

Hunderttausende zu Berliner Christopher Street Day erwartet

In Berlin werden am Samstag (12.00 Uhr) zur Demonstration zum Christopher Street Day (CSD) hunderttausende Menschen erwartet. Neben 75 Trucks sollen dem veranstaltenden Verein zufolge auch mehr als hundert Fußgruppen bei dem Demonstrationszug unterwegs sein. Die Kundgebung steht in diesem Jahr unter dem Motto "Nur gemeinsam stark - für Demokratie und Vielfalt".

Baerbock fordert von Deutschland und EU mehr Investitionen in Sicherheit

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat Deutschland und die EU aufgefordert, mehr in die Sicherheit zu investieren. Der europäische Pfeiler in der Nato müsse gestärkt werden, unabhängig davon, wer demnächst in den USA regiert, sagte Baerbock am Freitag bei einer Veranstaltung der "Zeit". "Die Vorstellung, dass wir uns nicht verteidigen müssen, hat (Russlands Präsident Wladimir) Putin zerbombt."

Trump trifft Netanjahu und warnt vor "drittem Weltkrieg" bei Wahlniederlage

Ex-US-Präsident Donald Trump hat bei einem Treffen mit Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu vor einem "dritten Weltkrieg" gewarnt, sollten seine Republikaner nicht die Präsidentschaftswahl gewinnen. "Wenn wir gewinnen, wird alles ganz einfach. Dann klappt alles und ganz schnell", sagte Trump, der am Freitag Netanjahu und dessen Frau an seinem Anwesen in Florida empfing. "Wenn wir nicht gewinnen, gibt es große Kriege im Nahen Osten und vielleicht den dritten Weltkrieg."

Israels Armee: Bereiten "entscheidende Offensive" gegen Hisbollah im Libanon vor

Die israelische Armee bereitet laut eigenen Angaben eine "entscheidende Offensive" gegen die Hisbollah-Miliz im Libanon vor. Die Truppen bereiteten sich auf den "Übergang zur Offensive" vor, sagte der israelische Generalmajor Ori Gordin laut Militärangaben vom Freitag. "Wenn der Moment kommt und wir in die Offensive gehen, wird es eine entscheidende Offensive", fügte er hinzu.

Textgröße ändern: