Deutsche Tageszeitung - Washington verschärft Konfrontationskurs gegenüber Peking

Washington verschärft Konfrontationskurs gegenüber Peking


Washington verschärft Konfrontationskurs gegenüber Peking
Washington verschärft Konfrontationskurs gegenüber Peking / Foto: ©

Die USA haben ihren Konfrontationskurs gegenüber Peking weiter verschärft. Die Regierung in Washington entzog der Finanzmetropole Hongkong den Sonderstatus, den sie bislang im US-Recht genoss, wie Außenminister Mike Pompeo am Mittwoch mitteilte. Washington reagierte damit auf ein in Peking geplantes Sicherheitsgesetz für Hongkong, durch das nach Ansicht von Kritikern massiv in die Autonomierechte der früheren britischen Kronkolonie eingegriffen werden soll.

Textgröße ändern:

Ein Entwurf für das Gesetz, das "Separatismus" und "Aufruhr" in der Sonderverwaltungszone verbieten soll, sollte voraussichtlich am Donnerstag bei der Plenartagung des Nationalen Volkskongresses in Peking verabschiedet werden. Das Gesetzesvorhaben ist eine Reaktion auf die monatelangen Massenproteste der Hongkonger Demokratiebewegung im vergangenen Jahr. Die Pekinger Pläne lösten in den vergangenen Tagen neue Proteste in Hongkong aus, bei denen es zu gewalttätigen Konfrontationen mit der Polizei kam.

Pompeo begründete den Entzug des Sonderstatus für Hongkong im US-Recht in einer Erklärung gegenüber dem US-Kongress damit, dass die Finanzmetropole nicht mehr das hohe Maß an Autonomie genieße, das ihr bei ihrer Übergabe von Großbritannien an China 1997 zugesichert worden sei.

"Während die USA einst hofften, dass ein freies und gedeihendes Hongkong ein Vorbild für das autoritäre China geben könnte, wird nun klar, dass China Hongkong nach seinem eigenen Beispiel gestaltet", erklärte Pompeo. Angesichts der Lage in der Sonderverwaltungszone könne "keine vernünftige Person" heutzutage noch behaupten, dass Hongkong ein hohes Maß von Autonomie genieße.

Der Entzug des Sonderstatus bedeutet, dass Hongkong Privilegien in den Wirtschaftsbeziehungen zu den USA verlieren könnte, darunter niedrigere Zollabgaben als Festlandchina.

Die USA beantragten zudem eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats zu dem Sicherheitsgesetz. China habe eine solche Sitzung aber verweigert, hieß es aus Diplomatenkreisen am UN-Hauptquartier in New York. Die Vereinigten Staaten seien "tief besorgt" über das Sicherheitsgesetz, das die Autonomie und die Freiheiten in Hongkong "wesentlich untergräbt", erklärte die US-Vertretung bei den Vereinten Nationen.

Die Beziehungen zwischen den USA und China sind bereits durch die Handelsstreitigkeiten und die Corona-Pandemie stark belastet. US-Präsident Donald Trump wirft Peking vor, durch mangelnde Transparenz die weltweite Verbreitung des Virus befördert zu haben, und hat mit Entschädigungsforderungen gedroht.

Für eine weitere Belastung der Beziehungen dürften Pläne für mögliche US-Sanktionen wegen des Vorgehens der chinesischen Behörden gegen die muslimische Minderheit der Uiguren sorgen. Der US-Kongress gab am Mittwoch grünes Licht für Strafmaßnahmen gegen chinesische Regierungsmitarbeiter und Funktionäre der Kommunistischen Partei, die für "Masseninhaftierungen" von Uiguren verantwortlich sein sollen.

Das Repräsentantenhaus verabschiedete das Sanktionsgesetz fast einstimmig - es wurde mit 413 Ja-Stimmen bei nur einer Gegenstimme beschlossen. Der Senat hatte den Entwurf bereits Mitte Mai einstimmig verabschiedet. Damit die Strafmaßnahmen verhängt werden können, muss das Gesetz aber noch von Trump per Unterschrift in Kraft gesetzt werden. Der Präsident hat sich bislang nicht dazu geäußert, ob er das Gesetz abzeichnen will.

Das US-Handelsministerium hatte in der vergangenen Woche bereits Sanktionen gegen acht chinesische Firmen und Institute verhängt, denen Washington eine Mitwirkung an repressiven Maßnahmen gegen die Uiguren anlastet.

Nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen sind in der nordwestchinesischen Provinz Xinjiang mehr als eine Million Uiguren und andere Muslime in Haftlagern eingesperrt. Sie werden nach Angaben der Aktivisten dort zur Aufgabe ihrer Religion, Kultur und Sprache gezwungen und teilweise auch misshandelt.

(I.Beryonev--DTZ)

Empfohlen

Bundestag debattiert über Koalitionsvorlage zum Familiennachzug

Der Bundestag befasst sich am Freitag mit einer weiteren Maßnahme der neuen Bundesregierung zur Verschärfung der Migrationspolitik (09.00 Uhr). Die Vorlage aus dem CSU-geführten Bundesinnenministerium sieht vor, den Familiennachzug für Geflüchtete ohne anerkannten Asylstatus um zwei Jahre auszusetzen. Zudem soll im Aufenthaltsgesetz ein Passus eingefügt werden, der die Begrenzung der Zuwanderung ausdrücklich als Ziel benennt. Bislang werden monatlich tausend Visa für den Familiennachzug von sogenannten subsidiär Schutzberechtigten ausgegeben.

Wadephul zieht positive Bilanz über Treffen von Merz mit Trump

Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) hat eine positive Bilanz über das Treffen von Bundeskanzler Friedrich Merz (ebenfalls CDU) mit US-Präsident Donald Trump gezogen. Die Gespräche im Weißen Haus seien ein "guter Auftakt" gewesen, sagte Wadephul am Donnerstagabend in der ZDF-Sendung "Maybrit Illner". "Ich glaube, auch ein bisschen Respekt hat man gehört bei Donald Trump."

Musk kündigt in Streit mit Trump Rückzug von Dragon-Raumkapsel an

Im Streit mit US-Präsident Donald Trump hat Tech-Milliardär Elon Musk den Rückzug der Dragon-Raumkapsel angekündigt, mit der US-Astronauten zur Internationalen Raumstation ISS gebracht werden. Sein Raumfahrtunternehmen SpaceX werde "sofort" damit beginnen, das Dragon-Raumschiff außer Betrieb zu nehmen, schrieb Musk am Donnerstag im Kurzbotschaftendienst X. Das sei eine Reaktion auf Trumps Ankündigung, dass Regierungsaufträge für seine Unternehmen gekündigt werden sollten, schrieb der bis vor Kurzem mit Trump verbündete Multimilliardär.

Merz besteht Feuerprobe bei Trump - US-Präsident lobt Bundeskanzler

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat seine Feuerprobe bei US-Präsident Donald Trump bestanden. Beim Antrittsbesuch des Kanzlers im Weißen Haus lobte Trump Merz am Donnerstag als "großartigen Vertreter Deutschlands" und nannte es "eine positive Sache", dass die Bundesregierung deutlich mehr Geld für Verteidigung ausgeben will. Die befürchtete Konfrontation zur deutschen Innenpolitik blieb aus. Die Reaktionen im Berliner Regierungslager fielen erleichtert aus.

Textgröße ändern: