Deutsche Tageszeitung - Industrie fordert von der Politik Maßnahmen zu stärkerem Schutz vor Cyberattacken

Industrie fordert von der Politik Maßnahmen zu stärkerem Schutz vor Cyberattacken


Industrie fordert von der Politik Maßnahmen zu stärkerem Schutz vor Cyberattacken
Industrie fordert von der Politik Maßnahmen zu stärkerem Schutz vor Cyberattacken / Foto: ©

Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) hat angesichts des massiven Hackerangriffs auf die US-Firma Kaseya von der Politik einen besseren Schutz der Unternehmen vor Cyberattacken gefordert. Das Thema habe in der Bundesregierung "nicht die nötige Priorität", kritisierte der BDI am Dienstag. "Noch nie wurde die deutsche Wirtschaft so stark angegriffen wie heute."

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Die Anzahl der Cyberangriffe sei in der Corona-Pandemie weiter gestiegen, weil Unternehmen im Homeoffice noch verwundbarer seien, erklärte Matthias Wachter, BDI-Abteilungsleiter unter anderem für den Bereich Sicherheit. "Ein stärkerer Fokus auf den Wirtschaftsschutz ist kein Selbstzweck. Es geht darum, den Standort Deutschland und damit Millionen Arbeitsplätze zu erhalten und die Handlungsfähigkeit von Unternehmen wie Politik zu gewährleisten."

Eine wirksamere Abwehr bei Angriffen trage außerdem dazu bei, die Versorgung der Menschen sicherzustellen, fügte Wachter hinzu. "Wie wichtig das ist und wie sensibel das System ist, haben wir durch Corona anschaulich erlebt." Nur mit ausreichendem Schutz könne Deutschland seine Position als weltweit vernetzter Hochtechnologiestandort erhalten.

Am Sonntag bereits hatte der BDI ein Positionspapier mit dem Titel "Resilienz gegenüber Sicherheitsrisiken stärken" veröffentlicht. Der Verband schlägt darin unter anderem vor, dass die Bundesregierung einen "Koordinator für Wirtschaftsschutz" im Rang eines Staatsministers oder Staatssekretärs einsetzt. Zudem solle ein Nationales Wirtschaftsschutzzentrum als Public Private Partnership eingerichtet werden, das als Schnittstelle zwischen Sicherheitsbehörden und Unternehmen fungiert.

Der Cyberangriff auf die US-IT-Firma Kaseya war am Freitag entdeckt worden. Hacker schleusten eine Software ein, die Systeme verschlüsselt - für die Entschlüsselung forderten sie in einem Blog im Darknet 70 Millionen Dollar (59 Millionen Euro) Lösegeld (auf Englisch Ransom).

Kaseya mit Sitz in Miami teilte am Montag mit, betroffen von diesem Ransomware-Angriff seien weltweit "weniger als 1500 Unternehmen"; es handle sich vor allem um Kunden von Kaseya-Kunden. Kaseya liefert die Software VSA, mit der Firmen Rechner und Drucker zentral steuern können. Von diesen Firmen seien nur etwa 60 betroffen, teilte Kaseya mit. Dienstag werde entschieden, wann Kaseya VSA wieder online zur Verfügung stelle - 24 Stunden später würden die Kunden eine Reparatur-Software erhalten. Diese werde noch getestet. Der US-Inlandsgeheimdienst FBI arbeite mit Kaseya zusammen an besseren Schutzmaßnahmen.

Experten zufolge sind Unternehmen in mindestens 17 Ländern von der Cyberattacke betroffen - auch in Deutschland. An die Öffentlichkeit ging die schwedische Supermarktkette Coop; sie musste ihre Kassensysteme abschalten und Filialen schließen, weil ihr IT-Dienstleister Visma Esscom von dem Ransomware-Angriff getroffen wurde.

(O.Tatarinov--DTZ)

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