Deutsche Tageszeitung - Studie: Bevölkerung in Deutschland sieht Zuwanderung nicht grundsätzlich skeptisch

Studie: Bevölkerung in Deutschland sieht Zuwanderung nicht grundsätzlich skeptisch


Studie: Bevölkerung in Deutschland sieht Zuwanderung nicht grundsätzlich skeptisch
Studie: Bevölkerung in Deutschland sieht Zuwanderung nicht grundsätzlich skeptisch / Foto: © AFP

Die Menschen in Deutschland sehen Zuwanderung einer aktuellen Studie zufolge nicht grundsätzlich skeptisch. "In der Bevölkerung hat sich das Bewusstsein gefestigt, dass Deutschland auf Zuwanderung angewiesen ist", schreibt der Sachverständigenrat Integration und Migration in seinem am Dienstag veröffentlichten Jahresgutachten 2024. Die Mehrheit der Deutschen erwarte aber "besonders im Bereich Fluchtmigration eine Steuerung durch die Politik, etwa in Bezug auf das Ausmaß von Zuwanderung, die Aufnahmekriterien und die Erwartungen, die an Neuankömmlinge zu stellen sind".

Textgröße ändern:

Das Expertengremium nimmt aber mit der gestiegenen Zahl von Flüchtlingen auch eine schärfer gewordene öffentliche Debatte wahr, die den politischen Handlungsdruck erhöhe. "Vor diesem Hintergrund wurden Leistungen für Asylsuchende umgestellt und Maßnahmen ergriffen, um Rückführungen zu erleichtern", stellen die Autorinnen und Autoren fest. "Dass dadurch Fluchtzuwanderung deutlich abnimmt, sollte man nicht erwarten – und entsprechende Erwartungen nicht schüren", erklärt der SVR-Vorsitzende Hans Vorländer.

Dass die Aufnahme und Integration von Flüchtlingen oftmals zu Engpässen geführt hat, liegt dem Gremium zufolge auch an grundsätzlichen Infrastrukturproblemen. "Wir sehen es in vielen Bereichen – auf dem Wohnungsmarkt, im Bildungssektor, beim Zugang zu Verwaltungsdiensten: Zuwanderung verursacht die strukturellen Probleme in der Regel nicht, sie macht sie aber sichtbar", betont Birgit Leyendecker, stellvertretende SVR-Vorsitzende.

Positiv sieht der SVR die Anfang des Jahres beschlossene Reform des Staatsangehörigkeitsrechts. "Mit der grundsätzlichen Hinnahme von Mehrstaatigkeit wird eine wesentliche Einbürgerungshürde abgebaut – die Reform hat dadurch das Potenzial, Einbürgerungszahlen nachhaltig zu erhöhen", stellt Vorländer fest. Weil viele Behörden aber jetzt schon überlastet seien, empfehle der SVR den Ländern, "die Einbürgerungsbehörden personell angemessen auszustatten, eine stärkere Zentralisierung zu prüfen und Behördenvorgänge zu digitalisieren."

Das Gutachten zeige, "dass wir schon viel erreicht haben", betonte Staatsministerin Reem Alabali-Radovan - "sei es bei der Öffnung des Arbeitsmarkts für ausländische Fach- und Arbeitskräfte, dem gesetzlichen Rahmen für zeitgemäße Einbürgerungen oder der fairen Chance für einen gesicherten Aufenthalt für geduldete Geflüchtete."

Der Sachverständigenrat mache aber auch auf Probleme aufmerksam. "Wir brauchen krisenfeste, verlässlich ausgestattete Integrationsinfrastrukturen in Ländern und Kommunen", erklärte Alabali-Radovan. "Wenn wir Menschen schneller in den Arbeits- oder Ausbildungsmarkt integrieren wollen, müssen wir weiter unnötige Hürden abbauen."

Die Linkspartei fordert angesichts der Studienveröffentlichung eine bessere Teilhabe von Einwanderern. "Es müssen bessere Rahmenbedingungen geschaffen werden, um eine gute Integration von neu eingewanderten Menschen zu ermöglichen", fordert die Bundestagsabgeordnete Gökay Akbulut. "Angesichts des zunehmenden Rassismus und einer erstarkenden Rechten muss sich die Bundesregierung klar und deutlich zur Einwanderungsgesellschaft bekennen und mehr dafür tun, dass Eingewanderte am gesellschaftlichen Leben gleichberechtigt teilhaben können."

(Y.Ignatiev--DTZ)

Empfohlen

Butterpreis sinkt weiter - 250 Gramm bei Lidl und Norma für 99 Cent

Die Discounter Lidl und Norma haben den Butterpreis weiter gesenkt - auf unter einen Euro. Bei Lidl werden für ein Paket Butter zu 250 Gramm der Eigenmarke Milbona seit Freitag 0,99 Euro statt wie zuvor 1,19 Euro fällig, wie der Lebensmittelhändler am Freitagabend mitteilte. Norma kündigte am Samstag denselben Preisschritt für Butter seiner Eigenmarke Landfein an.

"Ganz neues System": Arbeitsministerin Bas für grundlegende Rentenreform

Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) hat sich für eine grundlegende Rentenreform ausgesprochen. "Es wird nicht reichen, nur an zwei Schräubchen zu drehen, sondern wir brauchen ein ganz neues System", sagte Bas am Freitagabend in den ARD-"Tagesthemen". Es müssten "alle Vorschläge auf den Tisch", vom Renteneintrittsalter bis zum Kreis der Einzahlenden.

Mangelnde Transparenz: EU verhängt Millionenstrafe gegen X

Ungeachtet von Warnungen aus dem Weißen Haus hat die EU-Kommission gegen die Onlineplattform X eine Geldbuße von 120 Millionen Euro verhängt. Die Brüsseler Behörde begründete dies am Freitag mit mangelnder Transparenz bei Werbung und Nutzerkonten auf der Plattform von Tech-Milliardär Elon Musk. Die Regierung von US-Präsident Donald Trump warf der EU "Zensur" vor.

USA: Nicht mehr alle Neugeborene sollen gegen Hepatitis B geimpft werden

Unter US-Präsident Donald Trump eingesetzte Experten haben für eine Kehrtwende bei Impfungen von Säuglingen plädiert. Die Impfkommission empfahl am Freitag, Neugeborene in den USA nicht mehr grundsätzlich gegen Hepatitis B zu immunisieren. Dabei handelt es sich um eine Leberentzündung, die im schlimmsten Fall bei Kindern zum Tod führen kann. Kinderarzt-Vertreter kritisierten die neue Vorgabe als "unverantwortlich".

Textgröße ändern: