Deutsche Tageszeitung - Bauernverband fordert Ausnahme vom Mindestlohn für Saisonkräfte

Bauernverband fordert Ausnahme vom Mindestlohn für Saisonkräfte


Bauernverband fordert Ausnahme vom Mindestlohn für Saisonkräfte
Bauernverband fordert Ausnahme vom Mindestlohn für Saisonkräfte / Foto: © AFP

In der Diskussion um eine Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns hat der Deutsche Bauernverband (DBV) eine Ausnahme für Saisonkräfte gefordert. "Wir brauchen eine Sonderlösung für die Landwirtschaft", sagte Bauernpräsident Joachim Rukwied am Mittwoch in Berlin. Den Selbstversorgungsgrad mit Obst und Gemüse zu erhöhen - wie es im Koalitionsvertrag als Ziel formuliert ist - werde mit einem höheren Mindestlohn "zur Makulatur".

Textgröße ändern:

Saisonkräfte etwa für die Erdbeer- oder Spargelernte kommen oft aus dem Ausland. Sie erhalten in Deutschland derzeit den gesetzlichen Mindestlohn, der aktuell bei 12,82 Euro pro Stunde liegt. Im Koalitionsvertrag heißt es, eine Steigerung auf 15 Euro sei im kommenden Jahr "erreichbar". Über die Festlegung entscheidet eine unabhängige Mindestlohnkommission.

Rukwied sagte, er sehe "Licht und Schatten" im Koalitionsvertrag. Positiv bewertete er die Zusage, dass Union und SPD die Agrardiesel-Rückvergütung vollständig wieder einführen wollen. Dies "soll nach unseren Informationen eine der ersten Entscheidungen" der künftigen Regierung sein, sagte Rukwied.

Die Ampel-Regierung hatte im Zuge der Haushaltskrise Ende 2023 Kürzungen bei den Subventionen für Landwirte für Agrardiesel beschlossen. Gegen diese Entscheidung protestierten Landwirte in Deutschland monatelang.

Der Bauernpräsident kündigte am Mittwoch Widerstand gegen das geplante Naturflächenbedarfsgesetz an. Es soll laut Koalitionsvertrag "die Ausweisung von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen" erleichtern - der Bauernverband sehe darin "eine Kampfansage an Landeigentümer und Landnutzer", sagte Rukwied. Mit dem Gesetz werde der Rückgang an landwirtschaftlicher Nutzfläche in Deutschland "noch beschleunigt" werden. "Dies würde die Ernährungssicherheit gefährden."

Rukwied appellierte an Union und SPD, in Fragen von Landwirtschaft und Umweltschutz zusammenzuarbeiten. In der letzten großen Koalition hätten sich das CDU-geführte Landwirtschaftsministerium und das SPD-geführte Umweltministerium gegenseitig blockiert - "solche Blockaden können wir uns nicht leisten". Der Bauernverband "hätte sich gewünscht, dass beide Ressorts in die Hände der Union gekommen wären.

ilo/oer

(P.Vasilyevsky--DTZ)

Empfohlen

Minister Frei sieht Einigung mit SPD über Bürgergeldreform - Beschluss am Mittwoch

Kanzleramtsminister Thorsten Frei (CDU) sieht die Bedenken der Union gegen den Gesetzentwurf aus dem SPD-geführten Bundesarbeitsministerium zur Bürgergeldreform ausgeräumt. "Wir haben uns über alle offenen Punkte verständigen können", sagte Frei am Montag nach einer Sitzung des CDU-Bundesvorstands in Berlin. Er gehe davon aus, dass die Reform am Mittwoch im Kabinett verabschiedet werden könne.

Verbrenner-Aus: Brüssel legt Dienstag Vorschläge vor - Ökonomen gegen Lockerung

Die EU-Kommission will wie geplant am Dienstag ihre Vorschläge für eine Überarbeitung der CO2-Vorgaben für Neuwagen vorlegen. Erwartet wurde eine deutliche Lockerung der als "Verbrenner-Aus" bekannten Regelungen. Führende Ökonominnen und Ökonomen kritisierten diesen Kurs am Montag scharf. Der Beratungsfirma EY zufolge könnte sich das weitere Festhalten am Verbrenner jedoch auch auszahlen.

Deutsche Nordsee-Fischer dürfen 2026 weniger Hering und Kabeljau fangen

Die deutschen Nordsee-Fischer dürfen im kommenden Jahr weniger Hering, Kabeljau und Seelachs fangen. Die erlaubten Fangmengen sinken nach einer Vereinbarung der EU mit Norwegen und Großbritannien deutlich, wie das Bundeslandwirtschaftsministerium am Montag mitteilte. Wissenschaftler warnen seit Jahren, dass die Arten durch Überfischung und die Folgen des Klimawandels bedroht werden.

Trotz Protest Frankreichs: Brüssel will Mercosur-Abkommen dieses Jahr abschließen

Die EU-Kommission bleibt bei ihren Plänen für einen Abschluss des Handelsabkommens mit den südamerikanischen Mercosur-Staaten noch in diesem Jahr - trotz anhaltender Proteste aus Frankreich. "Die Kommission erwartet weiter, das EU-Mercosur-Abkommen bis Ende 2025 zu unterzeichnen", teilte ein Kommissionssprecher am Montag mit. Die Bundesregierung hält den raschen Abschluss für "dringend notwendig" und hofft auf die nötige Mehrheit der EU-Staaten.

Textgröße ändern: