Deutsche Tageszeitung - Foodwatch: Freiwillige Verpflichtung bei Lebensmittel-Kinderwerbung unzureichend

Foodwatch: Freiwillige Verpflichtung bei Lebensmittel-Kinderwerbung unzureichend


Foodwatch: Freiwillige Verpflichtung bei Lebensmittel-Kinderwerbung unzureichend
Foodwatch: Freiwillige Verpflichtung bei Lebensmittel-Kinderwerbung unzureichend / Foto: ©

Comicfiguren auf der Verpackung, Spielzeug in der Tüte, Kekse in Tierform: Freiwillige Selbstverpflichtungen der Lebensmittelindustrie beim Kindermarketing sind nach Überzeugung von Verbraucherschützern unzureichend - denn an Kinder vermarktete Produkte enthielten weiterhin zu viel Zucker, Fett oder Salz. Die Organisation Foodwatch und die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) präsentierten am Mittwoch eine Marktstudie zu Produkten von 16 Lebensmittelkonzernen, die eine Selbstverpflichtung zu verantwortungsvollerem Kindermarketing unterzeichnet haben.

Textgröße ändern:

Demnach enthalten 242 der 283 untersuchten, an Kinder vermarkteten Lebensmittel, also 85,5 Prozent, zu viel Zucker, Fett oder Salz. Sie seien nach den Kriterien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) unausgewogen und sollten deshalb nicht an Kinder gerichtet beworben werden, erklärte Foodwatch. Die Organisation hatte die Untersuchung schon einmal 2015 vorgenommen - damals lag der Anteil der Produkte, welche die WHO-Empfehlungen nicht einhalten, bei 89,7 Prozent.

Die Folgeuntersuchung zeige, dass auch die in den vergangenen Jahren auf Betreiben der Bundesregierung erfolgte freiwillige Zuckerreduktion in einigen Kinderprodukten "nachweislich unzureichend" sei. Die künftige Regierung dürfe also nicht weiter auf Selbstverpflichtungen vertrauen, sondern müsse eine "gesetzliche Beschränkung der an Kinder gerichteten Werbung für unausgewogene Produkte" im Koalitionsvertrag verankern, forderten Foodwatch und DANK.

Untersucht wurden Produkte von Lebensmittelkonzernen wie Nestlé, Danone, Kellogg’s und Mars, darunter Frühstücksflocken, Joghurt mit Schokolade, Schokoriegel, Chips und Fruchtschorlen. Auch Eis, Suppen und Fertigprodukte von Fastfoodketten waren darunter. Der Untersuchung zufolge machen zehn der 16 untersuchten Hersteller ausschließlich Kindermarketing für Produkte, die den WHO-Empfehlungen nicht entsprechen, darunter Ferrero, Unilever und Coca-Cola.

Ernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) verteidigte die 2019 gestartete nationale Innovations- und Reduktionsstrategie. Seitdem sei etwa der Zuckergehalt in Kinderjoghurts um 20 Prozent gesunken und Erfrischungsgetränke für Kinder enthielten rund 35 Prozent weniger Zucker, zitierte der "Tagesspiegel" Klöckners Ministerium. Bei Wurst- und Fleischwaren sowie bei Brot und Kleingebäck sei der Salzgehalt reduziert worden.

Klöckner setzt demnach weiterhin auf Selbstverpflichtungen der Wirtschaft. Eine Limo-Steuer wie etwa in Großbritannien lehnt sie ab: Dabei bestehe die Gefahr, dass Zucker durch Fett oder durch andere Süßungen ersetzt werde, "dann haben wir nichts gewonnen", sagte sie dem "Tagesspiegel".

(N.Loginovsky--DTZ)

Empfohlen

Zahl der Einbürgerungen in Deutschland 2024 um fast die Hälfte gestiegen

Im vergangenen Jahr sind in Deutschland 291.955 Ausländer eingebürgert worden. Gegenüber dem Vorjahr stieg die Zahl um 91.860 Einbürgerungen oder 46 Prozent auf einen Höchststand seit der Einführung der Statistik im Jahr 2000, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mitteilte. Ein Grund für die hohe Zahl lag auch in der Reform des Staatsangehörigkeitsrechts mit verkürzten Einbürgerungsfristen im vergangenen Jahr.

Bundesverwaltungsgericht prüft Verbot von "Compact"-Magazin

Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat am Dienstag mit seiner Verhandlung über das Verbot des rechtsextremistischen "Compact"-Magazins begonnen. Die Compact-Magazin GmbH wurde vor knapp einem Jahr verboten, das Bundesinnenministerium begründete das mit verfassungsfeindlichen Zielen. Das Gericht entscheidet nun, ob das Verbot bestehen bleibt. (Az. 6 A 4.24)

Deutscher Nationalpreis: Merz würdigt Mut der Biontech-Gründer Sahin und Türeci

Die beiden Biontech-Gründer Özlem Türeci und Ugur Sahin sind mit dem diesjährigen Deutschen Nationalpreis ausgezeichnet worden. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) würdigte am Dienstag den "außergewöhnlichen Mut" der Unternehmer und betonte die Relevanz qualifizierter Zuwanderung. Türeci und Sahin hätten schon 2020 die "Gefahr einer Pandemie" gesehen und sich entschieden, die Herstellung eines Impfstoffs gegen das Coronavirus zu versuchen.

Deutsche Bahn erhöht Preis für Sitzplatzreservierung

Die Deutsche Bahn erhöht die Preise für Sitzplatzreservierungen. Ein fester Sitzplatz in der zweiten Klasse in Fernverkehrszügen kostet ab dem 15. Juni 5,50 Euro statt wie bisher 5,20 Euro, wie die Bahn am Dienstag mitteilte. Zudem wird demnach die sogenannte Familienreservierung, mit der Familien zum Fixpreis von 10,40 Euro Sitzplätze für alle Familienmitglieder reservieren konnten, abgeschafft.

Textgröße ändern: