
Angehörige und Politiker nehmen bei Trauergottesdienst Abschied von George Floyd

"Er hat die Welt verändert": Mit einem emotionsgeladenen Trauergottesdienst haben Angehörige, Freunde und Politiker Abschied von dem durch Polizeigewalt getöteten Afroamerikaner George Floyd genommen. An der Zeremonie in der Kirche "Fountain of Praise" vor Floyds Bestattung im texanischen Houston nahmen am Dienstag hunderte Gäste teil. Der designierte Präsidentschaftskandidat der US-Demokraten, Joe Biden, forderte ein Ende des Rassismus in den USA.
"Wir feiern sein Leben", sagte Pastor Remus Wright zum Auftakt des Gottesdienstes. Co-Pastorin Mia Wright fügte hinzu: "Wir können weinen, wir können trauern, wir werden Trost finden und wir werden Hoffnung finden."
Zu dem Trauergottesdienst für "Big Floyd" waren rund 500 Gäste geladen, viele von ihnen trugen weiße Kleidung. Bei der von viel Musik begleiteten Zeremonie ergriffen Hinterbliebene, Weggefährten und Politiker das Wort.
"Er hat die Welt verändert", sagte der demokratische Abgeordnete Al Green. "George Floyd hat die Welt verändert. Und wir werden die Welt wissen lassen, dass er einen Unterschied ausgemacht hat."
Ex-Vizepräsident Biden mahnte in einer Botschaft, die USA dürften dem Problem des Rassismus nicht länger den Rücken zuwenden. "Jetzt ist die Zeit für Gerechtigkeit für alle Rassen." Wenn es Gerechtigkeit für George Floyd gebe, "dann werden wir wahrhaft auf dem Weg hin zu Gerechtigkeit für alle Rassen in Amerika sein". An Floyds Tochter gerichtet sagte der US-Demokrat, wenn dies Wirklichkeit werde, werde ihr Vater "die Welt verändert" haben.
Bereits am Montag hatten tausende Menschen in Houston Abschied von Floyd genommen. Am Dienstagmorgen standen Polizisten Spalier und salutierten, als Floyds Sarg in die Kirche gebracht wurde. Der Familienvater, der in Houston aufgewachsen war und dort die meiste Zeit seines Lebens verbracht hatte, wird an der Seite seiner 2018 verstorbenen Mutter Larcenia bestattet.
Floyds gewaltsamer Tod vor zwei Wochen hat landesweite Protesten gegen Polizeigewalt und Rassismus ausgelöst. Ein weißer Polizist hatte dem 46-Jährigen nach seiner Festnahme in Minneapolis im Bundesstaat Minnesota fast neun Minuten lang das Knie auf den Nacken gedrückt, obwohl Floyd wiederholt beklagte, er bekomme keine Luft mehr. Floyds Satz "Ich kann nicht atmen" (I can’t breathe) ging um die Welt.
Der Polizist Derek Chauvin wurde nach der Tat entlassen, festgenommen und eines "Mordes zweiten Grades" beschuldigt. Das kann in den USA mit bis zu 40 Jahren Gefängnis bestraft werden. Drei weiteren Polizisten, die an Floyds Festnahme beteiligt waren, wird Beihilfe zur Last gelegt. Der Fall Floyd hat Forderungen nach tiefgreifenden Reformen bei der US-Polizei neuen Auftrieb gegeben.
Derweil sorgte Präsident Donald Trump mit Äußerungen zu einem 75-jährigen Demonstranten, der in der Stadt Buffalo von Polizisten niedergestoßen und schwer verletzt worden war, für Empörung. Trump schrieb im Kurzbotschaftendienst Twitter, bei Martin Gugino könnte es sich um einen "Antifa-Provokateur" handeln. Der ganze Vorfall sei womöglich ein "abgekarteten Spiel", schrieb der Präsident. "Ich habe es mir angeschaut, er ist härter gefallen, als er gestoßen wurde."
Bei einer Demonstration gegen Polizeigewalt nach Floyds Tod hatten zwei Polizisten den 75-Jährigen in Buffalo im Bundesstaat New York niedergestoßen. Gugino fiel rücklings auf den Boden und begann am Kopf zu bluten. Er befindet sich nach wie vor im Krankenhaus.
New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo warf Trump vor, "Verschwörungstheorien" zu verbreiten. Seine Äußerungen seien "grausam und rücksichtslos".
(S.A.Dudajev--DTZ)