Deutsche Tageszeitung - DGB kritisiert in Homeoffice-Debatte "antiquiertes Kontrollverhalten"

DGB kritisiert in Homeoffice-Debatte "antiquiertes Kontrollverhalten"


DGB kritisiert in Homeoffice-Debatte "antiquiertes Kontrollverhalten"
DGB kritisiert in Homeoffice-Debatte "antiquiertes Kontrollverhalten" / Foto: ©

In der Debatte um das Homeoffice in Corona-Zeiten gibt es weiter Streit zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern: Der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB), Reiner Hoffmann, warf einzelnen Arbeitgebern ein "antiquiertes Führungs- und Kontrollverhalten" vor. Die Arbeitgeber in der Metall- und Elektroindustrie wehrten sich hingegen gegen Vorwürfe, die Wirtschaft tue zu wenig zur Bekämpfung der Pandemie.

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"Fakt ist, dass viele Unternehmen und Verwaltungen auch dort, wo es gut möglich wäre, kein Homeoffice anbieten", sagte Hoffmann der "Rheinischen Post" vom Mittwoch. "Offenbar liegt dies an einem antiquierten Führungs- und Kontrollverhalten."

Ein Problem sei auch die mangelnde technische Ausstattung. "Dies muss sich schnell und auch langfristig ändern, denn einerseits haben wir eine akute Ausnahmesituation", sagte der DGB-Chef. Anderseits müssten jetzt die Regeln für die Arbeit der Zukunft neu austariert werden. Dafür helfe vor allem ein neues Mitbestimmungsrecht für Betriebsräte zur Einführung und Ausgestaltung von mobiler Arbeit und Homeoffice, "damit es möglichst wenig Reibungsverluste gibt" sagte Hoffmann.

Der DGB forderte zudem erneut einen verbindlich durchsetzbaren Rechtsanspruch der Beschäftigten auf mobile Arbeit und Homeoffice. "Arbeitgeber sollten sich erklären müssen, wenn sie sich gegen mehr Flexibilität im Sinne der Beschäftigten sperren", sagte Hoffmann der "Rheinischen Post". Hierfür müsse es gewichtige Gründe geben.

Gleichzeitig müssten die Ausstattung durch den Arbeitgeber gewährleistet und der Arbeitsschutz gestärkt werden. "Dafür muss Homeoffice klarer definiert werden", forderte Hoffmann und verwies dabei auch darauf, dass viele Beschäftigte über besonders hohe Belastungen im Homeoffice klagten.

Gesamtmetall-Präsident Stefan Wolf sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung", wo es möglich sei, werde bereits seit dem Frühjahr 2020 weitgehend im Homeoffice gearbeitet. "Das gilt auch in der Metall- und Elektroindustrie. Auch viele Unternehmer sind da vorbildlich."

Zu den Infektionszahlen sagte er: "In der Industrie liegen wir bei zwei bis vier Prozent und damit auch deutlich unter dem Wert der privaten Haushalte mit 25 Prozent." Es gehe an der Wirklichkeit vorbei, der Wirtschaft vor diesem Hintergrund Vorwürfe zu machen.

Kritisch äußerte sich Wolf zu einem Recht auf Homeoffice, wovon auch das Bundesarbeitsministerium zuletzt wieder abgerückt war. Es gebe viele Tätigkeiten, die gar nicht im Homeoffice erledigt werden könnten, vor allem in der Industrie, aber auch im Dienstleistungsbereich.

Entscheidungen über Homeoffice und mobiles Arbeiten seien gut auf der betrieblichen Ebene aufgehoben, dort könnten dann "für jeden Einzelfall einvernehmliche Lösungen" gefunden werden, sagte der Präsident des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall. Gut und wichtig sei eine "Mischung aus Anwesenheit am Arbeitsplatz und Homeoffice".

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hatte am Dienstag erneut an die Unternehmen des Landes appelliert, wo immer es sinnvoll und möglich sei, mobiles Arbeiten auch zu erlauben. Es müsse "mit aller Macht" verhindert werden, dass der Arbeitsplatz zu einem Infektionsort werde - egal ob zu Hause oder im Betrieb.

In München empfing Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Mittwoch Vertreter von Arbeitgebern und Gewerkschaften zu einem Homeoffice-Gipfel. Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) sprach sich im Vorfeld gegen verpflichtende Regeln aus und plädierte für flexible Lösungen.

(P.Vasilyevsky--DTZ)

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