
Azar kritisiert chinesische Corona-Politik bei Taiwan-Besuch scharf

US-Gesundheitsminister Alex Azar hat einen Besuch in der taiwanischen Hauptstadt Taipeh genutzt, um die Kritik seiner Regierung am chinesischen Corona-Krisenmanagement zu verschärfen. "Ich glaube, es ist keine Übertreibung zu sagen, dass das Virus leicht beseitigt worden wäre, wenn es zuerst an einem Ort wie Taiwan oder den USA aufgetreten wäre", sagte Azar am Dienstag. Die Äußerungen dürften in Peking für wütende Reaktionen sorgen.
Die Kommunistische Partei Chinas habe nach dem ersten Auftreten des neuartigen Coronavirus die Gelegenheit gehabt, "die Welt zu warnen und mit ihr im Kampf gegen das Virus zusammenzuarbeiten", sagte Azar. "Sie hat sich aber entschieden, dies nicht zu tun, und die Kosten dieser Entscheidung werden täglich höher."
Die USA gehören zu den am schwersten von der Corona-Pandemie betroffenen Ländern der Welt und haben China wiederholt für die weltweite Ausbreitung des neuartigen Coronavirus verantwortlich gemacht. China habe Informationen zurückgehalten und so die Abwehrfähigkeiten der Weltgemeinschaft gegen das Virus beeinträchtigt, bekräftigte Azar nun. Das taiwanische Vorgehen gegen die Corona-Pandemie lobte er bei einem Treffen mit Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen als "eines der erfolgreichsten der Welt".
Azars Äußerungen in Taiwan dürften auch deshalb in China als Provokation bewertet werden, weil die Führung in Peking die demokratisch regierte Insel als abtrünnige Provinz betrachtet. Peking hatte den dreitägigen Besuch Azars in Taiwan bereits im Vorfeld vehement kritisiert.
Azar ist nach Angaben der US-Regierung der ranghöchste Vertreter der USA, der seit der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Washington und Peking im Jahr 1979 die Regierung von Taiwan besucht. Während sich die chinesische Führung und Washington in den vergangenen Jahren immer weiter voneinander entfernt haben, haben sich die Beziehungen Taiwans zu den USA deutlich verbessert.
Taiwan hatte sich 1949 von China abgespalten. Seit dem Amtsantritt der Unabhängigkeitsverfechterin Tsai 2016 haben sich die Spannungen zwischen Peking und Taipeh noch verschärft.
(V.Sørensen--DTZ)