Deutsche Tageszeitung - EU-Kommission will Käfighaltung von Nutztieren ab 2027 beenden

EU-Kommission will Käfighaltung von Nutztieren ab 2027 beenden


EU-Kommission will Käfighaltung von Nutztieren ab 2027 beenden
EU-Kommission will Käfighaltung von Nutztieren ab 2027 beenden / Foto: ©

Die EU-Kommission will die Käfighaltung von Nutztieren wie Legehennen und Schweinen schrittweise beenden. Als Reaktion auf eine europäische Bürgerinitiative kündigte die Behörde am Mittwoch einen entsprechenden Gesetzesvorschlag bis zum Jahr 2023 an. Wie EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides sagte, könnte das Verbot "ab 2027" in Kraft treten. Unklar ist aber noch, wie lang mögliche Übergangsphasen ausfallen.

Textgröße ändern:

Aktivisten hatten mit der Kampagne "End the Cage Age" (Beendet das Käfig-Zeitalter) bis Oktober vergangenen Jahres knapp 1,4 Millionen Unterschriften gesammelt. Sie erreichten damit im Rahmen einer europäischen Bürgerinitiative genug Unterstützung, damit sich die EU-Kommission mit dem Anliegen befassen musste.

"Die schrittweise Abschaffung der Käfighaltung wird für die Landwirte mit Kosten verbunden sein", sagte Kyriakides. Die Kommission werde sie aber nicht im Stich lassen, "sondern sie in allen Phasen des Übergangs zu einem besseren Tierschutz und nachhaltigen Lebensmittelsystemen unterstützen". Dabei sollen Gelder aus der EU-Agrarpolitik genutzt werden, um Bauern beim Umbau von Ställen oder der Anschaffung neuer Haltungssysteme zu unterstützen.

Brüssel will nun bis Ende 2022 zunächst eine Folgeabschätzung erstellen. Hierzu soll es spätestens ab Anfang kommenden Jahres eine öffentliche Konsultation geben. Brüssel werde dabei "insbesondere prüfen, ob ein Inkrafttreten der vorgeschlagenen Rechtsvorschriften im Jahr 2027 realistisch ist", erklärte die Behörde.

Die Verbraucherorganisation Foodwatch nannte die Abschaffung der Käfighaltung überfällig und forderte eine schnelleres Vorgehen. "Jeder Tag, an dem wir nicht handeln, ist ein Tag, an dem eine Millionen von Muttersauen ihre Ferkel nicht umsorgen kann und Hühner und Kaninchen sich nicht so bewegen können, wie sie es brauchen", erklärte Foodwatch-Vertreter Matthias Wolfschmidt.

Kyriakides kündigte an, dass die EU auch verstärkt darauf dringen will, dass Tierschutzstandards in Handelsabkommen verankert werden. Dies soll auch verhindern, dass ausländische Erzeuger diese unterlaufen und damit EU-Bauern nach dem Ausstieg aus der Käfighaltung unfair Konkurrenz machen.

Spezielle EU-Bestimmungen für den Schutz von Tieren in Käfighaltung gibt es bisher nur für Legehennen, Masthähnchen, Kälber und Schweine. Bei dem geplanten Verbot will die EU-Kommission nun wie von der Bürgerinitiative gefordert auch Kaninchen, Junghennen, Masthähnchen, Legetiere, Wachteln, Enten und Gänse einbeziehen.

Die Europäische Bürgerinitiative gibt es seit 2012. Damit sich die Kommission mit Vorschlägen befasst, müssen binnen zwölf Monaten mindestens eine Million Bürger aus sieben Ländern das Vorhaben unterstützen. Wird diese Schwelle erreicht, ist die Kommission zu einer Antwort verpflichtet, gesetzgeberisch muss sie aber nicht tätig werden.

Bisher gab es 104 solche Initiativen, sechs kamen über eine Million Unterschriften. Eine von ihnen führte in diesem Jahr zu einer Verschärfung der Trinkwasserrichtlinie.

Die Kommission kann allerdings wie sonst auch nur Vorschläge unterbreiten. Die konkrete Regelung muss dann mit den Mitgliedstaaten und dem Europaparlament ausgehandelt werden. Bei der Käfighaltung dürfte es aus einigen Mitgliedstaaten starke Widerstände oder zumindest die Forderung nach langen Übergangszeiten geben.

(Y.Ignatiev--DTZ)

Empfohlen

Bahn kauft mehr als 3000 neue Busse - auch bei chinesischem Hersteller

Die Deutsche Bahn plant die größte Anschaffung von Bussen in ihrer Unternehmensgeschichte. Das Unternehmen will nach eigenen Angaben rund 3300 Busse mit Hybrid- oder Elektroantrieb anschaffen, die für die Regionalverkehrstochter DB Regio in ganz Deutschland eingesetzt werden sollen. Der Hauptpartner soll dabei das Münchner Unternehmen MAN Truck & Bus werden. Etwa fünf Prozent der Neuanschaffungen sollen vom chinesischen Hersteller BYD aus seiner Produktion in Ungarn kommen, wie die Bahn am Samstag mitteilte.

Spahn zu Heizungsgesetz: Es darf keinen Zwang bei Heizungen im Bestand geben

In der Koalitionsdebatte um die Reform des Heizungsgesetzes hat Unionsfraktionschef Jens Spahn (CDU) die Abschaffung aller Vorgaben zu neuen Heizanlagen in Bestandsbauten gefordert. "Das Heizungsgesetz abzuschaffen, heißt für uns, dass es keinen Zwang bei Heizungen im Bestand gibt", sagte Spahn dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Samstagsausgaben).

Bei Überschwemmungen zerstörte Ahrtalbahn wiedereröffnet

Mehr als vier Jahre nach der Hochwasserkatastrophe im rheinland-pfälzischen Ahrtal ist die damals zerstörte Strecke der Ahrtahlbahn wieder eröffnet worden. Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU), Ministerpräsident Alexander Schweizer (SPD) und Bahn-Chefin Evelyn Palla nahmen am Freitag an der Eröffnungsfahrt teil. Ab Sonntag fahren auf der Strecke wieder zwei Regionalzuglinien im regulären Betrieb.

EU-Staaten einigen sich auf Paketabgabe auf Billigimporte - vor allem aus China

Im Kampf gegen Billigimporte aus Drittländern wird ab Juli in der EU eine Sonderabgabe von drei Euro auf kleinere Pakete aus Drittstaaten erhoben. Das beschlossen am Freitag die EU-Finanzminister. Die neue Regelung betrifft vor allem Sendungen von Billighändlern chinesischen Ursprungs wie Temu und Shein. Der Handelsverband Deutschland (HDE) begrüßte die Abgabe als "ersten Schritt" zu fairem Wettbewerb.

Textgröße ändern: