Deutsche Tageszeitung - Regierung greift Beschäftigten mit mehr Kurzarbeitergeld unter die Arme

Regierung greift Beschäftigten mit mehr Kurzarbeitergeld unter die Arme


Regierung greift Beschäftigten mit mehr Kurzarbeitergeld unter die Arme
Regierung greift Beschäftigten mit mehr Kurzarbeitergeld unter die Arme / Foto: ©

Der Bund greift den Beschäftigten in der Corona-Krise mit einem höheren Kurzarbeitergeld und anderen Hilfen unter die Arme: Das Bundeskabinett billigte am Mittwoch ein neues Sozialpaket, mit dem das Kurzarbeitergeld auf bis zu 87 Prozent steigt und die Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes I um drei Monate verlängert wird. "Wir sind auf rauer See, aber wir halten Kurs", sagte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) am Mittwoch in Berlin.

Textgröße ändern:

Wer wegen der Corona-Krise nur 50 Prozent oder weniger arbeitet, bekommt mehr Kurzarbeitergeld: Bislang werden generell 60 Prozent des entgangenen Nettolohns ersetzt, mit der Neuregelung sind es ab dem vierten Monat 70 Prozent, ab dem siebten Monat steigt der Satz auf 80 Prozent. Für Eltern erhöht sich die Leistung von 67 auf 77 beziehungsweise 87 Prozent. Diese Regelung gilt bis Ende des Jahres.

Heil rechnete vor, dass eine Doppelverdiener-Familie mit einem Kind, die vor der Corona-Krise 4100 Euro netto verdient hat, statt bisher 2700 Euro nunmehr 3500 Kurzarbeitergeld bekommen werde. "Die Lücke wird spürbar kleiner", sagte Heil. "Wir hoffen, den Familien die Sorgen um den Lebensstandard nehmen zu können."

Jeder, der in Kurzarbeit ist, darf zudem ab dem 1. Mai bis Ende des Jahres Geld dazuverdienen - die Grenze liegt bei der vollen Höhe des Monatseinkommens ohne Kurzarbeit. Zudem soll der Arbeitslosengeld-I-Bezug für diejenigen um drei Monate verlängert werden, deren regulärer Anspruch zwischen Mai und Dezember 2020 nach den bisherigen Regelungen auslaufen würde.

Weitere Unterstützung sieht das Paket auch für Eltern vor, die von der Krise besonders stark betroffen sind. So sollen Kinder und Schüler, die auf existenzsichernde Leistungen angewiesen sind, auch bei der pandemiebedingten Schließung von Kita und Schule weiter ein warmes Mittagessen erhalten.

Der Bezug von Waisenrenten soll erleichtert werden. Die Waisenrenten sollen auch dann weitergezahlt werden, wenn bedingt durch die Corona-Pandemie Ausbildungen und Freiwilligendienste später als üblich beginnen.

Die Erhöhung des Kurzarbeitergeldes belastet den Haushalt der Bundesagentur für Arbeit mit rund 680 Millionen Euro. Die verlängerte Anspruchsdauer beim Arbeitslosengeld führt zu Mehrausgaben von schätzungsweise rund 1,95 Milliarden Euro.

Dem gegenüber stehen Minderausgaben in der Grundsicherung für Arbeitsuchende von rund 120 Millionen Euro beim Kurzarbeitergeld beziehungsweise 530 Millionen Euro beim Arbeitslosengeld.

Das Paket solle in der kommenden Woche in den Bundestag eingebracht und bis Mitte Mai 2020 beschlossen werden, teilte der CSU-Sozialexperte Stephan Stracke mit. "Mit dem Sozialschutz-Paket II bringen wir weitere Corona-Hilfen auf den Weg und spannen den bestehenden Rettungs- und Schutzschirm noch weiter auf."

Von der Linkspartei kam verhaltene Zustimmung. "Die Bundesregierung reagiert auf den Druck, von Linken, Zivilgesellschaft und schierer Notwendigkeit, indem sie jetzt im sozialen Bereich nachbessert", sagte Parteichefin Katja Kipping zu AFP. " Die angekündigten Verbesserungen bleiben aber "hinter dem Notwendigen zurück", kritisierte Kipping. Das Kurzarbeitergeld müsse auf 90 Prozent erhöht, der Anspruch auf ALG I um mindestens sechs Monate verlängert werden.

(U.Stolizkaya--DTZ)

Empfohlen

Israel: 300 Hisbollah-Ziele im Libanon angegriffen

Nach der Ausweitung der israelischen Angriffe auf die Finanzstruktur der Hisbollah im Libanon hat Israel nach eigenen Angaben rund 300 Ziele der Miliz angegriffen. "Allein in den letzten 24 Stunden wurden circa 300 Ziele getroffen, erklärte das Militär am Montag. Demnach war bei Angriffen auf die Finanzfirma Al-Kard Al-Hassan auch ein Bunker, in dem Bargeld und Gold im Wert von dutzenden Millionen Dollar gelagert wurden.

Putin empfängt zum Brics-Gipfel im russischen Kasan

Rund 20 Staats- und Regierungschefs treffen sich ab Dienstag in Russland zum Gipfel der sogenannten Brics-Gruppe. An dem dreitägigen Treffen in Kasan im Südwesten des Landes werden neben Kreml-Chef Wladimir Putin voraussichtlich unter anderem UN-Generalsekretär António Guterres, Chinas Präsident Xi Jinping und der iranische Präsident Massud Peseschkian teilnehmen. Erwartet werden zudem den indischen Regierungschef Narendra Modi und der türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan.

Scholz empfängt finnischen Präsidenten Alexander Stubb in Berlin

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) empfängt am Dienstag (16.00 Uhr) den finnischen Präsidenten Alexander Stubb zu einem Arbeitsbesuch im Kanzleramt. In dem Gespräch der beiden Politiker soll es nach Angaben der Bundesregierung um die bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und Finnland sowie um europapolitische Fragen gehen. Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine ist zudem die euro-atlantische Sicherheit und besonders die Zusammenarbeit in der Nato Gesprächsthema. Anschließend ist eine Pressekonferenz geplant.

CDU in Sachsen startet Sondierungsgespräche mit BSW und SPD

Mehr als sieben Wochen nach der Landtagswahl in Sachsen nimmt die CDU mit dem BSW und der SPD am Dienstag (9.45 Uhr) in Dresden Sondierungsgespräche über eine mögliche Regierungsbildung auf. Die Spitzengremien der drei Parteien hatten in der vergangenen Woche mit entsprechenden Beschlüssen den Weg dafür frei gemacht.

Textgröße ändern: