Deutsche Tageszeitung - Auch Merkel fordert Änderung von EU-Regeln zu Emissionsverteilung

Auch Merkel fordert Änderung von EU-Regeln zu Emissionsverteilung


Auch Merkel fordert Änderung von EU-Regeln zu Emissionsverteilung
Auch Merkel fordert Änderung von EU-Regeln zu Emissionsverteilung / Foto: ©

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich hinter die Forderung der Unionsfraktion nach einer Neuverhandlung der Lastenverteilung in der EU zu CO2-Emissionszielen gestellt. "Es kann nicht sein, dass der Schlüssel einfach so bleibt", sagte Merkel am Mittwoch in der Regierungsbefragung im Bundestag. Sie wies darauf hin, dass nach den derzeitigen Regeln einige Mitgliedsstaaten ihre Emissionen überhaupt nicht verringern müssten.

Textgröße ändern:

Hintergrund der Debatte ist die von der EU-Kommission geplante Festlegung, die CO2-Emissionen bis 2030 um 50 bis 55 Prozent zu verringern. Bislang geplant war eine Minderung um 40 Prozent, was nicht ausreichen dürfte, um die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens zu erfüllen. Die Verschärfung des EU-Ziels dürfte auch zu strengeren deutschen Emissionsvorgaben führen. Das nationale Ziel für 2030 liegt hier bisher bei minus 55 Prozent.

Merkel nannte es "selbstverständlich", dass in diesem Zusammenhang auch erneut über die Lastenverteilung in der EU verhandelt werden müsse, so wie dies die Unionsfraktion in einem Beschluss vom Dienstag fordert. "Das wird schwer", räumte sie allerdings ein. Ausdrücklich bekräftigte Merkel aber das Ziel der Treibhausgasneutralität in der EU bis 2050, das auch in dem Unions-Beschluss enthalten ist.

Kritiker warnen, dass die gesamte EU-Klimapolitik scheitern könnte, wenn Deutschland den geltenden Schlüssel für die Lastenverteilung in Frage stellt. Vizeregierungssprecherin Ulrike Demmer verwies dazu in Berlin auf die Vorgabe des Pariser Abkommens, wonach alle Vertragsstaaten ihre Emissionsziele für die Zeit bis 2030 nachbessern sollen. Sie wies auch darauf hin, dass Merkel die diesbezüglichen Pläne der EU-Kommission ausdrücklich begrüßt habe.

Die von Umweltverbänden und Energiewirtschaft geforderte Aufhebung des Förderdeckels für die Solarenergie machte Merkel - ebenso wie Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) - von einer Einigung über die Windkraft abhängig. Die Kanzlerin bekannte sich zwar grundsätzlich zu dem Koalitionsbeschluss vom vergangenen September, den Solardeckel abzuschaffen, nannte dafür aber erneut keinen Termin. "Wir sollten schnellstmöglich eine Lösung finden", sagte sie lediglich.

Merkel kündigte an, sie wolle an diesem Donnerstag mit den Ministerpräsidenten der Länder auch erneut über die Windkraft sprechen. Es gebe eine politische Vereinbarung, die Regelungen zu Wind- und Solarenergie zu verknüpfen. Altmaier beharrt bisher auf der Unionsforderung nach einem pauschalen Mindestabstand von einem Kilometer zwischen neuen oder nachgerüsteten Windrädern und der nächsten Wohnbebauung, auch von einzelnen Häusern.

Die SPD und die meisten Bundesländer lehnen eine solche bundesweite Pauschalregelung ab oder wollen sie weniger streng ausgestalten. Nach Einschätzung des Umweltbundesamts ließe sich bei einer Umsetzung der Abstandsregeln das Ziel der Bundesregierung kaum erreichen, den Anteil des Ökostroms am Strommix bis 2030 auf 65 Prozent zu erhöhen, erst recht kein weiterer Ausbau in der Zeit danach.

(I.Beryonev--DTZ)

Empfohlen

US-Vize Vance: Umstrittener Truppen-Einsatz in Los Angeles vorerst weiter nötig

US-Vizepräsident JD Vance hat die Fortsetzung des umstrittenen Einsatzes der Nationalgarde in Los Angeles angekündigt. Die Anwesenheit der Truppen sei weiterhin nötig, weil befürchtet werde, dass die Gewalt bei Protesten gegen die Einwanderungspolitik wieder aufflamme, sagte Vance am Freitag (Ortszeit) vor Journalisten in Los Angeles. "Wenn man es zulässt, dass gewalttätige Randalierer großartige amerikanische Städte niederbrennen, dann schicken wir selbstverständlich Sicherheitskräfte der Bundesregierung, um die Menschen zu beschützen, zu deren Schutz der Präsident gewählt wurde", fügte Vance hinzu.

Nach Leitzins-Entscheidung: Trump droht erneut mit Entlassung von Notenbankchef Powell

US-Präsident Donald Trump hat den Notenbankchef des Landes, Jerome Powell, erneut zu einer Umkehr bei der Zinspolitik aufgefordert und mit dessen Entlassung gedroht. Er habe Powell auf jede mögliche Art und Weise dazu aufgefordert, den Leitzins zu senken, erklärte Trump am Freitag (Ortszeit) in seinem Onlinedienst Truth Social. "Ich war nett, ich war neutral, und ich war gemein, und nett und neutral haben nicht funktioniert", schrieb er weiter.

Israel meldet weitere Angriffe auf militärische Ziele im Iran

Am neunten Tag des Kriegs zwischen dem Iran und Israel hat die israelische Luftwaffe nach eigenen Angaben erneut Lager und Abschusseinrichtungen für Raketen angegriffen. Attackiert worden seien in der Nacht auf Samstag Ziele im Zentrum des Iran, erklärte die Luftwaffe. Dem israelischen Außenministerium zufolge schlug derweil eine iranische Rakete in einem Krebsforschungszentrum nahe Tel Aviv ein. Außenminister Gideon Saar zufolge ist es der israelischen Armee mit ihren bisherigen Angriffen bereits gelungen, die iranische Führung bei ihrem Weg zur Atombombe um mehrere Jahre zurückzuwerfen.

Israels Außenminister: Irans Atomprogramm "um mindestens zwei oder drei Jahre verzögert"

Israel hat nach Ansicht von Außenminister Gideon Saar in der ersten Woche des militärischen Vorgehens gegen den Iran das Atomprogramm der islamischen Republik bereits erheblich zurückgeworfen. "Ich glaube, laut den Einschätzungen, die wir hören, haben wir die Möglichkeit für sie, eine Atombombe zu erlangen, bereits um mindestens zwei oder drei Jahre verzögert", sagte Saar in einem Videointerview im der "Bild"-Zeitung.

Textgröße ändern: