Deutsche Tageszeitung - IWF-Europadirektor hält Industriestrompreis für schädlich

IWF-Europadirektor hält Industriestrompreis für schädlich


IWF-Europadirektor hält Industriestrompreis für schädlich
IWF-Europadirektor hält Industriestrompreis für schädlich / Foto: © AFP

Der Europa-Direktor des Internationale Währungsfonds (IWF), Alfred Kammer, hat die Bundesregierung vor der Einführung eines Industriestrompreises gewarnt. Bei einem verbilligten Strompreis für besonders energieintensive Industriezweige wäre "das Geld nicht gut angelegt", sagte Kammer in Brüssel. Er widersprach damit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne).

Textgröße ändern:

Ein solcher Industriestrompreis habe mehrere Nachteile, argumentierte Kammer. "Er treibt die Strompreise für diejenigen in die Höhe, die nicht unter das Subventionsprogramm fallen, und er subventioniert erneut fossile Brennstoffe, von denen wir weg wollen."

Damit halte ein Industriestrompreis den Übergang zu Öko-Energien auf. Es sei aber besser, den Wandel frühzeitig zu beginnen als ihn zu verzögern. "Unsere Empfehlung lautet daher, keine Stromsubventionen für die (energie)intensive verarbeitende Industrie in Deutschland zu gewähren", sagte Kammer, der die Europa-Abteilung des IWF leitet.

Habeck pocht auf die Einführung eines Industriestrompreises und begründet dies mit einer drohenden Abwanderung energieintensiver Unternehmen etwa der Chemie- und Metallbranche. Unterstützt wird er von den Gewerkschaften und Branchen, die vom hohen Energiepreis betroffen sind.

Die Regierungskoalition diskutiert bereits seit Monaten über den Industriestrompreis, der von Befürwortern auch als "Brückenstrompreis" bezeichnet wird. Grüne und SPD-Fraktion sind dafür, die FDP dagegen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) äußerte sich wiederholt skeptisch.

In seiner am Mittwoch veröffentlichten Wirtschaftsprognose für Europa geht der IWF von einem Rückgang des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,5 Prozent in diesem Jahr aus. Damit gehört Deutschland in der EU zu den Schlusslichtern, nur Estland und Schweden schneiden voraussichtlich schlechter ab.

"Die anhaltenden Auswirkungen der Energiepreisschocks des letzten Jahres und die restriktivere Politik tragen ebenfalls zu einer Wachstumsverlangsamung in diesem Jahr bei", heißt es in dem Bericht. "In Ländern mit einem größeren verarbeitenden Gewerbe oder energieintensiven Sektoren ist die Verlangsamung stärker als in Ländern, die von Dienstleistungen und Tourismus abhängig sind."

(U.Stolizkaya--DTZ)

Empfohlen

Umfrage: Nur 22 Prozent der Jugendlichen glauben an bessere Zukunft

Nur eine Minderheit der Jugendlichen in Deutschland sieht das Land auf einem guten Weg. Laut einer am Dienstag in Gütersloh veröffentlichten Umfrage für die Liz-Mohn-Stiftung glauben nur 22 Prozent oder etwas mehr als ein Fünftel der befragten Zwölf- bis 18-Jährigen, dass die Zukunft hierzulande in drei Jahren besser sein wird als heute. Mit dem eigenen Leben ist eine knappe Mehrheit von 52 Prozent demnach aber zufrieden.

China kündigt "Antidumping"-Zölle auf Schweinefleisch aus der EU an

Im Handelskonflikt mit der Europäischen Union hat China angekündigt, ab Mittwoch "Antidumping"-Zölle auf Schweinefleisch aus der EU zu erheben. Die Zölle auf Schweinefleisch und dessen Nebenprodukte sollen für einen Zeitraum von fünf Jahren 4,9 bis 19,8 Prozent betragen, wie das Handelsministerium in Peking am Dienstag mitteilte. Grund dafür sei, dass Schweinefleischerzeugnisse aus der EU "gedumpt" worden seien, was der chinesischen Industrie "erheblichen Schaden" zugefügt habe.

US-Autobauer Ford will weniger E-Autos bauen und schreibt 19,5 Milliarden Dollar ab

Der US-Autobauer Ford hat seine Pläne für den Bau insbesondere größerer E-Autos deutlich zurückgeschraubt. Die Nachfrage nach diesen Autos sei deutlich geringer als erwartet, teilte das Unternehmen am Montag mit. Ford werde sich stattdessen auf den Bau von Hybriden und Benziner konzentrieren. Der Strategiewechsel kostet den Konzern demnach 19,5 Milliarden Dollar.

Minister Frei sieht Einigung mit SPD über Bürgergeldreform - Beschluss am Mittwoch

Kanzleramtsminister Thorsten Frei (CDU) sieht die Bedenken der Union gegen den Gesetzentwurf aus dem SPD-geführten Bundesarbeitsministerium zur Bürgergeldreform ausgeräumt. "Wir haben uns über alle offenen Punkte verständigen können", sagte Frei am Montag nach einer Sitzung des CDU-Bundesvorstands in Berlin. Er gehe davon aus, dass die Reform am Mittwoch im Kabinett verabschiedet werden könne.

Textgröße ändern: