Deutsche Tageszeitung - 530 Millionen Euro Strafe gegen Tiktok wegen Übermittlung von Nutzerdaten nach China

530 Millionen Euro Strafe gegen Tiktok wegen Übermittlung von Nutzerdaten nach China


530 Millionen Euro Strafe gegen Tiktok wegen Übermittlung von Nutzerdaten nach China
530 Millionen Euro Strafe gegen Tiktok wegen Übermittlung von Nutzerdaten nach China / Foto: © AFP/Archiv

Die beliebte Videoplattform Tiktok soll wegen der Übermittlung europäischer Nutzerdaten nach China eine hohe Strafe von 530 Millionen Euro zahlen. Das Tochterunternehmen des chinesischen Konzerns Bytedance habe damit gegen die europäische Datenschutz-Grundverordnung verstoßen, erklärte die irische Datenschutzkommission (DPC) im Namen der EU am Freitag. Tiktok kündigte an, diese Entscheidung anfechten zu wollen.

Textgröße ändern:

Der stellvertretende Leiter der DPC, Graham Doyle, erklärte, Tiktok habe es versäumt, "zu überprüfen, zu gewährleisten und nachzuweisen, dass die personenbezogenen Daten europäischer Nutzer ein Schutzniveau genießen, das im Wesentlichen dem in der EU gewährleisteten Schutzniveau entspricht". Das Unternehmen habe den möglichen Zugriff chinesischer Behörden im Rahmen der chinesischen Gesetze zur Terrorismusbekämpfung und Spionageabwehr auf Daten aus Europa nicht berücksichtigt.

Die DPC hatte 2021 mit der Untersuchung zur Zulässigkeit der Datenübermittlungen durch Tiktok begonnen. Kurz vor Ende der Ermittlungen, im April, teilte das Unternehmen überraschend mit, dass europäische Nutzerdaten in China gespeichert, inzwischen aber wieder gelöscht worden seien.

Bei der Strafe von 530 Millionen Euro handelt es sich um eine der höchsten, die die Behörde je verhängt hat. Das Unternehmen hat nun sechs Monate Zeit, seine Abläufe in Einklang mit EU-Regeln zu bringen.

Die DPC hatte Tiktok bereits 2023 mit einer Strafe in Höhe von 345 Millionen Euro belegt, weil die Plattform gegen die EU-Regeln im Umgang mit Daten von Minderjährigen verstoßen hatte. Tiktok hat seinen europäischen Hauptsitz in Irland. Daher ist die irische Behörde die führende Regulierungsbehörde in Europa für den Onlinedienst - ebenso wie für Google, Meta und X.

Bundesdigitalminister Volker Wissing (parteilos) begrüßte die hohe Strafe gegen Tiktok. "Unsere europäischen Regeln gelten für alle – auch für internationale Digitalkonzerne", erklärte er. Es gehe hier um den Schutz von Kindern und Jugendlichen und darum, "unsere Werte konsequent durchzusetzen".

Die Berliner Beauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit, Meike Kamp, zuständig wegen der deutschen Tiktok-Niederlassung in Berlin für die deutsche Unterstützung der Entscheidung, erklärte, die Offenlegung von Daten gegenüber Stellen in Staaten wie China, die keinerlei angemessene Datenschutzmaßnahmen vorweisen könnten, sei ein "besonders gravierendes Missbrauchsrisiko und eine Gefahr" für die Nutzerinnen und Nutzer von Tiktok.

Die Videoplattform erklärte am Freitag, sie habe "nie eine Anfrage" der chinesischen Behörden für europäische Nutzerdaten erhalten und den chinesischen Behörden "nie europäische Nutzerdaten zur Verfügung gestellt". "Wir sind mit dieser Entscheidung nicht einverstanden und beabsichtigen, sie in vollem Umfang anzufechten."

Tiktok wird unter anderem von US-Behörden vorgeworfen, der Mutterkonzern Bytedance missbrauche die vor allem bei Jugendlichen populäre Plattform im Dienste Chinas zum Ausspionieren seiner Kunden. Der US-Kongress hatte 2024 ein Gesetz erlassen, das Bytedance verpflichtet, die Kontrolle über Tiktok in den Vereinigten Staaten abzugeben. Präsident Donald Trump hat die Frist für die Umsetzung des Gesetzes zweimal verschoben, zuletzt bis zum 19. Juni.

(M.Dorokhin--DTZ)

Empfohlen

Fed-Mitglied: Inflationszahlen der Trump-Regierung zu positiv

Ein führendes Mitglied der US-Notenbank Fed schätzt die jüngst von der Regierung veröffentlichten Inflationszahlen als zu positiv ein. Die am Donnerstag verkündete Inflationsrate von nur 2,7 Prozent für November sei "in einigen Kategorien verzerrt", sagte der Fed-Chef für New York, John Williams, am Freitag dem Sender CNBC.

Bundesrat beschließt höhere Strafen und strengere Regeln für E-Scooter

Wer künftig mit elektrischen Tretrollern auf dem Bürgersteig fährt oder zu zweit auf dem Gefährt unterwegs ist, riskiert ein höheres Bußgeld. Der Bundesrat beschloss am Freitag eine Änderung der Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung. Darin vorgesehen ist auch, dass die Kommunen größeren Freiraum bei der Regulierung von Mietrollern erhalten, um zum Beispiel das Abstellen auf Gehwegen zu unterbinden.

Rentenniveau, Mütterrente, Aktivrente: Auch Bundesrat stimmt Rentenpaket zu

Die von heftigen Debatten zwischen Jung und Alt begleitete Rentenreform der Bundesregierung hat nun auch den Bundesrat passiert: Nach dem Bundestag gab am Freitag die Länderkammer grünes Licht für eine Reihe von Maßnahmen, darunter die Stabilisierung des Rentenniveaus bis 2031 und die Ausweitung der Mütterrente. Außerdem stimmte die Länderkammer für die Einführung der Aktivrente, die Arbeit im Alter attraktiv machen soll.

Bundesumweltminister: EU-Beschluss für Lockerungen bei Gentechnik "schwerer Fehler"

Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD) hat den Beschluss einer Mehrheit der EU-Staaten für weniger strenge der Gentechnikregeln scharf kritisiert. Er halte dies "für einen schweren Fehler", erklärte Schneider am Freitag. "Die große Mehrheit der Menschen will selber entscheiden können, ob sie sich mit oder ohne Gentechnik ernährt."

Textgröße ändern: