Deutsche Tageszeitung - Daimler-Gesamtbetriebsrat schließt Entlassungen trotz Sparprogramms aus

Daimler-Gesamtbetriebsrat schließt Entlassungen trotz Sparprogramms aus


Daimler-Gesamtbetriebsrat schließt Entlassungen trotz Sparprogramms aus
Daimler-Gesamtbetriebsrat schließt Entlassungen trotz Sparprogramms aus / Foto: ©

Trotz geplanter Einsparungen von 1,4 Milliarden Euro beim Personal haben die Arbeitnehmervertreter des Autobauers Daimler Entlassungen ausgeschlossen. "Es wird keine Entlassungen geben", sagte der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats, Michael Brecht, der "Bild am Sonntag". Es gehe um Sparmaßnahmen, "nicht um reinen Personalabbau". Brecht räumte ein, man könne die wirtschaftliche Situation "nicht negieren".

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"Über die Änderung der Prozesse und Abläufe werden wir die nächsten Jahre mit der Belegschaft und der Konzernspitze diskutieren", kündigte der Betriebsratschef an. Die Umstellung auf die Elektromobilität müsse so gelingen, "dass niemand Angst um seinen Arbeitsplatz haben muss".

Laut Vorstandschef Ola Källenius setzt Daimler beim Stellenabbau auf mehrere Maßnahmen: "Wir nutzen natürliche Fluktuation, Altersteilzeit, die Reduzierung von Arbeitszeiten und Ausscheidungsvereinbarungen mit doppelter Freiwilligkeit seitens des Unternehmens und der Mitarbeiter." Die genaue Zahl stehe nicht fest, sagte Källenius der "BamS".

Die Automobilindustrie befinde sich in einer Transformationsphase. Es gehe um die CO2-neutrale Mobilität bei Pkw und Lkw durch Elektrifizierung, durch alternative Antriebe. Das bedeute für den Daimler-Konzern eine "enorme Kostenbelastung, weil wir viel investieren", fügte Källenius hinzu. Deshalb sei eine Anpassung von Prozessen und Strukturen notwendig. "Bis Ende 2022 wollen wir insgesamt 1,4 Milliarden Euro Personalkosten einsparen. Wir denken und handeln in diesen Fragen mit einer hohen sozialen Verantwortung", hob der Vorstandschef hervor.

Die Preise für Elektroautos werden laut Källenius in den nächsten fünf Jahren nicht sinken. Die Kostenstrukturen für E-Autos seien heute erheblich höher als bei Modellen mit Verbrennungsmotoren. "Es wird unsere sehr anspruchsvolle Aufgabe in den nächsten Jahren, die Kosten durch Massenproduktion deutlich zu senken." Klar sei: "CO2-neutrale Mobilität kommt nicht zum Nulltarif".

Trotz der Unruhen in Hongkong und zahlreicher Menschenrechtsverletzungen in China setzt Källenius weiter voll auf das China-Geschäft. "China ist für unser Pkw-Geschäft heute mit Abstand der größte Markt. Und bleibt der größte Wachstumsmarkt in den nächsten zehn Jahren", sagte er "Bild am Sonntag". Dies sichere Arbeitsplätze in Deutschland.

Man hoffe auf "eine baldige Deeskalation in Hongkong", fügte Källenius hinzu. Er sei davon überzeugt, "dass wir auch weiterhin in einem offenen und freundschaftlichen Dialog mit China bleiben müssen". Die Partnerschaft mit China sei für die gesamte deutsche Wirtschaft von großer Bedeutung.

(W.Uljanov--DTZ)

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