Verleumdungsprozess gegen Südkoreas Ex-Machthaber Chun eröffnet
In Südkorea hat am Montag der Prozess gegen den ehemaligen Machthaber Chun Doo Hwan wegen Verleumdung begonnen. Der 89-Jährige betrat den Gerichtssaal in der Stadt Gwangju, ohne auf die Fragen der Reporter einzugehen, wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap meldete.
Chun soll einen Priester diffamiert haben, der die brutale Niederschlagung von Protesten durch Truppen des Ex-Machthabers dokumentiert hatte. Bei einer Verurteilung drohen Chun bis zu zwei Jahre Gefängnis oder eine Geldstrafe von fünf Millionen Won (rund 3800 Euro).
Vor 40 Jahren hatten pro-demokratische Demonstranten in der südlichen Stadt Gwangju einen Aufstand gegen Chuns Militärjunta gewagt, der von Regierungstruppen niedergeschlagen wurde und in einem Blutbad endete. Nach offiziellen Angaben wurden mehr als 200 Menschen getötet oder werden seither vermisst. Aktivisten schätzen die Zahl der Opfer dreimal höher ein.
Chun soll den inzwischen gestorbenen Priester Cho Chul-hyun verleumdet haben. Dieser hatte unter anderem berichtet, in Gwangju hätten damals Hubschrauber das Feuer auf Zivilisten eröffnet. In seinen Memoiren von 2017 nannte der Ex-Machthaber den Priester einen "maskierten Satan".
Chun ergriff 1979 die Macht nach einem Militärputsch und regierte Südkorea mit eiserner Faust bis 1988. Erst nach Massenprotesten trat er zurück. 1996 wurde er wegen Verrats und Bestechung zum Tode verurteilt. Das höchste Gericht des Landes wandelte die Strafe aber in eine lebenslängliche Haft um. Bereits ein Jahr später kam Chun nach einem Gnadenerlass des Präsidenten frei.
Der amtierende Präsident Moon Jae In hat die Ermittlungen im Zusammenhang mit der Niederschlagung des Aufstands wieder ins Rollen gebracht. Chuns Rolle ist in Südkorea bis heute sehr umstritten. Einige Rechtsaußenpolitiker im Süden des Landes sehen in dem Aufstand in Gwangju eine den Kommunisten angezettelte Rebellion.
(M.Dylatov--DTZ)