Deutsche Tageszeitung - Meuthen will Klärung des Richtungsstreits in der AfD erzwingen

Meuthen will Klärung des Richtungsstreits in der AfD erzwingen


Meuthen will Klärung des Richtungsstreits in der AfD erzwingen
Meuthen will Klärung des Richtungsstreits in der AfD erzwingen / Foto: ©

AfD-Chef Jörg Meuthen will seiner Partei eine Phase der Unruhe zumuten, um eine Klärung des Richtungsstreits zu erzwingen. "Die Unruhe, die wir jetzt haben, muss man in Kauf nehmen", sagte Meuthen am Montagabend im ZDF. Ziel müsse sein, die AfD vom Rechtsextremismus abzugrenzen - deswegen sei auch der von ihm betriebene Rauswurf des Brandenburger Politikers Andreas Kalbitz nötig gewesen, sagte Meuthen. AfD-Landesverbände in Ostdeutschland solidarisierten sich derweil mit Kalbitz.

Textgröße ändern:

Meuthen bestritt in dem ZDF-Interview, sich mit seinem Vorgehen gegen Kalbitz in der Partei isoliert zu haben. "Ich weiß die weitesten Teile der Partei hinter mir", sagte er. Kalbitz habe seine Mitgliedschaft in der AfD verloren, weil er eine "verfestigt rechtsextreme Vorgeschichte" habe. "Das hat er verschwiegen, das können wir nicht hinnehmen." Meuthen fügte hinzu: "Wir müssen unsere Partei frei von rechtsextremen Bezügen halten, da gibt es kein Pardon."

Der Widerstand in ostdeutschen Landesverbänden gegen Meuthens Kurs hielt allerdings an. Der parlamentarische Geschäftsführer der AfD Brandenburg, Dennis Hohloch, stellte eine rasche Rückkehr von Kalbitz in politische Ämter in Aussicht. Kalbitz klage im Eilverfahren vor Gericht gegen die Aberkennung seiner Mitgliedschaft, sagte Hohloch in Potsdam. "Im Falle dessen, dass das Urteil positiv ausgeht, ist Herr Kalbitz automatisch Mitglied der AfD, Landesvorsitzender und wird natürlich wieder unser Fraktionsvorsitzender."

Die Landtagsfraktion in Potsdam hatte am Montag mit deutlicher Mehrheit dafür gestimmt, dass Kalbitz ihr Mitglied bleibt. Den Fraktionsvorsitz lässt Kalbitz ruhen, bis die Aberkennung seiner AfD-Mitgliedschaft rechtlich geklärt ist.

Rückendeckung erhielt Kalbitz am Dienstag von der sächsischen AfD. "Wir stehen hinter Andreas Kalbitz", erklärten der Landesvorsitzende Jörg Urban und Generalsekretär Jan Zwerg. Sie bezeichneten die Annullierung von Kalbitz’ Mitgliedschaft als Fehler. "Die AfD sollte Parteimitglieder nur bei wirklich schwerwiegenden Verstößen ausschließen, die sich eindeutig nachweisen lassen und vor Gericht wasserfest sind." Die sei bei Kalbitz nicht der Fall.

Der AfD-Rechtsexperte Roland Hartwig räumte Kalbitz derweil gute Chancen ein, die Aberkennung seiner Mitgliedschaft rückgängig zu machen. Die Entscheidung des Vorstands "wird rechtlich keinen Bestand haben", sagte der Jurist und Bundestagsabgeordnete der "Süddeutschen Zeitung" vom Dienstag. Hartwig leitet eine interne Arbeitsgruppe, die eine Beobachtung der Partei durch den Verfassungsschutz abwenden soll.

Kalbitz sei am 8. März 2013 in die AfD eingetreten, sagte Hartwig. Die Satzung, mit der die Nichtigkeit der Mitgliedschaft begründet werde, sei aber erst im April 2013 verabschiedet worden. Die Mitgliedschaft des Politikers bei den Republikanern sei zudem bekannt gewesen. Kalbitz könne wohl mit guten Chancen vor das Bundesschiedsgericht ziehen. Falls dort nicht schnell entschieden werde, könne er auch vor einem ordentlichen Gericht klagen, sagte Hartwig.

(S.A.Dudajev--DTZ)

Empfohlen

Huthi-Miliz feuert Rakete auf Israel ab - Hisbollah warnt vor Krieg

Fast ein Jahr nach dem Beginn des Kriegs zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen droht erneut eine Eskalation der Spannungen in der Region. Am Sonntag feuerte die vom Iran unterstützte Huthi-Miliz aus dem Jemen eine Rakete auf Zentralisrael ab, woraufhin der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu mit Vergeltung drohte. Auch zwischen Israel und der ebenfalls vom Iran unterstützten Hisbollah-Miliz im Libanon wurde der Ton am Wochenende schärfer.

US-Präsident Biden will Kiew gute Position im Konflikt mit Russland verschaffen

US-Präsident Joe Biden will nach den Worten eines wichtigen Beraters seine verbleibende Amtszeit dafür nutzen, der Ukraine eine möglichst gute Position im Konflikt mit Russland zu verschaffen. Biden wolle die Ukraine in den kommenden vier Monaten "in die bestmögliche Lage bringen, um sich durchzusetzen", sagte der nationale Sicherheitsberater des Weißen Hauses, Jake Sullivan, am Samstag in Kiew. Inmitten der Kämpfe tauschten Russland und die Ukraine rund zweihundert Gefangene aus.

Faeser reagiert auf Kritik: Grenzkontrollen sollen flexibel gehandhabt werden

Angesichts erheblicher Bedenken in Grenzregionen wegen der am Montag beginnenden Kontrollen an weiteren deutschen Grenzabschnitten hat Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) eine flexible Handhabung zugesichert. Ziel sei, "dass die Menschen in den Grenzregionen, Pendler, Handel und Wirtschaft so wenig wie möglich von den Kontrollen beeinträchtigt werden", erklärte Faeser am Sonntag in Berlin. Kritik kam außer aus den betroffenen Regionen auch aus Nachbarländern.

Bauernpräsident Rukwied schließt neue Proteste für die Zukunft nicht aus

Bauernpräsident Joachim Rukwied will neue Proteste der Landwirte nicht ausschließen, wenn "die Regierung wieder mit irgendeinem neuen inakzeptablen Vorschlag" komme. "Wir können innerhalb von drei, vier Tagen mobilisieren", sagte der Vorsitzende des Deutschen Bauernverbands den Zeitungen der Funke Mediengruppe vom Sonntag. "Für jetzt" seien aber keine neuen Proteste geplant.

Textgröße ändern: