Deutsche Tageszeitung - Erwerbspersonenbefragung: AfD-Wähler von Krisen stärker verunsichert als andere

Erwerbspersonenbefragung: AfD-Wähler von Krisen stärker verunsichert als andere


Erwerbspersonenbefragung: AfD-Wähler von Krisen stärker verunsichert als andere
Erwerbspersonenbefragung: AfD-Wähler von Krisen stärker verunsichert als andere / Foto: © AFP/Archiv

Wählerinnen und Wähler der AfD fühlen sich einer Befragung unter Erwerbspersonen zufolge stärker durch die aktuellen Krisen betroffen und verunsichert als die Wählergruppen anderer Parteien. "Ganz offensichtlich gelingt es der AfD besonders gut, krisenbedingte Unsicherheiten und Belastungen zu mobilisieren und zu verstärken", heißt es in einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Die Forschenden sahen darin einen "beunruhigenden Befund" für die demokratische Gesellschaftsordnung.

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Grundsätzlich zeige die Erhebung unter 5200 Erwerbstätigen und Arbeitssuchenden, "eine von multiplen Krisen verunsicherte, aber nicht erschütterte Gesellschaft", erklärte Bettina Kohlrausch, wissenschaftliche Direktorin des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung. Die beobachtete Verunsicherung resultiere vor allem aus den großen finanziellen Belastungen durch die hohe Inflation der vergangenen zwei Jahre, die besonders die unteren Einkommensgruppen stark getroffen habe.

Mehr als ein Viertel berichtete in der Befragung vom November 2023 von starken finanziellen Belastungen und 60 Prozent äußerten geringes oder gar kein Vertrauen in die Bundesregierung. Gleichzeitig stabilisierte sich das Vertrauen in andere staatliche Institutionen und auch die Gesamtsituation wurde etwas besser eingeschätzt. Jedoch bestehe bei einer "relevanten Gruppe" ein "erheblicher Zuspruch zu antidemokratischen Kräften", erklärten die Forschenden.

Die in der Befragung geäußerten negativen Weltsichten schienen sich den Angaben zufolge bei einem Teil der Befragten "ein Stück weit" zu verfestigen und zu verselbständigen. Während AfD-Wählende eine besonders ausgeprägte Verunsicherung und starke Sorgen zu Protokoll gaben, äußerten sich Wählerinnen und Wähler anderer Parteien auch bei ähnlicher finanzieller Situation im Mittel deutlich seltener besorgt.

Das zeige sich auch beim Ukraine-Krieg. Während 42 Prozent der AfD-Wähler angaben, vom Schicksal der Geflüchteten bewegt zu sein, waren es bei den Befragten, die andere Parteien wählen wollen, 79 Prozent. Der AfD gelinge es, krisenbedingte Belastungen zu verstärken. Die Forschenden sehen ein "derartiges Erstarken anti-demokratischer Kräfte" als "ernsthafte Bedrohung für unsere demokratische Gesellschaftsordnung".

Gleichwohl zeigte die Befragung, "dass die Gesellschaft über Ressourcen verfügt, die sie stabilisieren", wie die Forschenden mitteilen. Diese Ressourcen müssten gestärkt werden, um "destabilisierenden Entwicklungen" entgegenzuwirken.

Die Umfrage unter den Erwerbspersonen findet seit 2020 statt. In der vergangenen Erhebung wurden 5200 Menschen befragt.

(W.Novokshonov--DTZ)