Deutsche Tageszeitung - Das SID-Kalenderblatt am 2. Oktober: Schlussfeier der Olympischen Spiele in Seoul

Das SID-Kalenderblatt am 2. Oktober: Schlussfeier der Olympischen Spiele in Seoul


Das SID-Kalenderblatt am 2. Oktober: Schlussfeier der Olympischen Spiele in Seoul
Das SID-Kalenderblatt am 2. Oktober: Schlussfeier der Olympischen Spiele in Seoul / Foto: ©

Zum Abschluss ging alles glatt, und das war nicht selbstverständlich beim Blick auf die Eröffnungsfeier der Sommerspiele in Seoul. Zwei Wochen vor dem Schlussfeuerwerk am 2. Oktober 1988, hatten sich Friedenstauben in der Schale des olympischen Feuers niedergelassen - und wurden gegrillt. Aber wie gesagt: Das Ende konnte sich durchaus sehen lassen, es war der stimmungsvolle Abschluss denkwürdiger Spiele in Südkorea.

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Ben Johnson, Florence Griffith-Joyner, Jürgen Hingsen und Steffi Graf: In Seoul wurde (Sport-)Geschichte geschrieben. Es waren die Spiele des ersten Dopingskandals, als dem Kanadier Johnson nach seinem sensationellen 100-m-Sprint in 9,79 Sekunden beim Sieg über Carl Lewis die Einnahme des anabolen Steroids Stanozolol nachgewiesen wurde.

Keinen positiven Test, aber viele Gerüchte rankten sich um die 21,34 Sekunden von "Flo-Jo". Der 200-m-Weltrekord der zehn Jahre später verstorbenen Griffith-Joyner, den das unkundige Publikum im Stadion zunächst gar nicht mitbekam, hat bis heute Bestand. Gleiches gilt für die Zweifel.

Es waren aber auch die Spiele, bei denen Zehnkämpfer Hingsen mit seinen drei Fehlstarts über 100 m samt anschließender Disqualifikation den fragwürdigen Titel "Depp der Nation" gewann. Dabei hatte er zuvor erst durch einen Kraftakt in Rhede, bei dem ihm ausgerechnet sein Erzrivale Daley Thompson half, die Quali-Norm geschafft. Und es waren die Spiele, die Graf durch den Golden Slam zur Tennisikone machten.

Die DDR trat zum letzten Mal mit einer Mannschaft bei Olympischen Spielen an - und gewann unterstützt durch ein systematisches Dopingprogramm 37-mal Gold, sechsmal triumphierte Schwimmerin Kristin Otto. Insgesamt bedeutete das Platz zwei im Medaillenspiegel hinter der Sowjetunion (55 Gold), die ebenfalls ihre Abschiedsvorstellung auf der olympischen Bühne gab. Die BRD landete mit elf Goldmedaillen auf Platz fünf.

Nach den Boykotten von Moskau 1980 und Los Angeles 1984 waren in Seoul die großen Nationen alle wieder am Start, es fehlten Nordkorea, Kuba, Äthiopien und Nicaragua. 159 Mannschaften nahmen teil - bis dato gab es nie ein größeres Aufgebot. Der Aufbruch in die Moderne, geprägt durch Gigantismus, hatte längst begonnen, als Seouls Bürgermeister Kim Yong Nae die Olympische Flagge bei der Schlussfeier an seinen Amtskollegen Pasqual Maragall aus Barcelona weiterreichte.

(M.Travkina--DTZ)