Deutsche Tageszeitung - US-Notenbank leitet den Abbau ihres Konjunkturprogramms ein

US-Notenbank leitet den Abbau ihres Konjunkturprogramms ein


US-Notenbank leitet den Abbau ihres Konjunkturprogramms ein
US-Notenbank leitet den Abbau ihres Konjunkturprogramms ein / Foto: ©

Neun Jahre nach der Finanzkrise will die US-Notenbank ihr gigantisches Investitionsprogramm zur Stützung der Märkte vorsichtig zurückfahren. Die Federal Reserve teilte am Mittwoch in Washington mit, dass sie ihre Anleihen im Gesamtwert von 4,5 Billionen Dollar (3,8 Billionen Euro) ab Oktober graduell abbauen will. Den Leitzins ließ sie erwartungsgemäß unverändert auf dem Niveau zwischen 0,75 und 1,0 Prozent.

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Durch ihre historisch beispiellosen Konjunkturspritzen hatte die Fed in den Jahren seit der Finanzkrise eine Giga-Bilanz aufgebaut. Den graduellen Abbau dieser Staatsanleihen und Hypothekentitel will sie nun in einer Weise steuern, welche Unruhen an den Finanzmärkten vermeidet. Bis Ende des Jahres will die Fed pro Monat Anleihen im Wert von insgesamt zehn Milliarden Dollar abstoßen, 2018 soll die Abbausumme schrittweise auf 50 Milliarden Dollar pro Monat anwachsen.

In ihrer Zinspolitik hatte die Fed bereits im Dezember 2015 eine vorsichtige Rückkehr zur Normalität eingeleitet, indem sie ihren nach der Finanzkrise eingeleiteten Kurs der Nullzinsen beendete und erstmals den Leitzins leicht erhöhte. Seither gab es noch drei weitere behutsame Zinssteigerungen, alle seit dem Wahlsieg des heutigen Präsidenten Donald Trump im November.

Ob sie den Zins in diesem Jahr nochmals erhöhen wird, ließ die Notenbank am Mittwoch nach einer Sitzung ihres zuständigen Ausschusses offen. In ihren mittelfristigen Projektionen sind zwar ein Zinserhöhungsschritt für Dezember sowie drei weitere für nächstes Jahr Jahr vorgesehen, doch sind diese Vorhersagen nicht bindend.

Die US-Notenbank sieht die Lage der US-Wirtschaft trotz der Riesenschäden durch die jüngsten Hurrikane im Süden des Landes allerdings weiterhin optimistisch, so dass eine weitere Zinserhöhung in diesem Jahr durchaus denkbar ist.

Die Stürme "Harvey" und "Irma" hätten zwar "schwere Mühsal" für diverse Regionen gebracht, doch seien die Auswirkungen auf die US-Konjunktur nur kurzfristiger Natur. Mittelfristig werde die US-Wirtschaft weiterhin in "moderatem" Rhythmus wachse, sagte die Fed voraus. Für das laufende Jahr korrigierte sie ihre Konjunkturprognose für die USA sogar nach oben, um 0,2 Punkte auf 2,4 Prozent.  (A.Stefanowych--DTZ)

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