
Corona-App der Bundesregierung soll kommende Woche mit Verzögerung starten

Die lange erwartete Corona-Warn-App der Bundesregierung soll in wenigen Tagen einsatzbereit sein. Die Regierung werde die App in der kommenden Woche vorstellen, und die Bürger sollen sie dann gleich auf ihre Handys herunterladen können, kündigte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin an. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) stellte eine "breit angelegten Kampagne" in Aussicht, die bei den Bürgern für die Verwendung der App werben solle.
Der App soll nach dem Willen der Bundesregierung eine zentrale Rolle bei der Nachverfolgung der Kontakte von Corona-Infizierten zukommen. Die Nutzer können in die App eingeben, wenn sie sich mit dem Erreger infiziert haben. Andere Nutzer, die sich in der Nähe des Infizierten aufgehalten haben, werden dann informiert. Die Daten sollen anonymisiert und dezentral verarbeitet werden. Die Kontaktpersonen sollen sich dann in Quarantäne begeben können, damit sich das Virus nicht weiter ausbreitet.
Die Verzögerung bei der Einführung der App begründete Minister Spahn gegenüber der "Rheinischen Post" mit den "hohen Anforderungen" an die Software. Sie solle auf allen Endgeräten genutzt werden können und strenge Vorgaben beim Datenschutz, der Datensicherheit und der Energieeffizienz erfüllen.
"Eine App, die in wenigen Stunden den Akku des Handys leer zieht, nutzt keiner", sagte der Gesundheitsminister. Er wolle vermeiden, dass die App von vielen wieder gelöscht werde, weil sie zu viel Energie fresse.
Die Kontaktverfolgung per App funktioniert umso effektiver, je mehr Bürger sich die Anwendung aufs Handy laden. Spahn bat die Bürger um Mitwirkung: Jeder, der die App nutze, helfe bei der Eindämmung des Coronavirus.
Die Erwartungen dürften aber nicht zu hoch geschraubt werden, sagte er. "Wenn wir in den kommenden Wochen einige Millionen Bürger von der App überzeugen, dann bin ich schon zufrieden." Laut einer in der vergangenen Woche veröffentlichten ARD-Umfrage will deutlich weniger als die Hälfte der Bundesbürger die App nutzen. 42 Prozent der Teilnehmer kündigten an, sie wollten die App auf ihrem Handy verwenden.
Die Vorstellung der App war eigentlich schon vor Wochen erwartet worden. Ihre Entwicklung dauerte aber unerwartet lange. Kritiker machen der Bundesregierung deswegen Vorwürfe: Spahn habe "viel Zeit verspielt", weil er bei der App zunächst auf eine zentrale Speicherung gesetzt hatte, dieses Vorhaben später aber revidieren musste, sagte FDP-Fraktionsvize Michael Theurer zu AFP. Mit seinem "Zickzack-Kurs" habe Spahn "digital- und gesundheitspolitischen Schaden" angerichtet.
In Frankreich ist die Corona-Warn-App StopCovid seit knapp einer Woche nutzbar. Seitdem haben sie mehr als eine Million Nutzer auf ihre Handys heruntergeladen und aktiviert, wie die Regierung am Wochenende mitteilte. Die App soll den Handybesitzer warnen, wenn er sich zuletzt in der Nähe eines Corona-Infizierten aufgehalten hat. Voraussetzung ist, dass der Infizierte StopCovid ebenfalls auf seinem Smartphone eingeschaltet hat.
Die französische Datenschutzbehörde und das Parlament hatten die App genehmigt. Dennoch fürchten nach Umfragen viele Franzosen einen Missbrauch ihrer Daten und eine Überwachung durch die Behörden. Die Regierung verweist darauf, dass die Daten anonymisiert werden.
(V.Korablyov--DTZ)